Den OP-Führerschein zu machen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie allen, die im Operationsbereich zu tun haben. Generalsekretär Prof. Hartwig Bauer erläutert, worauf sich Neulinge gut vorbereiten sollten.
Herr Professor Bauer, jede Person im OP steigert das Risiko für den Patienten. Was rechtfertigt dennoch den Aufenthalt von Besuchern?
Auch wenn so wenig Personen wie möglich anwesend sein sollen, müssen wir den ärztlichen Nachwuchs, das OP-Personal und die Fachkräfte aus dem Anästhesie-Bereich ausbilden. Und da der Arbeitsplatz OP hochtechnisiert ist, müssen auch Techniker und Außendienstmitarbeiter Zutritt haben, um das Personal in Geräte einzuweisen oder neue Verfahrenstechniken einzuführen.
Wie willkommen sind Besucher dem OP-Team?
Wir haben eine hohe Verpflichtung, unser Wissen im Rahmen der Ausbildung weiterzugeben. Daher sind Besucher nicht generell unwillkommen. Allerdings sind die Betriebsabläufe sehr straff und die Wechselzeiten kurz. Dieser Druck macht Verzögerungen, wie sie durch das Einweisen und Kontrollieren von Besuchern entstehen, zu unliebsamen Störungen. Je besser also jemand vorbereitet ist und sich auskennt, umso reibungsloser läuft es im OP.
Den OP-Führerschein empfehlen Sie allen, die im Operationssaal zu tun haben. Abgesehen von den Hygieneregeln: Was sollen Besucher bedenken?
Im Operationssaal müssen Sie auch am Rücken Augen haben. Alles ist sehr beengt, es liegen Kabel auf dem Boden, und überall stehen Instrumententürme. Wer die gewohnten Bewegungsmuster von „draußen“ beibehält, stolpert leicht, stößt etwas um oder macht es unsteril. Daher muss man sich mit der Situation vertraut machen und sich sehr stark unter Kontrolle haben – auch was das Ansprechen des Operateurs angeht, dessen Konzentration nicht gestört werden darf.
Benehmen sich denn die Besucher der Situation angemessen?
Meiner Erfahrung nach ist jeder, der den OP betritt, hoch motiviert und gibt sich die größte Mühe, alles richtig zu machen. Allerdings passieren manchmal gerade deshalb Fehler. Ich erinnere mich an einen Besucher, der reflexartig ein auf den Boden gefallenes Instrument aufhob und wieder auf den Instrumentiertisch legte. Das ist natürlich die falsche Art von Hilfsbereitschaft.
Was empfehlen Sie in kritischen Situationen, wenn zum Beispiel jemandem im OP schlecht wird?
Bloß nicht den starken Mann oder die starke Frau markieren, was immer wieder vorkommt. Es ist keine Schande, wenn plötzlich die Beine schwer werden oder es sich flau im Magen anfühlt. Nur: Sagen Sie rechtzeitig Bescheid, setzen Sie sich oder verlassen Sie den Raum, bevor Sie kollabieren.
Warum ist der OP-Führerschein für Mitarbeiter aus der Medizintechnik-Industrie empfehlenswert?
Gerade Außendienstmitarbeiter sind sehr bemüht, die Abläufe möglichst wenig zu stören. Dennoch besteht immer ein Risiko, aus Unkenntnis oder auch aus Übereifer etwas falsch zu machen. Eine gute und in Ruhe stattfindende Schulung und Vorbereitung hilft, das zu vermeiden.
Dr. Birgit Oppermann
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