Die SIA NMS Grupa in Riga hat sich auf Vertrieb, Installation, Wartung und Inspektion von Medizinprodukten in Lettland spezialisiert. Als eine der ersten medizinischen Gesellschaften des Landes erhielt NMS Grupa 2005 das Zertifikat ISO 9001.
Herr Palkovs, wie schätzen Sie die aktuelle Situation des lettischen Marktes für Medizintechnik ein und was ist Ihre Prognose?
Im Moment wird der Markt hauptsächlich von EU-Mitteln angetrieben. Die eigenen Budgets der Krankenhäuser werden für Verbrauchsmaterialien, Gehälter und Betriebskosten verwendet. In Anbetracht der globalen Turbulenzen in der Wirtschaft und insbesondere in der EU ist klar, dass das Gesundheitsbudget die nächsten zwei, drei Jahre nicht entscheidend wachsen wird. Das Wirtschaftswachstum des Landes schürt aber die Zuversicht, dass die Krankenhäuser danach ihre Entwicklung fortsetzen und in neue medizinische Technologien investieren können.
Was müssen Unternehmen aus dem EU-Raum berücksichtigen, wenn sie medizinische Geräte nach Lettland, Litauen oder Estland exportieren möchten?
Die Gesetze und lokalen Anforderungen sind großenteils mit den EU-Vorschriften harmonisiert. Allerdings sind die Unterschiede zwischen allen drei Ländern zu berücksichtigen – hauptsächlich in der Mentalität und der Art und Weise der Geschäftstätigkeit. Wenn Unternehmen hochwertige Produkte mit Mehrwert anbieten, können sie sicher erwägen, diese auf den baltischen Markt zu bringen. Allerdings sollte das Preis-Leistungs-Verhältnis attraktiv sein, da der Preis ein wichtiger Faktor im Entscheidungsprozess ist.
Gibt es in den drei baltischen EU-Ländern Besonderheiten beim Marktzugang?
Nach meiner subjektiven Wahrnehmung und unserer Erfahrung ist Estland der transparenteste Markt, dann kommt Lettland, gefolgt von Litauen. Die persönlichen Beziehungen zu den Entscheidungsträgern spielen eine wichtige Rolle, und die Kommunikation sollte vorzugsweise in der Landessprache erfolgen. Wir raten zu starken lokalen Händlern: Sie können viel Zeit und Mühen sparen, wenn es darum geht, die Anforderungen in einem Marktsegment zu verstehen oder Marketing und Vertrieb effektiv zu organisieren.
Was sind die größten Chancen, die der baltische Markt für Medizintechnik bietet?
Da wir noch in der Übergangsphase vom alten sowjetischen Gesundheitswesen sind, gibt es großen Bedarf an neuen Technologien und medizinischer Infrastruktur. Estland hat die größten Erfolge vorzuweisen, in Lettland und Litauen fehlen uns noch immer moderne Einrichtungen und eine effiziente Krankenhausinfrastruktur. Es gibt also viele Möglichkeiten, aber sie gehen auch mit Risiken einher.
Wie sehen diese Risiken aus?
Die wesentlichen Risiken in Lettland und Litauen – nicht in Estland – betreffen die rechtzeitige Zahlung der Waren und Geräte. Wegen der geringen Budgets neigen Krankenhäuser auch dazu, mehr auf den Preis und weniger auf die Qualität zu achten. Das betrifft jedoch eher die Verbrauchsmaterialien. Bei Medizintechnik entscheidet sich der größte Teil der Einrichtungen immer noch für Qualität und Marken aus Europa, nicht aus Asien.
Bettina Gonser Freie Journalistin in Stuttgart
Weitere Informationen Zum Unternehmen NMS Grupa: www.nms.lv
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