Um sein neues Laboranalysegerät zur Flüssigkeitsuntersuchung profitabel auf den Markt zu bringen, suchte ein namhafter Hersteller die Unterstützung eines Entwicklungspartners. Die Wahl fiel auf den österreichischen Spezialisten für Medizinische Human-Machine-Interfaces, S.I.E.
Es ist eine Herausforderung für jedes Unternehmen, die entstehenden Problematiken und Prozesse schnell und sicher zu lösen, um ein neues Produkt in kürzester Zeit profitabel auf den Markt zu bringen. Vor diesem Hintergrund hat sich ein namhafter Hersteller medizinischer Laborgeräte an die System Industrie Electronic (S.I.E) GmbH gewandt, um ein neues, sehr hochwertiges Analysegerät zur Blut- und Flüssigkeitsuntersuchung zu entwickeln. Das Gerät soll in Laboren, Krankenhäuser und Arztpraxen nahe am Patienten eingesetzt werden. Die Entscheidung für das Lustenauer Unternehmen erfolgte unter anderem deswegen, weil es bereits auf einen 10-jährigen Erfahrungsschatz in der Medizintechnik zurückgreifen kann. Entscheidend war aber, dass die dort erarbeiteten Lösungen allesamt auf einem modularen Baukastensystem basieren.
Die Anforderungen des Kunden waren deutlich umrissen: Auf der Basis einer bereits bestehenden Mess-Technologie ein neues Produkt aufbauen, dass sich durch Funktionalität, Bedienungskomfort und Gesamtergonomie auszeichnet. Darüber hinaus sollte durch das hochwertige Gerätedesign eine deutliche Differenzierung vom Wettbewerb erzielt werden. Gleichzeitig mussten künftige Gerätegenerationen und -anwendungen Berücksichtigung finden.
Den Entwicklungsprozess erarbeiteten die Vorarlberger von Anfang an gemeinsam mit dem Kunden. In einem ersten Schritt wurden – als Basis für alle weiteren Projektstufen – die Kundenanforderungen, Anwenderbedürfnisse sowie Designvorgaben definiert. In dieser umfangreichen Beratungs- und Definitionsphase wurden die Grundsteine gelegt, um sowohl Zeit- als auch Kostenpotenziale während des gesamten Entwicklungsprozesses optimal zu nutzen.
Im nächsten Schritt wurde ein Basis-System des HMI (Human-Machine-Interface) erstellt, das heißt, die bereitliegenden Soft- und Hardwaremodule für die zukünftige Anwendung als Basisplattform zusammengefügt und dem Kunden zum Testen zur Verfügung gestellt. Als optimale Lösung aufgrund des Einsatzgebietes des Analysegerätes erwies sich das ARM-basierte Rechnermodul mit kundenspezifischen I/O-Schnittstellen, in Verbindung mit einem 7-Zoll-Projected-Capacitive-Touch Screen, das neben Multitouch auch Handschubedienung erlaubt.
Mit dem firmeneigenen Graphical User Interface (GUI) Framework, einer Software die ein einfaches und besonders rasches Erstellen neuer GUIs erlaubt, konnte ein erster Entwurf einer grafischen Bedienoberfläche entwickelt werden.
Bereits hier bewies sich das Baukastensystem als wesentlicher Vorteil zur Kostenreduktion und Zeitersparnis. Die Plattform ist außerdem bereits auf Langzeitverfügbarkeit und künftige Entwicklungen ausgelegt: S.I.E. bietet seinen Kunden eine Teileverfügbarkeit von bis zu zehn Jahren. Dadurch erhält der Kunde einen zusätzlichen nachhaltigen Nutzen in Bezug auf künftige Entwicklungsbeschleunigung und Kostenoptimierung.
Nachdem das Fundament gelegt wurde, sind in der nächsten Projektstufe für die weitere Entwicklung grundlegende Sachverhalte des Graphical User Interface Design (GUI-Design) geklärt und eingearbeitet worden. Der Kunde erhält immer sein eigenes Gerät. Für die Spezialisten aus Lustenau bedeutet dies, dass alle Faktoren auch bezüglich der Bedienansteuerung dem Corporate Design des Kunden folgen und entsprechend in das Gerät implementiert wurden. In diesem Fall konnte der Entwicklungsprozess beschleunigt werden, in dem die bereits vorhandene Messtechnologie als Basis mit dem neu entwickelten HMI zu einem Gesamtgerät verbunden wurde.
Um ein Produkt erfolgreich im Markt zu platzieren, müssen über die reinen Hard-Facts ebenso scheinbar sekundäre Elemente berücksichtigt werden. „Das Produkt hat in gewissem Sinne Begehrlichkeiten zu wecken“ erklärt Sascha Österle, Head of Innovation & Product Management bei S.I.E. Der Anwender müsse sich beim Umgehen damit wohlfühlen, damit es letztendlich überzeugt. „Unsere praktische Erfahrung als Entwicklungsdienstleister hat immer wieder gezeigt, dass über das äußere Produktdesign hinaus wichtige „smooth factors“ zu berücksichtigen sind“, so Österle. „Um das Entwicklungsprodukt als Paket rund zu machen, muss man ebenso sensorische Aspekte wie akustische Gesichtspunkte in Betracht ziehen. Wer möchte denn gerne mit einem hochwertigen Analysegerät arbeiten, das aber lediglich durch langweiliges, nervtötendes Piepsen auffällt?“
Das neue Analysegerät wird aber auch, wie jedes andere Produkt, „begriffen“. Deshalb flossen gleichermaßen haptische Aspekte in den Entwicklungsprozess mit ein – oftmals in der heutigen Zeit immer noch unterschätzte Sachverhalte, die aber entscheidend für den zukünftigen Verkaufserfolg sind. „Unser Ziel ist es immer, dem Kunden ein perfektes Produkt zu bieten. Als Meilenstein während des gesamten Projektes wurde ein serienreifer Prototyp produziert, der zunächst unsere eigenen Testreihen durchlaufen musste und anschließend dem Kunden zur weiteren Validierung zur Verfügung gestellt“, resümiert Markus Dillinger, Lead Product Innovation Manager beim österreichischen Entwicklungsspezialisten.
Nach erfolgter Kundenfreigabe konnte S.I.E. alle notwendigen Schritte zur späteren Serienfertigung durchführen. „Im Zuge dessen haben wir ebenfalls sämtliche Prüfverfahren und erforderlichen Abnahmen zur Erfüllung notwendiger nationaler und internationaler medizintechnischer Normen übernommen“, erinnert sich Sascha Österle. Die während des gesamten Projektprozesses geführte Dokumentation sichert sowohl die anschließende als auch zukünftige Serienfertigung. Insgesamt konnte der Kunde durch die Zusammenarbeit mit S.I.E. die gesamte Entwicklungszeit, angefangen von den ersten konzeptionellen Schritten bis zum Serienauftrag, auf neun Monate verkürzen und die vorgegebenen Kostensenkungspotenziale ausschöpfen. su
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