Die ausschließlich kabelgebundene Überwachung kritisch kranker Patienten ist ein Beispiel für die oft veraltete Elektronik und Kommunikationstechnik im medizinischen Umfeld. Einmal zugelassen, behindern solche Systeme Flexibilität und Innovation. „Die Herausforderung besteht darin, eine Brücke zu schlagen zwischen neuesten Möglichkeiten der Technologie und ihrer praktischen Anwendung in der Medizin“, sagt Prof. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden. Im neuen Projekt Semeco, das um die TU Dresden entsteht, sollen künftig Plattformtechnologien erarbeitet werden, die den Einsatz moderner Entwicklungen überall in der Medizin ermöglichen und weit über ein einzelnes Krankheitsbild hinausgehen.
Fördermittel im Rahmen von Clusters4Future
Die Abkürzung Semeco steht für Secure Medical Microsystems and Communications. Das gleichnamige Projekt gehört zu den Gewinnern der zweiten Runde des BMBF Clusters4Future-Wettbewerbs und erhält vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in den kommenden Jahren bis zu 15 Mio. Euro an Fördermitteln.
Der Zukunftscluster Semeco formiert sich, mit der Technischen Universität Dresden als Mittelpunkt. Gemeinsam mit dem Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Digitale Gesundheit, dem 5G++Lab Germany sowie dem Barkhausen-Institut haben die Projektpartner nach eigenen Angaben „gute Voraussetzungen für die Zusammenarbeit an innovativen Projekten“.
Laut Prof. Gerhard Fettweis, Professor für Mobile Nachrichtensysteme an der TU Dresden und wissenschaftlicher Koordinator des Projekts, ist das Ziel, ein industrielles Ökosystem zu schaffen. Darin soll das Innovations- und Zukunftspotenzial der Halbleiter- und Mikrosystemtechnikindustrie für die Medizintechnik besser zugänglich gemacht werden. Regulatorische und Sicherheitsanforderungen wollen die Beteiligten in Einklang bringen.
KI könnte die medizinische Regulatorik revolutionieren
Dazu gehört eine automatisierbare Zertifizierung mittels erklärbarer Künstlicher Intelligenz, die die Zertifizierung „drastisch verkürzen“ soll. „Die medizinische Elektronik und Kommunikationstechnik bleibt oft viele Jahre hinter dem Stand der Technik zurück, hier müssen wir deutlich intensiver am Innovationstempo arbeiten“, so Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden. Bisher führten einerseits komplexer werdende Systeme und andererseits anspruchsvollere Zulassungsprozesse zu immer längeren Innovationszyklen. Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) jedoch könnten die traditionelle medizinische Regulatorik revolutionieren, heißt es vom Cluster.
Neue Sicherheitsarchitekturen haben nach Angaben der Beteiligten das Potenzial, cybermedizinische Mikro- und Kommunikationssysteme schneller auf den Markt zu bringen. Technische Fachgebiete wie die Mikroelektronik, Kommunikationstechnologie und Nanotechnologie werden dafür verknüpft. Auch KI-gestützte Wissenssysteme und sichere Laufzeitumgebungen werden genutzt. So sollen neue Funktionalitäten für fortgeschrittene klinische Anwendungsszenarien entstehen wie smarte medizinische Instrumente und Implantate. (op)
Weitere Informationen
Semeco ist eines von sieben Clustern aus ganz Deutschland, das in der zweiten Runde des Clusters4Future-Wettbewerbs des BMBF aus 117 Bewerbungen ausgewählt wurde. Die dreijährige Förderperiode kann auf bis zu neun Jahre verlängert werden.
Kontakt zu den Projektpartnern:
TU Dresden
Else Kröner Fresenius Zentrum für Digitale Gesundheit
Anja Stübner
E-Mail: anja.stuebner@ukdd.de
URL https://digitalhealth.tu-dresden.de/
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