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So wird die Medizin mobil

IT-Anwendungen im Gesundheitswesen: Apps und Telemedizin auf der Medica
So wird die Medizin mobil

Was es an innovativen Health-IT-Lösungen und neuen Entwicklungen gibt, werden rund 400 Aussteller der diesjährigen Medica zeigen. Ihr Spektrum reicht von der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung bis zur Patientenfernüberwachung.

„Den einen Megatrend in der Medizin-IT, den gibt es derzeit nicht. Es gibt viele Hauptströmungen.“ So lässt sich die Markteinschätzung von Bernhard Calmer im Kern zusammenfassen. Calmer ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Gesundheits-IT (bvitg) und Leiter IT-Vertrieb Healthcare Deutschland der Siemens AG. Ungebrochen ist seiner Ansicht nach der Trend hin zur so genannten Mobility IT. Mit Mobile Computing schafft es die Informations- und Kommunikationstechnik erstmals, an den Point-of-Care zu kommen. „Wir bringen Daten, die wir für eine Entscheidungsfindung brauchen, direkt ans Krankenbett und können dort die Ideen, die im Rahmen einer Visite entwickelt werden, festhalten“, erläutert er.

Was aber ist der konkrete klinische Nutzen daraus? Antworten darauf gibt die Evaluation mobiler Endgeräte für den Einsatz bei mobiler Visite, Pflege und in anderen Szenarien – und die entsprechenden Überlegungen sind eines der fünf IT-Schlüsselthemen, die auf dem Gemeinschaftsstand „LiveView“ des Projektes Entscheiderfabrik zu sehen sein werden. Dort werden Ergebnisse aus Projekten in Akut-, Fach- und Rehakliniken aufgegriffen.
Und wo stehen wir in Sachen Apps für den Gesundheitssektor? Für Prof. Dr. oec. Volker Amelung, Schwerpunktprofessur für Internationale Gesundheitssystemforschung an der Medizinischen Hochschule Hannover, steht fest, dass nicht nur der zweite Gesundheitsmarkt, also der privat finanzierte Marktbereich, langfristig von den kleinen Anwendungen geprägt wird. Insbesondere in der Prävention und der Therapietreue sieht er große Chancen. Als Beispiel für eine gelungene App nennt er „MyPill“ der Apotheke „Zur Rose“. Die App erinnert nicht nur an den richtigen Zeitpunkt für die Einnahme der Antibabypille, sondern dokumentiert unter anderem den Verlauf der Einnahmen. Eine einstellbare Warnung kann auf ein erhöhtes Schwangerschaftsrisiko im Falle von, nicht eingenommenen Pillen aufmerksam machen. Vergleichbare Anwendungen könnten die Kosten im Gesundheitssystem senken, vor allem dann, wenn viele Tabletten nach einem komplizierten genau einzuhaltenden Zeitplan eingenommen werden müssen, wie es zur HIV-Bekämpfung erforderlich ist.
Natürlich habe alles seine Grenzen, zum Beispiel hinsichtlich der Betreuung von Demenzkranken. Trotzdem gibt sich Amelung optimistisch: „Selbst wenn Apps nur für zwanzig Prozent der Bevölkerung tauglich wären, so wären sie für diese Klientel ein Gewinn.“
Darauf, dass die Indikationen für die Nutzung der Mobilgeräte sehr gut überprüft werden müssten, hat kürzlich der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in einem Faltblatt hingewiesen. Dabei berief sich der Verband auf die Ergebnisse von Studien. So sei gezeigt worden, dass in der Tele-Dermatologie die Qualität des Befundes zwar nicht schlecht sei, jedoch deutlich unter der persönlich direkten Beurteilung und daraus folgenden Therapieentscheidung läge. Unterdessen konstatiert auch der Verband, dass App-Anwendungen im professionell-medizinischen Bereich breit gefächert sind. Genannt werden unter anderem die reine Datenübertragung (quasi als Modem) bei der mobilen Visite, die Betrachtung von EKGs und Röntgenbildern, die Anzeige von alphanumerischen Werten für Diagnostik und Therapieentscheidungen.
Was sich in der Entwicklung aktuell tut, zeigt auf der Messe der AppCircus, den das spanische Unternehmen Dotopen aus Barcelona organisiert. Dort stellen junge Entwickler am Freitag, dem 16. November, ihre Ideen vor. Diese Veranstaltung ist Bestandteil des Medica Health IT-Forums in Halle 15 – also dem Teil der Messe, der bislang unter dem Begriff Medica Media lief.
Zwei Projekte, in denen auch Apps eine Rolle spielen, haben bereits Anfang 2012 die Deutsche Telekom und das Schweizer Unternehmen Quentiq gestartet. Über eine kostenlose App, ein Smartphone oder andere vernetzte Geräte wie eine Digitalwaage oder ein Blutdruckmessgerät können Menschen ihr Ernährungsverhalten, Stresssituationen, Schlafphasen oder Fitnessaktivitäten aufzeichnen. Eine Fitness-App wiederum bietet dazu eine Auswahl von Sportarten an und errechnet anhand der gemessenen Dauer und Strecke, wie intensiv die Aktivität gewesen ist.
Die Telemedizin insgesamt ist aus Sicht der Deutschen Telekom ein ungebrochener Trend, der sich bereits im vergangenen Jahr andeutete. Sie wird eingesetzt, um den steigenden Altersdurchschnitt der Bevölkerung besser zu bewältigen. Voraussichtlich 2013 will das Unternehmen zum Beispiel ein neues Hausnotruf-System auf den Markt bringen. Körperkontaktlose Sensoren ähnlich jenen der Spielekonsole „Wii“ werden dann eingesetzt, um Stürze sicher zu erkennen und bei möglichst geringer Fehlerrate gegebenenfalls einen Alarm auszulösen.
Gemeinsam mit den Lahn-Dill-Kliniken sowie dem niederländischen IT-Unternehmen Portavita hat die Deutsche Telekom im Raum Gießen-Wetzlar zudem ein Projekt zur ambulanten Palliativversorgung (SAPV) begonnen. Hier soll eine elektronische Patientenakte die Dokumentation vereinfachen. Alle an der Behandlung Beteiligten können die webbasierte Akte via Tablet-PCs von unterwegs oder am Patientenbett einsehen und unter anderem Therapiemaßnahmen eintragen.
Auch der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Gesundheits-IT, Calmer, hält Telemedizin für unverzichtbar. „Wenn wir in Verbünden arbeiten und in ländlichen Regionen den jetzigen Standard der medizinischen Versorgung aufrechterhalten wollen“, sagt er, „dann brauchen wir Telemedizin.“ Dafür werde die sichere Telematik-Infrastruktur, die mit der elektronischen Gesundheitskarte verbunden ist, gebraucht. op
Weitere Informationen Über die Entscheiderfarbik: www.entscheiderfabrik.com Über den App-Circus: http://appcircus.com Über das Health IT-Forum: www.medica-health-it-forum.de

Ihr Stichwort
  • Mobility IT
  • Telemedizin
  • Health Apps
  • Medikamenteneinnahme
  • Prüfen der Indikationen
  • Palliativmedizin

  • Gesundheitsparcour Future Care
    Im Gesundheitsparcours Future Care werden Stationen des Gesundheitswesens und der optimierte Einsatz von IT zur Prozessunterstützung szenisch dargestellt. An Hand von medizinisch relevanten Fallbeispielen werden diese in moderierten Rundgängen von maximal 20 min Dauer räsentiert.
    Zu sehen ist unter anderem, wie die elektronische Gesundheitskarte (eGK) und der Heilberufeausweis im Krankenhaus genutzt werden können. Weitere Themen sind die Patientenaufnahme mit eGK ins Krankenhaus, das Signieren und Verschlüsseln mit erweiterter Signatur und eGK. Mobile Endgeräte werden auf der Medica in ihren Anwendungen in der Klinik und der ambulanten Versorgung zu sehen sein. Ein weiteres Thema sind Apps in Apotheken und im Home-Care-Bereich oder auch Smartphone-Applikationen in der ambulanten Pflege.
    Mehr zu Future Care: www.futurecare.de und am Bitkom-Gemeinschaftsstand (Halle 15, Stand A15)
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