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„Silber ist Antibiotika überlegen“

Biokompatible Beschichtungen: Wirkungsvolle Oberflächen für hygieneintensive Bereiche
„Silber ist Antibiotika überlegen“

Weltweit ist der Trend, medizinische Geräte antimikrobiell auszustatten. Warum das so ist und wie Silber die Oberflächen veredelt, ohne dabei mit dem Gewebe in Berührung zu kommen, erklärt Bio-Gate-CEO Karl Richter im Interview.

Herr Richter, wohin geht der Trend in der antimikrobiellen Beschichtung?

Der Markt wird immer kunden- und produktorientierter. Dabei wird die antimikrobielle Wirkung am Produkt verlangt und weniger die antimikrobielle Wirkung auf die Umwelt. Wir erwarten zudem eine Zunahme von Alltagstests. Das sind Prüfverfahren, die unser tägliches Leben betreffen. Außerdem sind in der Industrie immer höhere Standards zu erfüllen. Gerade im höherpreisigen Segment wächst das Bewußtsein, dass der Nachweis von qualitätssichernden Maßnahmen in der Produktion immer wichtiger wird.
Wo sehen Sie Wachstumschancen?
Das größte Potenzial sehen wir in den hygienesensitiven Bereichen. Und zwar dort, wo man zusätzliche Sicherheit implementieren will oder muss. Primäres Ziel kann es doch nur sein, die möglichen Risiken zu mindern, falls das Hygienemanagement partiell oder komplett ausfällt. Zu den hygienesensitiven Bereichen zählen zum Beispiel Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen. Neben den Medizinprodukten wie etwa Implantaten und Kathetern können aber auch die Arbeitsflächen, Vorhänge, Schutz- und Arbeitskleidung antimikrobiell veredelt werden. Bedenken Sie: Die Menschen in unserer Gesellschaft werden immer älter, und während der Pflegeaufwand steigt, sinken die vorhandenen Personalressourcen.
Was sind die Vorteile von Silber?
Bei der Verwendung von reinem Silber fallen keine giftigen Abfälle an, und es gibt keine Entsorgungsproblematik. Die Technologie beruht allein auf der antibakteriellen Wirkung der positiv geladenen Silberionen. So haben schon die Perser vor mehreren tausend Jahren Trinkwasser in Silberfässern gelagert, und bei Kopfverletzungen nach Unfällen wurden seit dem 19. Jahrhundert Silberplatten implantiert. Die Silberionen schädigen die Bakterienzelle, sie dringen in das Zellinnere ein und verhindern eine weitere Zellteilung. Damit ist die Silbertechnologie auch gegenüber dem Einsatz von Antibiotika überlegen. Denn es tauchen immer mehr Bakterien auf, die gegen Antibiotika resistent sind.
Wie kommt das Silber in die Beschichtung?
Dies geschieht auf rein physikalischem Weg durch die Abscheidung von Silberpartikeln. Dieses Verfahren ist nicht nur kostenschonend, sondern vermeidet auch Chemieabfälle.
Welche Medizin-Produkte können mit Silber beschichtet werden?
Es gibt im Grunde keine Einschränkung, was die Anwendungsgebiete betrifft. Kann man einen Werkstoff nicht komplett ausstatten, bleibt immer noch die Alternative, ihn zu beschichten. Der Anwender muss also seine Produktion nicht vollständig umstellen. Das bisherige Produkt wird nur noch einmal in einem finalen Schritt veredelt.
Welche Produkte bietet Bio-Gate an?
Wir verfügen über antibakterielle Additive wie beispielsweise das MicroSilver. Dieser Zusatzstoff wird in verschiedenen Qualitäten angeboten und findet in unterschiedlichen Bereichen Verwendung. In der Industrie etwa in Farben, Lacken oder Textilien, in der Kosmetik in Cremes, Lotionen und Zahnpasten und in der Medizintechnik in Knochen- oder Zahnzementen. Wir arbeiten gemeinsam mit unseren Kunden daran, deren Endprodukte mit unserer antibakteriellen Technologie auszustatten. Darüber hinaus bieten wir aber auch fertige Produkte für den Konsumgüterbereich wie Sprays oder Imprägnierungen für Textilien und Medizinprodukte an. Personal Care- und Kosmetikprodukte für Handelsmarken, sogenannte Private Label, werden über unsere Tochtergesellschaft BioEpiderm vertrieben. Im Portfolio befinden sich außerdem die Plasmabeschichtungen Hy-Protect. Hier werden Medizinprodukte mit Hilfe unserer Technologie antibakteriell beschichtet.
Wie unterscheidet sich Hy-Protect von anderen Oberflächenbehandlungen?
Eine Beschichtung mit Hy-Protect ist „ultradünn“, selbst ein menschliches Haar ist mehr als 100-fach dicker Somit wird Form und Gestalt des beschichteten Gegenstands kaum verändert. Zudem ist diese Beschichtung extrem biokompatibel. Das heißt, sie verträgt sich mit menschlichem Gewebe – und dennoch kommt das Gewebe selbst nie mit Silberpartikeln in Berührung, weil diese nochmals von einer Schutzschicht umgeben sind.
Welche Werkstoffe können beschichtet werden?
Hier sind wir äußerst flexibel. Ein Beispiel: Während der Entwicklung haben wir sogar schon einmal Teflon beschichtet…
Muss die Oberfläche vorbehandelt sein?
Nein, nicht über das für Beschichtungen übliche Maß hinaus. Wir brauchen also keine ungewöhnlichen Extras. Die Oberfläche sollte trocken und sauber sein.
Wie läuft der Beschichtungsvorgang ab?
Die zu beschichtenden Artikel werden zunächst in einen Halter gespannt – oder auf eine Rolle gezogen. In einem ersten Schritt werden die Silberpartikel aufgebracht, die in einem zweiten Schritt mit einer speziellen Schutzschicht überzogen werden – einem so genannten Plasmapolymer. Beide Arbeitsschritte werden individuell an die Erfordernisse des Produkts angepasst.
Welche Sterilisationsverfahren eignen sich für HyProtect-beschichtete Produkte?
Es kann eine Gammabestrahlung, aber auch Ethylenoxid – ein hochentzündliches Gas, das Bakterien, Schimmel und Pilze abtötet – verwendet werden. Die Wahl des Sterilisationsverfahrens wird in der Regel durch den Werkstoff des noch unbeschichteten Produkts bestimmt.
Ist das Verfahren zertifiziert?
Wir arbeiten auf der Grundlage von ISO 13485. Das unabhängige Testlabor, die QualityLabs (unsere Tochtergesellschaft), ist weltweit eines der wenigen, zu diesem Themenfeld nach ISO 17025 akkreditierten Testlabore.
Mit welchen speziellen Anforderungen kommen Ihre Kunden auf Sie zu?
Wir müssen auf ein breites Spektrum von möglichen Anforderungen vorbereitet sein. Da reicht die Palette von Produkten, die über die gesamte Produktlebensdauer die antimikrobielle Wirkung behalten sollen bis hin zu Medizinprodukten, bei denen eine Wirkung über einen Zeitraum von nur wenigen Tagen ausreicht, wie Wundauflagen oder Einweg-Blasenkathetern.
Weitere Informationen www.biogate.de www.hyprotect.de

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