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Schneller entwickeln und simulieren

Cloud Computing: Wie sich IT aus der Wolke schon heute gewinnbringend einsetzen lässt
Schneller entwickeln und simulieren

Cloud Computing, also „IT aus der Steckdose“ nach Bedarf, steckt noch in den Kinderschuhen. Vor allem Sicherheitsbedenken bremsen die Entwicklung – auch in der Medizintechnik. Doch gibt es Anwendungen, die sich heute bereits lohnen.

Die IT-Auguren von Gartner identifizieren Cloud Computing als eine von zehn strategischen Technologien für 2012. Derzeit nutzt laut M&M Research knapp ein Drittel aller weltweiten Organisationen im Healthcare-Umfeld Cloud-Dienste. Vom Rest planen dies 75 % für die nächsten drei bis fünf Jahre. „Organisationen sollten unbedingt erste Projekte starten, um Erfahrungen mit der Technologie zu sammeln“, rät Gartner Vice President Carl Claunch.

Doch wie die Reise in die Wolke starten? In der jetzigen Phase, so M&M, werden vor allem IT-Entwickler und -Tester auf öffentliche Cloud-Services zugreifen, um effizienter und einfacher arbeiten zu können. Vor allem IT-Leistungen der Basisinfrastruktur – Infrastructure as a Service (IaaS) genannt – und Software-Anwendungen – Software as a Service (SaaS) – fallen darunter.
SaaS wird auch als Mietsoftware bezeichnet. Viele Unternehmen in Deutschland nutzen heute bereits Standard-Anwendungen wie für das Kundenbeziehungsmanagement, E-Mail oder Projektmanagement. Dr. Carlo Veiten, Analyst der Experton Group, München: „Aufgrund der flexiblen Bereitstellung und Lizensierung nach Nutzer pro Monat sind SaaS-Lösungen gerade für kleine sowie schnell wachsende Unternehmen geeignet, da keine Infrastrukturinvestitionen sowie nur geringe Administrations- und Wartungskosten anfallen.“
Im Fall von IaaS werden auf technologischer Ebene Rechen- und Speicherleistung auf virtualisierten Servern sowie Netzwerkinfrastruktur-Funktionalität mit hohem Standardisierungsgrad als Service bereitgestellt. Ein Beispiel dafür ist Amazons EC2 Service.
Interessant sind solche IaaS-Services etwa für die Entwicklung und das Testen von Softwareapplikationen. „Die Entwicklung neuer Anwendungen setzt viele vorbereitende Maßnahmen sowie Investitionen voraus. Gerade in der kurzfristigen Bereitstellung von Hardware sowie deren Konfiguration liegt ein wesentlicher Zeit- und Kostenaufwand“, erklärt Veiten. Die Vorteile: Entwickler- und Projektteams können nun in wenigen Stunden Entwicklungs- und Testsysteme aufsetzen, die sich flexibel erweitern lassen. Auch reduzieren sich die internen Personal- und Prozesskosten für Planung, Beschaffung und Bereitstellung der Hardware. Sinnvoll ergänzen lassen sich IaaS-Services mit speziellen Entwickler-Plattformen aus der Wolke, im Branchenjargon Platform as a Service (PaaS) genannt. Beispiele dafür sind Google App Engine und Microsoft Azure Services.
Sinn machen Services aus der Cloud laut Experton Group auch, wenn große Datenmengen analysiert und berechnet werden müssen. Der Aufbau solcher Rechenleistungen erfordert hohe Investitionen, die sich nur bei gleichmäßig hoher Auslastung der Systeme rechnen. Velten nennt als Beispiele Data Mining, wissenschaftliche Simulationen oder Gen-Analysen. So verfährt beispielsweise das Labor für Personalisierte Medizin (LPM) des Zentrums für Biomedizinische Informatik der Harvard Medical School. Statt ein eigenes Rechenzentrum aufzubauen, mietet es Rechenleistung über Amazon Web Services für die Entwicklung und Simulation innovativer genetischer Testmodelle. Dazu legt das Labor „virtuelle“ Patienten an – teilweise bis zu 100 Millionen gleichzeitig. Das Ergebnis der Cloud-Nutzung: Ergebnisse in Rekordzeit.
Damit das Cloud Computing auch im Gesundheitsbereich attraktiv wird, fördert das
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unter dem Mantel der „Trusted Cloud“ Forschungsprojekte für sichere Anwendungsszenarien. Dazu zählt Cloud4- Health, ein IaaS-Projekt, bei dem Cloud-Dienste für die Sekundärnutzung medizinischer Routinedaten in Wirtschaft und Forschung entstehen. In einem Anwendungsszenario geht es darum, aus anonymisierten Patientendaten Informationen über die operative Behandlung von Hüftgelenken zu extrahieren und auszuwerten. So zu sagen ein Hüftprothetik-Register. Wichtig ist den Projektbeteiligten dabei, ein hohes Schutzniveau der sensiblen medizinischen Daten zu gewährleisten. Dr. Philipp Daumke, Geschäftsführer von Konsortialführer Averbis GmbH: „Hierdurch soll das Vertrauen des Gesundheitssektors in Cloud-Computing gestärkt und damit die Möglichkeit eröffnet werden, zukünftig auch datensensible Anwendungen in der Cloud anzubieten.“
Sabine Koll Fachjournalistin in Böblingen

Der Flugplan durch die Wolke
Die Auswahl des richtigen Anbieters von Cloud-Dienstleistungen ist für den Erfolg der gesamten Cloud-Strategie von zentraler Bedeutung. Doch bevor die Möglichkeit zur Wahl besteht, müssen laut Dr. Christian Brünger vom Geschäftsbereichsleiter IT-Consulting bei der Janz IT AG, Paderborn, eine Reihe von Fragen beantwortet werden. Dazu gehören unter anderem:
  • Welche Dienste können in die Cloud verlagert werden?
  • Welche Dienste können nur selbst betrieben werden?
  • Welche Dienste können sowohl selbst betrieben, als auch in die Cloud verlagert werden?
  • Welche Dienste müssen selbst betrieben werden?
  • Welche Dienste sollten in die Cloud verlagert werden?
Erst wenn es Antworten auf diese Fragen gibt, kann der eigentliche Auswahlprozess beginnen. Hierbei ist eine systematische Vorgehensweise erforderlich, um die Vergleichbarkeit der verfügbaren Anbieter zu gewährleisten. Damit die Wahl auf einen Cloud-Anbieter fällt, der den angestrebten Dienst in der gewünschten Qualität nachhaltig erbringen kann, sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:
  • Erfüllung unternehmensinterner fachlicher und individueller Anforderungen
  • Verfügbarkeits- und Servicezusagen
  • Vertragsrechtliche Flexibilität
  • Rechtliche Konformität (insbesondere Datenschutz)
  • Bonität und wirtschaftliche Stabilität
  • Branchen- und größenbezogene Kompetenz
  • Technologische Kompetenzen
Auf dieser Grundlage lässt sich schließlich der richtige Cloud-Provider auswählen.

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