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Schnelle Wege zu Innovation und Akzeptanz

Ambient Assisted Living: Normungsstrategie für den globalen Markt
Schnelle Wege zu Innovation und Akzeptanz

Nach Einschätzung des VDE steht das Technologiefeld Ambient Assisted Living vor einem rasanten Wachstum und könnte zum Exportschlager „Made in Germany“ werden. Gleichzeitig stehe das Feld aber noch vor großen Herausforderungen.

Technische Assistenzsysteme bieten insbesondere in den Bereichen Haushalt, Gesundheit und Sicherheit kostengünstige und effektive Lösungen für die alternde Gesellschaft. Darüber hinaus birgt Ambient Assisted Living (AAL) große Potenziale für die Elektro- und IT-Branche und den Arbeitsmarkt. Nach Ansicht von Experten der BMBF/VDE-Innovationspartnerschaft Ambient Assisted Living besteht eine zentrale Herausforderung darin, das Zusammenspiel, also die Interoperabilität, unterschiedlicher informations- und kommunikationstechnischer Komponenten und Geräte und deren Integration in ein Gesamtsystem zu gewährleisten. Damit sich Teilkomponenten vergleichen, kombinieren, austauschen und nachrüsten lassen, sind spezifische Normen und Standards erforderlich. Erste Empfehlungen zu Standards für „Intelligente Assistenzsysteme“ haben nun Mitarbeiter der VDE/DKE, der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE, vorgelegt.

In ihrem Papier regen die Experten an, sogenannte Integrationsprofile zu entwickeln, die typische Assistenzfunktionen für altersgerechte Technik aus Anwendersicht beschreiben und damit unter anderem die Benutzerfreundlichkeit erhöhen.
Da AAL einen globalen Markt bedient und beispielsweise ein deutsches Assistenzsystem sich auch im Ausland installieren lassen solle, müssten eine längerfristig angelegte gemeinsame Normungsstrategie entwickelt sowie europäische oder internationale Standards möglichst schnell umgesetzt werden. Für notwendig hält die Expertengruppe es auch, Strukturen sowie Prüfwerkzeuge, Szenarien und Testfälle zu etablieren, mit denen sich die Konformität von Systemen mit Normen oder Integrationsprofilen zuverlässig überprüfen lasse.
Bei der Entwicklung semantischer Meta-Modelle – maschinenverstädlicher Modelle des menschlichen Alltages – sehen die Experten noch erheblichen Forschungsbedarf. Diese Modelle seien Voraussetzung für Geräte, die bei der Installation und Einrichtung den Nutzer unterstützen und führen. Erst dadurch könnten Verbraucher komplexe, aber einfach zu bedienende Geräte im Fach- oder Elektrohandel kaufen und Fachhändler ohne großen Schulungsaufwand die Konfiguration übernehmen. Zum anderen gelte es, die Normung und Pflege durch geeignete Institutionen auch über einen langen Zeitraum sicherzustellen. Die Entwicklung semantischer Metamodelle ist den Experten zufolge auch nötig, um in der Vielfalt unterschiedlich komplexer Prozesse die Zusammenarbeit und die Möglichkeit der Erweiterung von Systemen zu sichern – von Basisdiensten, wie dem Ablesen der Temperatur des Backofens über einen Hausbus bis zu höheren Diensten, etwa dem Überwachen von Aktivitäten des täglichen Lebens. Die deutsche Industrie könne sich hier durch schnelles Handeln einen wichtigen Vorsprung im internationalen Wettbewerb sichern.
In der Offenlegung von Schnittstellen sehen die Experten eine weitere wichtige Voraussetzung für die Interoperabilität. Sie empfehlen, Projektergebnisse unter einer Open-Source-Lizenz freizugeben und die Offenlegung von Schnittstellen zur Auflage für künftige BMBF-Projektförderungen zu machen. Damit die Potenziale dieser neuen Anwendungen im Gesundheitswesen auch ausgeschöpft werden, sollten Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger in technischer und in organisatorischer Hinsicht künftig eng eingebunden werden. Für den Bereich Haushalt schlägt die Arbeitsgruppe die Einführung eines AAL-Passes vor, der die AAL-Tauglichkeit der Wohnung oder des Wohnhauses belegt. Dazu gehöre etwa die Verfügbarkeit breitbandiger Internetzugänge und Installationsmöglichkeiten für Assistenzsysteme. Ein sinnvolles Mittel zur weiteren Förderung von Innovationen und zu einer gesteigerten Akzeptanz für AAL-Anwendungen in der Bevölkerung sieht die Expertengruppe in der Ausschreibung von Wettbewerben zu Themen wie Sturzerkennung und innovative Notrufsysteme.
Die Empfehlungen der Arbeitsgruppe Schnittstellenintegration und Interoperabilität der BMBF/VDE-Innovationspartnerschaft werden als wichtiger Schritt auf dem Weg zur Markteinführung von AAL-Anwendungen gesehen. Als konkrete Ziele habe sich die Arbeitsgruppe vorgenommen, den aktuellen Stand der Technik in Bezug auf Interoperabilität zu analysieren, Problembereiche und Lücken in den bestehenden Standards und Normen zu identifizieren und auf dieser Basis Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung der Interoperabilität bei AAL-Komponenten und -Anwendungen zu formulieren, so die Autoren. Die Ergebnisse dieser Arbeiten sollen als Studie in Form eines Weißbuchs veröffentlicht werden.
Melanie Mora VDE e.V., Frankfurt

VDE / DKE
Die DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE hat den Bereich Standardisierung gegründet. Ziel ist es, frühzeitig Trends aufzugreifen und Interessen zu bündeln, aus denen dann Anforderungen an Normung und Standardisierung erarbeitet werden. Diese Standards veröffentlicht der VDE vorab als Anwendungsregeln. Spätestens im Juli dieses Jahres sollen Anwendungsregel für das Qualitätsmanagement in der Telemedizin erscheinen. www.dke.de

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