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Nicht nur Kosteneinsparung, auch Service ist gefragt

Einkaufsgemeinschaften: Kliniken profitieren von geringeren Sachkosten
Nicht nur Kosteneinsparung, auch Service ist gefragt

Die Ausgaben im Gesundheitsbereich sind in den letzten Jahren in Deutschland stark gestiegen. Knapp 80 Mrd. Euro kostet allein die stationäre Versorgung in Krankenhäusern, davon werden über 42 % den Sachkosten zugeordnet. Vor diesem Hintergrund werden Einkaufsgemeinschaften immer wichtiger, denn sie helfen, diese Kosten in den Kliniken zu reduzieren. Um ihre Attraktivität zu steigern, müssen sie jedoch künftig auf ein breiteres Serviceangebot setzen.

„Deutsche Krankenhäuser sind seit Jahren mit steigenden Kosten konfrontiert. Und dieser Trend wird sich auch in Zukunft fortsetzen“, sagt Oliver Rong, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. „Denn der demographische Wandel und politische Regulierungen treiben die Sachkosten der Krankenhäuser weiter in die Höhe.“ So gehen die Roland Berger-Experten davon aus, dass die Sachkosten von rund 39 Mrd. Euro im Jahr 2010 auf über 50 Mrd. Euro im Jahr

2016 ansteigen werden. Angesichts der steigenden Kosten müssen Krankenhäuser Wege finden, ihre Ausgaben zu senken und möglichst kostengünstig einzukaufen.
Einkaufsgesellschaften bieten Krankenhäusern genau diese Möglichkeit, so der Gesundheitsexperte. Sie bündeln den Produktbedarf vieler Krankenhäuser und erzielen dadurch niedrigere Kosten. Denn anders als einzelne Krankenhäuser haben Einkaufsgemeinschaften eine größere Verhandlungsmacht gegenüber ihren Lieferanten. So nimmt das Einkaufsvolumen, das Krankenhäuser über Einkaufsgesellschaften beziehen, schon seit Jahren stetig zu. Wurden im Jahr 2000 nur rund 20 % der Sachkosten über Einkaufsgesellschaften abgewickelt, so sind es derzeit rund 50 %.
„Auf dem Markt erkennen wir einen deutlichen Trend: Einkaufsgemeinschaften möchten durch umfangreiche Services einen Mehrwert für ihre Kunden schaffen“, erklärt Rong. So bieten Einkaufsgesellschaften immer öfter zusätzliche Leistungen: Sie straffen das Sortiment, beraten Kliniken bei Produktumstellungen und übernehmen für sie Logistikdienstleistungen. „Durch zusätzliche Servicedienstleistungen können Einkaufsgemeinschaften nicht nur ihre Attraktivität bei Industrie und Kliniken, sondern auch ihre eigene Profitabilität steigern“, sagt Zun-Gon Kim, ebenfalls Partner bei Roland Berger.
Auch der Schweizer und der österreichische Markt bieten großes Potenzial für Einkaufsgesellschaften. Denn in Österreich wachsen die Gesundheitsausgaben um 4,4 % jährlich und in der Schweiz um 3,5 %. Allerdings unterscheidet sich die Lage der Einkaufsgesellschaften in beiden Länden erheblich: Während Einkaufsgesellschaften in der Schweiz mit einer Marktdurchdringung von etwa 38 % bereits gut vertreten sind, stehen ihnen strenge Regelungen bei der Auftragsvergabe in Österreich im Weg. Hier decken sie aktuell rund 34 % des Marktes ab.
Doch steigende Kosten sowie anstehende Gesundheitsreformen erhöhen den Druck auf Krankenhäuser, ihre Kosten in Grenzen zu halten. „Mittelfristig gehen wir deshalb davon aus, dass sich die Schweiz und Österreich ähnlich entwickeln werden wie der deutsche Markt. Und auch dort werden Einkaufsgesellschaften in den nächsten Jahren sicherlich wichtiger werden“, prognostiziert Oliver Rong.
Für Deutschland bennent der BME – Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf, Logistk e.V., Frankfurt/Main, in seinem aktuellen Leitfaden zu den Beschaffungstrategien der Krankenhäuser sechs Arten von Einkaufsgemeinschaften:
Arbeitsteilige Einkaufsgemeinschaften
Diese arbeiten nach dem Prinzip der Arbeitsteiligkeit, das heißt. eine Anzahl von Krankenhäusern schließt sich zu einem Einkaufsverbund zusammen und teilt sich die Arbeiten entsprechend der Mitgliedshäuser untereinander auf, sprich stellt entsprechende Personalkapazitäten zur Verfügung.
Genossenschaftliche Einkaufsgemeinschaften
Bei genossenschaftlich orientierten Einkaufsgemeinschaften werden die Verhandlungen und Strategien zum Großteil von der Einkaufsgemeinschaft unter der fachlichen Steuerung der Mitgliedshäuser erledigt. Erwirtschaftete Überschüsse der Einkaufsgemeinschaft werden an die Mitgliedshäuser verteilt.
Kommerzielle Einkaufsgemeinschaften
Kommerzielle Einkaufsgemeinschaften sind Unternehmen, die sich auf die Unterstützung der Einkaufstätigkeit in den Krankenhäuser spezialisiert haben. Diese bieten ihre Dienstleistungen den Mitgliedshäusern kostenfrei an. Die Finanzierung erfolgt hier über eine Aufwandsentschädigung durch die Industrie oder ein Anteil der Kostensenkungen verbleibt als Dienstleistungsvergütung bei der Einkaufsgemeinschaft.
Regional orientierte Einkaufsgemeinschaften
Die Regional orientierte Einkaufsgemeinschaften setzen ihren Schwerpunkt auf einen Landkreis oder eine Region beziehungsweise ein Bundesland, um den Mitgliedern in der Nachbarschaft vergleichbare Konditionen bieten zu können. Hierbei werden oftmals auch lokale Lieferstrukturen bevorzugt, vor allem bei personengebundenen Dienstleistungen und verderblichen Gütern.
Konfessionell orientierte Einkaufsgemeinschaften
Bei konfessionellen Einkaufsgemeinschaften arbeiten Häuser einer Kirche oder einer Glaubensgemeinschaft, eines Bistums oder eines Ordens zusammen (bei letzterem auch überregional und bundesweit).
Politische Organisation
Der Bundesverband der Beschaffungsinstitutionen in der Gesundheitswirtschaft Deutschland e.V. (BVBG) hat sich der Förderung und Optimierung der Gesundheitsfür- und -vorsorge verschrieben. Die Beschaffungsinstitutionen sind gefangen im alltäglichen Geschäft, so dass Lobbyarbeit für diese selbst kaum möglich ist. Es ist aber wichtig, dass gerade diese Institutionen ein Sprachrohr nach außen erhalten und so deren Interessen weitergetragen werden. Dieser Notwendigkeit will sich der Verein annehmen. Die derzeitigen Vereinsmitglieder sind AGKAMED GmbH, Comparatio Health GmbH, E.K.K.e.G., P.E.G. eG und Prospitalia GmbH.
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