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Mensch und Roboter im Team

Servicerobotik: Roboter erobern Medizin und Pflege
Mensch und Roboter im Team

Die Servicerobotik in der Medizin und Pflege gewinnt weiter an Bedeutung. Die Fachmesse Automatica in München gibt der professionellen Servicerobotik eine eigene Plattform und zeigt neue Entwicklungen sowie konkrete Anwendungen.

Ob in der Chirurgie, in der Pflege und Rehabilitation oder in der Organisation von Krankenhäusern – Serviceroboter werden in immer mehr Bereichen eingesetzt. Dank Bewegungserfassung, Navigation, Lernfähigkeit und künstlicher Intelligenz bilden Mensch und Maschine immer öfter ein perfektes Team. Ein Paradebeispiel für das Mensch-Maschine-Team ist der Chirurgieroboter „da Vinci“ mit seinem Siegeszug rund um den Globus. Im Gegensatz zur herkömmlichen minimal-invasiven Chirurgie können mit dem da-Vinci-Roboter viel komplexere Eingriffe sicher durchgeführt werden.

„In der Urologie können wir Nierentumore organerhaltend nun mit weniger Schmerzen entfernen und die Patienten früher entlassen“, so Dr. Ahmed Magheli, leitender Oberarzt Urologie der Charité Berlin. „Dies trifft vor allem auch für die radikale Prostata-Operation zu, die eine besonders feine Technik erfordert, da Kontinenz und Potenz in Gefahr sind.“ Mussten früher Chirurgen bis zu 200 laparoskopische Eingriffe absolvieren, um konstant gute Resultate zu erzielen, können sie heute dank da Vinci die Operation viel rascher mit guten Ergebnissen beherrschen.
In der Chirurgie bleibt der Roboter stets unter Kontrolle des Arztes, bestätigt Prof. Gerd Hirzinger, ehemaliger Leiter des Instituts für Robotik und Mechatronik der DLR in Oberpfaffenhofen. „Aber eine Biopsie-Nadel zielsicher in einen bloß wenige Millimeter großen Gehirntumor zu stechen, erledigt ein kleiner Roboterarm zitterfrei und gegebenenfalls präziser als die Chirurgenhand.“
Ganz nah am Menschen sind Kuka-Roboter aktiv: Sie helfen, Diagnosen zu stellen, planen und führen Behandlungen durch. Roboter positionieren Patienten, realisieren Konzeptstudien zur Knochenchirurgie und tragen nach einem Schlaganfall dazu bei, Autonomie und Lebensqualität von hilfsbedürftigen Menschen zu verbessern. „Mit Schlüsseltechnologien im Bereich Sicherheit, einfachen Bedienkonzepten und autonomer Navigation mausern sich Roboter zum cleveren Assistenten des Menschen“, bringt es Michael Otto, Leiter Medizinrobotik bei der Kuka Laboratories GmbH, auf den Punkt.
In der Logistik moderner Krankenhäuser wie im Niguarda Ca‘ Granda Hospital in Mailand leistet Servicerobotik heute ebenfalls wertvolle Dienste: Auf rund 340 000 m² zirkulieren 32 fahrerlose Transportfahrzeuge, bringen – völlig autonom – Essen zu den Stationen, entsorgen Wäsche und Abfall, holen Medikamente aus der Pharma-Lagerverwaltung, besorgen medizinisches Zubehör und nehmen Sterilisierungen vor. Die über 4100 Fachleute können ihre Zeit damit für Aktivitäten höherer Wertschöpfung nutzen und sich besser um die Patienten kümmern. „Wesentlich für diesen hohen Automatisierungsgrad ist flexible, konfigurierbare und autonome Servicerobotik“, erklärt Nicola Tomatis, CEO der Schweizer Blue Botics SA und Erfinder der ANT (Autonomous Navigation Technology). „Das selbstständige Funktionieren in einem menschlichen Umfeld fordert intelligentes Navigieren, das ohne zusätzliche Infrastruktur auskommt und damit auf breiter Ebene wirtschaftlich einsetzbar ist.“
Wirtschaftlichen Erfolg verbuchen die elektronischen Helfer auch in der Rehabilitation: „Erkenntnisse über die Neuroplastizität des zentralen Nervensystems und des funktionsorientierten Lernens zeigen, dass Patienten mit neurologischen Bewegungsstörungen ihre Gehfähigkeit durch intensives Training wiedererlernen können“, erklärt Dr. Gery Colombo, Mitgründer und CEO bei Hocoma, einem Anbieter von automatisierten Therapiegeräten in Volketswil/Schweiz. Die Nase vorn hat er mit dem neuen Modul FreeD. Es bietet weitere Freiheitsgrade und trainiert zusätzliche motorische Aspekte für die spätere Reha-Phase. Seiner Ansicht nach würden Schlaganfallpatienten, die robotergestütztes Gangtraining kombiniert mit Physiotherapie erhalten, viel eher wieder selbstständig gehen lernen als solche, die konventionell trainieren.
Die künftige Herausforderung für Serviceroboter sieht Dr. Roko Tschakarow, Geschäftsbereichsleitung Mobile Greifsysteme bei der Schunk GmbH & Co. KG, Lauffen, in der Kommunikationsfähigkeit und der engen Interaktion mit dem Menschen. Besonders interessant sind Serviceroboter dort, wo sie präziser als der Mensch arbeiten. Mit der italienischen Technologieschmiede Loccioni realisierte Schunk in einer Krankenhaus-Apotheke einen Roboter, dessen Greifer toxische Substanzen für die Tumortherapie mischen und dank dieser Automatisierung die Qualität nachweislich verbesserten. su

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    Die Automatica, internationale Fachmesse für Automation und Mechatronik, ist der zentrale Treffpunkt für Hersteller und Anwender von Montage- und Handhabungstechnik, Robotik sowie Industrieller Bildverarbeitung. Vom 3. bis 6. Juni zeigen die Aussteller der Automatica 2014 in München die komplette Wertschöpfungskette des Bereiches Robotik + Automation. Erstmalig präsentiert die Messe einen eigenen Ausstellungsbereich in der Halle A4 zum Thema Professionelle Servicerobotik. Der Schwerpunkt liegt auf verkaufbaren Endprodukten und Komponenten, die als Investitionsgüter unmittelbar zum Einsatz kommen.
    Unter dem Motto „Automation in Dialogue“ richtet zudem die Konradin Mediengruppe erneut das offizielle Forum auf der Automatica aus. Die Themenschwerpunkte des Automatica Forums greifen die aktuellen Trends der Branche und der Messe auf: Dazu gehört neben Bluecompetence, der optimierten Produktion sowie Industrie 4.0 auch die Servicerobotik. Auf dem Automatica Forum in der Halle B5 stehen am Mittwoch, dem 4. Juni, unter anderem Vorträge zum Thema Robotik und Automation für Medizin und Lifesciences auf dem Programm.
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