Forscher haben ein mentales Training entwickelt, das das taktische Verhalten von Kickern verbessert. Der Clou: Mit der Methode übt der Fußballer, ohne sich auf dem Spielfeld zu befinden.
„Im Fußball und in anderen Teamsportarten kommt es gerade darauf an, dass alle Spieler einer Mannschaft miteinander harmonieren – besonders im taktischen Verhalten“, sagt Prof. Thomas Schack. Der Sportwissenschaftler und Kognitionspsychologe hat sich darauf spezialisiert, zu erfassen, wie Sportler Spielabläufe im Gedächtnis speichern und sie abrufen. Er leitet die Forschungsgruppe „Neurokognition und Bewegung – Biomechanik“, die am Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie Citec der Universität Bielefeld arbeitet. „Heutzutage unterscheidet sich die körperliche Fitness der Fußballer innerhalb einer Leistungsklasse kaum. Die innere Vorstellung mannschaftstaktischen Verhaltens kann deshalb ein entscheidender Vorteil sein. Das Problem ist, dass viele Spieler mannschaftstaktisches Verhalten mitunter falsch oder gar nicht im Gedächtnis abgespeichert haben. Wir entwickeln Verfahren, mit dem Spieler dieses fehlende Wissen erlernen“, sagt Schack.
Die neue Methode setzt auf das Vorstellungsvermögen der Sportler. Getestet wurde sie mit Fußballern, die Futsal spielen. Bei dieser Art des Hallenfußballs wird der Ball deutlich schneller gespielt als beim herkömmlichen Fußball auf dem Rasen. Zwei Teams mit je fünf Personen spielen auf Handballtore.
„Unser Verfahren basiert auf Fotos und Erklärungstexten zu typischen Taktik-Situationen“, sagt Dr. Cornelia Frank, Mitarbeiterin in Schacks Forschungsgruppe. Die Fotos und Texte erlauben es den Spielern, sich in eine Spielsituation hineinzuversetzen und sich die gemeinsame Handlung bis hin zum erfolgreichen Torabschluss vorzustellen. Die Sportwissenschaftlerin hat das neue Verfahren namens „Joint Action Imagery“ (Vorstellung gemeinsamer Handlungen) entwickelt. Sie und der Student Gian-Luca Linstromberg haben die Methode nun erstmals in einer Studie mit einer Bielefelder Hochschulsportgruppe eingesetzt und analysiert.
„Ein zentrales Ergebnis ist, dass die Spieler die verschiedenen Taktiken durch das mentale Training besser auseinanderhalten können als vorher“, sagt Cornelia Frank. Die Fortschritte der Testpersonen wurden mit einer Kontrollgruppe von Futsal-Spielern verglichen, die nicht am mentalen Training teilgenommen hat. „Das Verblüffende war: Im Vergleich zur Kontrollgruppe haben die Personen mit dem mentalen Training funktionale, also zweckmäßige Vorstellungen der Taktiken entwickelt. Damit geht ihre mentale Taktik-Kompetenz in Richtung von Profi-Spielern.“
Frank sagt: „Mit unserer Methode lernen Spieler in kurzer Zeit gewissermaßen das fußballerische Einmaleins, das jeder Trainer voraussetzt. Und sie bekommen ein besseres Verständnis dafür, welches Taktikkonzept bei welcher Konstellation greifen kann.“
Cornelia Frank stellt das neue Training Ende Juli in Köln auf dem Sportspielsymposium der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) vor, die gemeinsam mit der Konferenz „Teaching Games for Understanding“ abgehalten wird.
Weitere Informationen: Pressemeldung der Uni Bielefeld www.uni-bielefeld.de/sport/arbeitsbereiche/ab_ii/start.html
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