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Hilfe mit Herz und Technik

Allgemein Jubilaeumsausgabe
Hilfe mit Herz und Technik

Soziales Engagement | Medizintechnik macht oft den entscheidenden Unterschied, wenn es darum geht, Menschen in gesundheitlicher Not zu helfen. Neue Entwicklungen können dabei ebenso Leben retten wie ein beherztes Engagement. Es finden sich neben technischer Expertise auch Projekte, die von mitmenschlichem Verantwortungsbewusstsein zeugen.

Es ist sicher ein Tropfen auf den heißen Stein, aber es ist eine direkte Hilfe für Menschen, die ihren Beruf als Berufung sehen“, beschreibt Sigmund Opferkuch seine Motivation. Bewegt durch die Erlebnisse während eines Indien-Aufenthaltes gründete der Zahntechniker die Neurochirurgische Hilfe Indien e.V. Die setzt sich seitdem im indischen Puna dafür ein, dass teure neurochirurgische Eingriffe auch den Ärmeren der Bevölkerung zugänglich werden. Sie haben in den allerwenigsten Fällen eine Krankenversicherung. Obwohl die Kliniken gut ausgerüstet sind, ist ihnen der Weg zu einer oft lebensrettenden Operation verbaut.

Deshalb finanziert die Neurochirurgische Hilfe Indien Operationen und Geräteanschaffungen im Krankenhaus Puna, allesamt auf Spendenbasis. Durch das Projekt konnten bis dato mehr als 5 000 Operationen durchgeführt werden. „Ein Patient, Datta Bansin, lag mir besonders am Herzen, da ich ihn vor seiner Operation persönlich kennenlernen durfte. Der zwölfjährige Junge war durch einen Tumor an der Hypophyse in seinem Wachstum gehemmt“, erzählt Sigmund Opferkuch. Er erhält einige Wochen später ein Foto, das einen hellwachen Jungen zeigt.
Der Patient wurde erfolgreich operiert – vom indischen Neurochirurgen Dr. Jaydev Panchawagh. Er führte bereits früher unentgeltlich Operationen durch, um mittellosen Patienten zu helfen. Der Arzt und der Aalener Zahntechniker kennen sich schon lange, im Jahr 2006 legten sie gemeinsam den Grundstein für die Neurochirurgische Hilfe Indien. Der Verein zählt mittlerweile 60 Mitglieder und finanziert sich durch Benefizkonzerte, Geldspenden und gesponsorte medizinische Geräte.
Richtig spenden? Nicht alles eine Frage der Technik
„Veränderung geschieht vorrangig durch Vermittlung von Wissen“, sagt David Große Wentrup, Doktorand am Zentrum für Medizintechnik und Ergonomie (MTE) der FH Münster. Zusammen mit dem Verein Etiopia-Witten e.V. engagiert sich das MTE für strukturierte medizintechnische Hilfe in Äthiopien. Denn viele Spenden seien zwar gut gemeint, aber verursachten letztendlich sogar mehr Schaden als Nutzen, erklärt Große Wentrup. „Nur gut 30 Prozent der gespendeten Geräte werden überhaupt eingesetzt, nach 5 Jahren funktionieren weniger als 10 Prozent.“ Fehlende Ersatzteile oder Verbrauchsmaterialien sowie mangelnde fachtechnische Ausbildung führen dazu, dass Spenden mit Herz, aber ohne Kopf im Sande verlaufen. An dieser Stelle greifen die Projekte des MTE ein: Medizintechniker und Studenten reisten mehrfach mit Geräten, Handbüchern und Ersatzteilen nach Äthiopien, reparierten und erklärten vor Ort. Es galt, vor allem mit relativ einfacher, aber essenziell wichtiger Technik einen großen Effekt zu erzielen. Autoklaven zur Reinigung von OP-Besteck vor Ort in Stand zu halten bringt zum Beispiel ein Vielfaches mehr, als in Massen OP-Leuchten zu spenden – die an so manchem Wellblechdach eines Dorfkrankenhauses schon gar nicht befestigt werden können. Deshalb vermittelt der Verein Etiopia-Witten auch Komplettpaket-Spenden: Sie beinhalten einen ganzen Behandlungsplatz inklusive Personal und langfristiger Versorgung. So werden unsinnige Gerätespenden vermieden, die im schlimmsten Fall sogar den einheimischen Medizintechnikmarkt zerstören.
Mit Medizintechnik helfen: Eine Herzensangelegenheit
Oft ist die Technik in ärmeren Ländern zwar vorhanden, aber zu teuer. Ein klassisches Beispiel hierfür sind lebensrettende Herzschrittmacher oder implantierbare Defibrillatoren. In Entwicklungsländern können sich Menschen mit Herzleiden nur selten ein solches Gerät leisten. Die Heartbeat International Foundation (HBI) versorgt deswegen diejenigen mit der lebensrettenden Technik, die zu diesem Eingriff keinen Zugang haben.
Weltweit implantieren Chirurgen in elf Herzzentren des HBI-Netzwerks kostenlos Herzschrittmacher und Defibrillatoren, die von dem Herzimplantat-Spezialisten Biotronik gespendet werden. Deren Summe beläuft sich mittlerweile auf mehr als 5 600 Geräte. Durch die Kooperation konnte bereits mehreren Tausend Menschen das Leben gerettet werden.
Zudem unterstützt das Berliner Unternehmen den Radsportler Sascha Vergin. Der 37-Jährige trägt selbst einen Schrittmacher und sammelte auf einer 700 km langen Radtour Spenden für das Kinderherzzentrum St. Augustin. An Biotronik wandte er sich mit der Bitte, die Trikots für die Tour zu sponsern, woraufhin das Unternehmen zusätzlich die Kommunikation der Kampagne unterstützte. Die Berliner setzen sich allerdings nicht nur für Herzkranke ein: Das Unternehmen arbeitet eng mit der „Arche“ zusammen, einem Projekt zur Förderung von Kindern aus sozial benachteiligten Verhältnissen in Berlin. Dazu gehört neben finanzieller Unterstützung , dass Mitarbeiter des Unternehmens jedes Jahr persönlich vor Ort beim Sommerfest helfen oder zu Weihnachten mit den Kindern backen oder basteln. ■
Alison Smyth Fachjournalistin in Stuttgart
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