Startseite » Allgemein »

Hightech fürs Augenlicht

Grauer-Star-Behandlung: CNC-Werkzeugmaschinen für den indischen Gesundheitsmarkt
Hightech fürs Augenlicht

In Indien gehört der graue Star zu den häufigsten Ursachen für den Verlust des Augenlichts. In Chennai stellt Appasamy Associates 80 % der Intraokularlinsen her, die zur Behandlung verwendet werden. Eingesetzt werden dabei CNC-Werkzeugmaschinen von Haas Automation.

Seit mehreren Jahrzehnten bemüht sich die indische Regierung mit ihrem Nationalen Programm zur Bekämpfung der Blindheit im ganzen Land den vom grauen Star (Katarakt) betroffenen Menschen zu helfen. R. V. Ravichandran ist Betriebsleiter bei der Appasamy Associates Group, einem Kunden von Haas. „Dank des Programms der Regierung”, berichtet er, „muss ein Patient mit einem grauen Star, der im System erfasst ist, auch wenn er an einem sehr abgelegenen Ort wohnt, manchmal nur ein oder zwei Wochen warten, bis eine Katarakt-Operation sein Augenlicht wiederherstellt.”

Katarakte kommen in Indien aus vielen Gründen häufig vor. „Die Hauptursache ist die ultraviolette Strahlung”, erläutert Ravichandran. „Die Menschen verbringen den Großteil ihres Lebens bei sehr hellem Sonnenlicht im Freien. Im Alter benötigen dann viele von ihnen eine Operation.”
Die Appasamy Associates Group in Chennai stellt 80 % der Intraokularlinsen her, die in Indien zur Behandlung von Katarakt-Patienten verwendet werden. Die Intraokularlinse ist ein flexibler Kunststoff-Einsatz mit Halterungen. Bei einer Operation wird die Linse des Patienten, zumeist nach einer Tieftemperatur-Behandlung (Kryochirurgie), entfernt und die neue Linse in den Kapselsack des Auges eingesetzt. Appasamy produziert jeden Monat 300 000 Linsen sowie die Einweg-Spritzen, die verwendet werden, um die Linsen in das Auge zu injizieren. Ebenfalls im Programm sind weitere Instrumente und Geräte für Augenkliniken und Krankenhäuser. Mit Ellis Opthalmics besitzt das Unternehmen zudem ein Büro und eine Produktionsstätte in New York City, USA. Die dortige Produktion wird fast ausschließlich nach Indien importiert. „Die indischen Ärzte möchten Linsen, die in den USA hergestellt und importiert wurden”, erläutert Ravichandran, „auch wenn sie mehr kosten.“
Von den Linsen abgesehen sind seit Jahren fast alle anderen wegweisenden Produkte und Innovationen des Unternehmens auf den lokalen Bedarf und die lokalen Preise abgestimmt, die weit unter denen importierter Alternativen liegen.
In den 1970er Jahren arbeitete Firmengründer Appasamy in den USA für einen Hersteller von Kontaktlinsen und gründete bald sein eigenes Unternehmen, das ein preiswertes Produkt zum Einfrieren des Linsenkerns vor der Entnahme herstellte. Damals produzierte ein europäisches Unternehmen das einzige vergleichbare Gerät, das für diese Aufgabe eingesetzt werden konnte. Allerdings war diese Maschine für die Ärzte in Indien zu teuer. Appasamy hat die Konstruktion vereinfacht und konnte so eine besser geeignete Maschine zu einem weitaus niedrigeren Preis anbieten. Das neue Produkt wurde in Indien populär und ermöglichte vor allem den Wanderärzten, die ihre Dienste den Patienten in ländlichen und abgelegenen Gegenden anboten, die Katarakt-Operation auszuführen.
Heute beschäftigt Appasamy über 2500 Mitarbeiter, davon 1380 im Werk von Puducherry und die meisten anderen in den Werken in Kalkutta, Chennai und Dehli. Das Unternehmen erwirtschaftet gegenwärtig einen Jahresumsatz von über 2 Mrd. US-$, und viele seiner wichtigsten Produkte werden auf 20 Haas CNC-Werkzeugmaschinen im Werk in Puducherry gefertigt: Eine Haas-Mini-Mill, elf vertikale Bearbeitungszentren VF-1 und acht Drehzentren SL-10 stellen die Teile für 1800 verschiedene chirurgische Instrumente und Geräteteile aus dem Produktkatalog von Appasamy her. Das Portfolio umfasst unter anderem Mikroskope und Spaltlampen, die in Kliniken und OP-Sälen zum Einsatz kommen, sowie Tonometer zum Messen des Augeninnendrucks. „Das Tonometer ist eines unserer Verkaufsschlager und eine Eigenentwicklung”, meint P. Prakash, stellvertretender CNC-Leiter. „Alle 45 Teile werden auf der Mini-Mill gefertigt. Wir produzieren 150 Geräte pro Monat.”
Ein YAG-Laser ist eine weitere Eigenentwicklung von Appasamy. Nachdem der Katarakt entfernt und durch eine Intraokularlinse ersetzt wurde, kann es passieren, dass der Kapselsack hinter der Linse dicker und ‚milchig‘ wird, so dass Licht streut, bevor es auf die Netzhaut (Retina) trifft. Um diese Komplikation zu lindern, wird der eingetrübte Kapselbereich mit einem Laser perforiert, damit das Licht leichter passieren kann. 20 Jahre lang hat das optische Unternehmen Carl Zeiss in Deutschland den einzigen in Indien erhältlichen YAG-Laser hergestellt, bis Appassamy eine preiswertere Ausführung entwickelt und gebaut hat.
Das System zum Einsetzen der Intraokularlinsen kommt ohne chirurgische Nähte aus, da der erforderliche Schnitt in der Linse nicht einmal 5 mm lang ist. Die Ersatzlinse wird zusammengerollt und in das Auge injiziert, wo sie sich wieder entfaltet.
Neben diesen Linsen stellt Appasamy auch die Einweg-Spritzen her, deren Formen auf einer Haas VF-2 Super Speed gefertigt werden. Auch Teile der Spaltlampe, die optische Baugruppe für das Operationsmikroskop sowie das Keratometer zur Messen der Oberflächenkrümmung der Hornhaut fertigt Appasamy heute selber – und zum großen Teil auf Haas-Maschinen.
Angesichts einer scheinbar unerschöpflichen Nachfrage nach klinischen Geräten und Instrumenten sowie eines solch riesigen Kundenstamms einheimischer Augenärzte überrascht es nicht, dass Appasamy in den vergangenen zwei Jahrzehnten ununterbrochen gewachsen ist. Da in Indien alle Ärzte ihre eigene Privatpraxis gründen können, ist es wichtig, dass die Geräte erschwinglich sind. Rund 100 00 Ärzte gehören heute zum Kundenstamm des Unternehmens.
Matt Bailey MBMC Norwich/Großbritannien

Stichwort
Aktuelle Ausgabe
Titelbild medizin technik 2
Ausgabe
2.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Titelthema: PFAS

Medizintechnik ohne PFAS: Suche nach sinnvollem Ersatz

Alle Webinare & Webcasts

Webinare aller unserer Industrieseiten

Aktuelles Webinar

Multiphysik-Simulation

Medizintechnik: Multiphysik-Simulation

Whitepaper

Whitepaper aller unserer Industrieseiten


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de