Ob Ambient Assisted Living ein Schlagwort bleibt oder zum Zukunftstrend wird, hängt nicht von innovativen Techniken ab. Nur wenn die Produkte auch benutzt werden, können sie helfen. Über das Design eines neuen Mobilitätsassistenten machte sich deshalb ein Team von Wilddesign seine Gedanken.
Mit zunehmendem Alter häufen sich zum einen gesundheitliche Beschwerden, zum anderen lassen auch kognitive Fähigkeiten, wie Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Erinnerung oder Orientierung immer mehr nach. Dies schränkt Senioren besonders in ihrer Mobilität – und damit auch in der aktiven Teilnahme am öffentlichen und kulturellen Leben – ein. Handelsübliche Geräte, wie Senioren- oder Notrufhandys, sollen mehr Sicherheit geben, werden aber oft abgelehnt, da sie aufgrund ihrer klobigen Ausführung stigmatisierend wirken und nur wenig Funktionalität besitzen.
Vor etwa 20 Monaten ergab sich für die Wilddesign GmbH & Co. GmbH die Chance, mit dem Fraunhofer IPMS und weiteren Partnern ein mit BMBF-Bundesmitteln unterstütztes Projekt zu starten, das den Arbeitstitel Senio Mobil trägt. Ziel des Forschungsverbundprojekts war die Entwicklung des Systemdesigns für einen Mobilitätsassistenten, der Senioren durch eine hohe personalisierte Funktionalität, aber dennoch einfache Bedienung ein größeres Sicherheitsgefühl im Alltag geben soll. Dafür sollen dem Nutzer möglichst wenige, dafür aber perfekt auf ihn zugeschnittene Basisfunktionen zur Verfügung gestellt werden, ohne dass durch das Gerät eine Stigmatisierung erfolgt.
Für die Designexperten aus Gelsenkirchen stellte sich die Frage, wie man es schafft, ein Gerät zu entwickeln, das Menschen mit altersbedingten Einschränkungen unterstützt und gleichzeitig von diesen geschätzt und im täglichen Leben eingesetzt wird. Durch die interdisziplinäre Zusammensetzung der Partner konnte von vorn herein ein weitgehend partizipatorischer Entwicklungsprozess realisiert werden. Das Designteam um Marc Ruta und Dennis Kulage analysierte die Zielgruppen, die Umgebungsbedingungen und erstellte verschiedene Designentwürfe. Immer wurde Feedback von der Zielgruppe eingeholt und an mehreren Design-Generationen von Gehäuseformen und User Interfaces gearbeitet.
Daraus entstand schließlich ein Prototyp mit offenem Systemdesign. Das bedeutet, es können viele Funktionen und Dienste individuell aufgenommen werden. Das System besteht aus einem Uhr-ähnlichen Endgerät und einem webbasierten Netz aus Diensten und Kommunikationsschnittstellen, die über einen zentralen Server gespeist werden. Zu den programmierbaren Funktionen gehören unter anderem verschiedene Notrufe mit mehreren Eskalationsstufen, die Benachrichtigung von Vertrauenspersonen, eine Sturzerkennung, eine Navigationsunterstützung für den Heimweg, ein Taxi-Ruf sowie die Erinnerungs- und Dosierfunktion für die Medikamenteneinnahme.
Die Bedienung des mobilen Geräts erfolgt auf dem Display über Tastendruck. Der verwendete Touchscreen dient zur Darstellung der virtuellen Tasten durch entsprechende Icons, deren Anzahl auf ein Minimum beschränkt ist, um die Bedienung so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Die Eingabe ist dabei konsequent auf zwei Ebenen limitiert. Das Tastenbild, das auf dem Display angezeigt wird, wird vorab auf dem Server nach den persönlichen Bedürfnissen und Wünschen des Seniors programmiert.
Bis Frühjahr 2014 wird laut Fraunhofer IPMS weiter getestet und optimiert. Dann soll in Dresden der Pilotversuch starten. su
Weitere Informationen Zum Designexperten: http://wilddesign.info Auf der Compamed: Halle 8a, Stand H13 Den aktuellen Stand des Forschungs- projekts und die Funktionsweise des Mobilitätsassistenten zeigt ein kurzes Video des WDR-Wissensmagazins: www.mdr.de/lexi-tv/video147314.html
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