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Erfolgreich durch freundliche Erpressung

Und außerdem war da noch was
Erfolgreich durch freundliche Erpressung

Erfolgreich durch freundliche Erpressung
Viele Menschen sind nicht nett, wenn es um ihren Vorteil geht – Erfolg und Moral haben nicht immer die gleichen Ziele (Bild: Fotolia.com /sodesignby)
Ungleiche Machtverhältnisse fördern erpresserisches Verhalten, zeigt eine aktuelle Studie. Chefs können mit dieser Strategie erfolgreich sein, wenn sie nicht zu plump vorgehen. Die Untergebenen sind leider besser dran, wenn sie darauf eingehen.

Fast jeder Zweite haut andere Menschen übers Ohr, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Das fanden Forscher aus dem US-amerikanischen Harvard, dem österreichischen Institute of Science and Technology Austria und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön heraus. Dazu ließen sie über 160 Studenten in mehreren Spielrunden des „Gefangenendilemmas“ gegeneinander antreten. Um einen Geldgewinn zu erhalten, entscheiden sich dabei zwei Spieler über mehrere Spielrunden hinweg jeweils für oder gegen eine Kooperation mit dem Gegenspieler. Kooperation zahlte sich nur dann aus, wenn der Gegner ebenfalls kooperiert.

Besonders hinterhältige Spieler wiegen ihr Gegenüber durch beständige Kooperation in Sicherheit, um die Zusammenarbeit dann in der nächsten Spielrunde plötzlich zu verweigern und ihren Gegner damit in die Pfanne zu hauen: Sie erhalten einen besonders hohen Gewinn, wohingegen der Gegner leer ausgeht. Diese Strategien sind jedoch nur kurzfristig erfolgreich: Solche Spieler stehen am Ende oft als Verlierer da, weil niemand mehr mit ihnen kooperiert.
In dieser Studie änderten die Forscher jedoch die Spielregeln: In ihrem Experiment hatte einer der Spieler die Möglichkeit, seinen Gegner auszutauschen, wenn er mit dessen Kooperationsverhalten nicht zufrieden war und konnte ihn durch einen bislang inaktiven Spieler ersetzen. Der Genger musste für einige Runden pausieren. „Man kann sich das in etwa wie einen Chef vorstellen, der einen Angestellten entlässt und ihn durch einen neuen Mitarbeiter ersetzt“, erklärt Christian Hilbe vom IST Austria.
Fast die Hälfte der mit diesem Privileg versehenen Spieler nutzte die ungleiche Machtverteilung zu seinen Gunsten und zwang die Gegenspieler zur Kooperation, ohne selber in gleichem Maße kooperativ zu handeln. Dadurch erzielten diese Spieler deutlich höhere Gewinne.
So erfolgreich konnten die Erpresser nur sein, weil ihre Gegenspieler das unfaire Spiel mitspielten. Tatsächlich war es für diese sogar lohnender, sich oft ausbeuten zu lassen, als die Kooperation ganz zu verweigern. Spieler, die die Zusammenarbeit mit dem Erpresser verweigerten, wurden nämlich permanent auf die „Arbeitslosen“-Ersatzbank geschickt und gingen am Ende mit einem niedrigen Gewinn nach Hause.
Doch die Strategie funktioniert nur dann, wenn der Erpresser auch immer mal wieder mit seinem Gegenspieler kooperiert. „Ein plumper Chef, der immer nur auf Ausbeutung setzt, ist nicht erfolgreich“, betont Manfred Milinski, Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie. „Ohne gelegentliche Kooperation funktioniert das System nicht. Es sind also die vordergründig freundlichen Menschen, vor denen wir uns in Acht nehmen müssen.“ Der Wissenschaftler vermutet, dass erpresserische Verhaltensweisen viel häufiger existieren als bislang angenommen, besonders dort wo ein Machtgefälle herrscht.
Die Erkenntnis bleibt: Freundlich bleiben lohnt sich – und auf die richtige Chance warten.
Die Forscher haben ihre Studie in PLOS one publiziert.
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