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„Ein falsches Fachwort – und der Arzt nimmt einen nicht ernst“

Master-Studiengang: Medizinische Inhalte für Ingenieure – berufsbegleitend studiert
„Ein falsches Fachwort – und der Arzt nimmt einen nicht ernst“

Für Ingenieure oder BWLer, die ihr Fachwissen um medizinisches Wissen ergänzen wollen, bietet die Uni Erlangen-Nürnberg einen neuen Master-Studiengang an. Prof. Oliver Schöffski, einer der Leiter, erläutert das Konzept.

Prof. Schöffski, für wen ist der medizinische Masterstudiengang gedacht?

Den Studiengang MHMM – Master in Health and Medical Management – bieten wir für alle diejenigen an, die im weitesten Sinne im Gesundheitswesen tätig sind, einen akademischen Abschluss haben – aber eben nicht im Bereich Medizin. Konkret denken wir da an Wirtschaftswissenschaftler, Ingenieure oder auch Juristen.
Welche Möglichkeiten öffnen sich damit?
Wer Fachwissen in verschiedenen Disziplinen nachweisen und nutzen kann, wird aller Erfahrung nach im Beruf schneller und wahrscheinlich auch weiter vorankommen. Wir haben unser Konzept zum Beispiel einer Gruppe von Vertriebsmitarbeitern eines Medizintechnik-Unternehmens vorgestellt. Nach deren Erfahrungen hängt die Akzeptanz bei Chefärzten davon ab, ob man ein kompetenter Gesprächspartner ist – und das schließt das medizinische Know-how ein. Wer da versehentlich den falschen Terminus erwischt, wird gleich in allem in Frage gestellt.
Sie haben als Zugangsvoraussetzung zwei Jahre Berufserfahrung definiert…
Zwei Jahre sind die Minimalanforderung, selbstverständlich sind auch Bewerber mit mehr Erfahrung willkommen. Wir bieten seit gut sechs Jahren auch einen Master-Studiengang für Mediziner an, die sich Know-how aus den Wirtschaftswissenschaften aneignen. Da sind etwa die Hälfte der Teilnehmer zwischen 35 und 45 Jahren alt. Aber gut 20 Prozent sind – zum Teil deutlich – älter.
Was gab den Anstoß zum neuen Studien-Angebot?
Wir haben erhebliche Weiterbildungsdefizite in diesem Bereich erkannt. Hinzu kamen die guten Erfahrungen im erwähnten Studiengang Master of Health Business Administration, MHBA. Da dieses Angebot bei Medizinern auf so viel Resonanz stieß, bieten wir die Ausbildung nun auch mit umgekehrten Vorzeichen an.
Was ist das Besondere an Ihrem Studiengang?
Wer sich im Bereich Medizin weiterbilden will, hat bisher nur eingeschränkte Möglichkeiten. Ein komplettes Studium ist für die meisten, die schon im Beruf stehen, nicht praktikabel. Das Niveau von Volkshochschulkursen reicht nicht aus, und Wochenendseminare sind fachlich meist sehr speziell. Von daher ist das, was wir mit dem berufsbegleitenden Masterstudiengang der renommierten Medizinischen Fakultät in Erlangen anbieten, einzigartig.
Medizinisches Wissen wird oft erst im Kontakt mit Patienten anschaulich. Wie lösen Sie das im Fernstudiengang?
Da wir keine Mediziner im engeren Sinn ausbilden, entfällt bei uns jeglicher Kontakt mit Patienten. Unsere Absolventen sollen später weder diagnostizieren noch therapieren, sondern bekommen einen theoretischen Hintergrund. Das können wir im Fernstudiengang gut leisten.
Sie bieten einen Überblick an. In der Industrie sind die Themen meist enger gezogen. Ist eine Vertiefung möglich?
Zunächst nicht. Wir wollen die Interessensgebiete der Studierenden abwarten. Für die Zukunft sind vertiefende Module als Option aber schon angedacht.
Werden sich die Absolventen Ihrer beiden Masterstudiengänge als Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt begegnen?
Als Konkurrenten eher nicht, da nur Mediziner die diagnostischen und therapeutischen Aufgaben am Patienten übernehmen können. Begegnen werden sie sich hoffentlich dennoch: Als kompetente Gesprächspartner in den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens.
Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
Weitere Informationen Über Prof. Schöffski und seine Arbeitsgruppe am Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement: www.gm.wiso.uni-erlangen.de

So wird man zum Master
Der Master-Studiengang MHMM – Master in Health and Medical Management wird erstmalig zum Wintersemester 2012/2013 an der Universität Erlangen-Nürnberg angeboten. Das Studium erfolgt berufsbegleitend und erstreckt sich über die Dauer von vier Semestern. Die ersten drei Semester sind unterteilt in sechs Module. Auf ein Einführungsmodul und einen Überblick über die moderne Diagnostik folgen zwei Module, in denen die häufigsten Krankheitsbilder vorgestellt werden. Ein Modul ist den Arzneimitteln gewidmet, eines den organisatorischen Fragen, denen Mediziner und Entscheider im Gesundheitswesen heute gegenüberstehen. Das Spektrum reicht hier von der evidenzbasierten Medizin über Qualitäts- und Risikomanagement bis hin zu Krankenhausinformationssystemen und der Leistungssteuerung im Krankenhaus. Im vierten Semester wird die Master-Arbeit erstellt. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Oliver Schöffski und dem Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Jürgen Schüttler.
Bewerben können sich Interessenten mit einem abgeschlossenen FH- oder Universitätsstudium, das mindestens acht Semester Regelstudienzeit umfasst und einer Leistung von 240 ECTS-Punkten entspricht. Nach diesem Studium muss ein Bewerber mindestens zwei Jahre im Bereich des Gesundheitswesens gearbeitet haben, ob in der Industrie, der Verwaltung oder in Verbänden. Bewerbungsschluss für den Studienstart zum Wintersemester im Oktober ist der 31. August 2012. Weitere Informationen zu Inhalten und zur Bewerbung: www.mhmm.de und www.gm.wiso.uni-erlangen.de

Ihr Stichwort
  • Medizinische Weiterbildung
  • Ingenieure
  • Wirtschaftswissenschaftler
  • Juristen
  • Berufsbegleitendes Studium
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