Ein Forschungsprojekt, das nach zehn Jahren in die Luft geht: Der Apis-Jet, ein mit einem Stahltriebwerk versehenes Segelflugzeug, hat seinen Erstflug angetreten – und erfolgreich bestanden.
Das vom Institut für Angewandte Forschung „Energetische Systeme“ mit Unterstützung von Wezel Flugzeugtechnik geplante und gebaute Flugzeug ist in dieser Form einzigartig. Es ist eine Weiterentwicklung des von der Firma Wezel gefertigten Apis2 – „Apis“ ist Latein und heißt Biene. Das ursprüngliche Segelflugzeug Apis2 ist als Ultraleichtflugzeug zugelassen und besitzt ein Klapptriebwerk, um selbst starten zu können. Durch Ausbau des Klapptriebwerks wird genügend Platz frei, um ein für den Modellbau konzipiertes Strahltriebwerk zu integrieren – als Heimkehrhilfe für den Segler.
Die Idee zu dem Projekt hatte Prof. Ulrich Gärtner, der die Entwicklung des Flugzeugs zusammen mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Clemens Harr und Studenten über die Jahre vorangetrieben hat. Der gelernte Industriemechaniker und Maschinenbauingenieur Clemens Harr hatte bereits während seiner Zeit bei der Bundeswehr Düsenflugzeuge für die Luftwaffe gewartet und später seine Diplomarbeit im Bereich der Flugzeugtechnik geschrieben, da lag die Mitarbeit auf der Hand: „Mich hat die Technik schon als Kind fasziniert, und ich war schnell begeistert von der Konstruktion des Apis-Jet.“
Vor zehn Jahren startete das Team zunächst mit einer Machbarkeitsstudie. Inzwischen füllen im Institut für Angewandte Forschung fast zwei Meter Akten zur Entwicklung des Fliegers den Schrank. Die Zulassung durch das Luftfahrtbundesamt soll im kommenden Jahr erfolgen. Dazu wird es eine Flugerprobung geben, wobei alle relevanten Daten wie etwa die Steiggeschwindigkeit oder die Reichweite mit dem 30 l Sprit fassenden Tank gemessen und dokumentiert werden.
Der rund 70000 Euro teure Apis-Jet muss mindestens 65 km/h schnell sein, um sich in der Luft halten zu können und darf höchstens 200 km/h fliegen.
Das Triebwerk soll dazu eingesetzt werden, dass die Segelflieger bei ausbleibender Thermik nicht etwa auf einem Acker oder anderem unwegsamen Gelände herunterkommen müssen, sondern wieder einen sicheren Flugplatz erreichen können. Der Apis-Jet läuft offiziell unter der Kategorie eines „nicht eigenstartfähigen Motorseglers“ und wird daher von einem anderen Flugzeug in die Luft gezogen.
Sobald die Zulassung des Luftfahrtbundesamtes erfolgt ist, kann der ApisJet seiner weiteren Bestimmung als Hochschulflugzeug folgen und für Forschungszwecke eingesetzt werden. „So kann beispielsweise durch speziell eingebaute Sensoren die Feinstaubbelastung über bestimmten Regionen gemessen werden“, erklärt Clemens Harr.
Weitere Informationen: Videos zur Entwicklung und zu den ersten Fugversuchen: Zur Homepage der Entwickler: www.hs-esslingen.de/de/forschung-transfer/institute-fuer-angewandte-forschung/institut-fuer-energetische-systeme.html
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