Die im vergangenen Jahr definierten Standardtests der Continua Health Alliance erleichtern es, telemedizinischen Produkten die Interoperabilität von vornherein einzubauen. VDE-Ansprechpartner Johannes Dehm erläutert das Vorgehen.
Herr Dehm, was ist die Continua Heath Alliance und welches Ziel verfolgt sie?
Es handelt sich um ein Konsortium, das derzeit mit rund 150 Firmen aus dem Medizinbereich als auch aus den Kommunikationstechnologien besetzt ist. Davon stammen die meisten aus Amerika, etwa ein Viertel aus Asien und wenige aus Europa. Ziel ist es, Produkte, die miteinander Daten austauschen können, in die Anwendung zu bringen. Dabei geht es um drei Bereiche: Etwa Produkte zur Gesunderhaltung junger Menschen, solche zur Unterstützung älterer Menschen, damit diese weiter zuhause leben können, sowie Produkte für chronisch Erkrankte. Diese helfen etwa bei der Diagnose, um bessere Compliance mit dem Behandlungsplan zu erreichen.
Interoperabilität steht also an erster Stelle?
Ja, und zwar sowohl im Sinne der Datenaustauschbarkeit als auch der Bedienbarkeit. Egal ob jung oder alt, gesund oder krank, jeder muss das Produkt intuitiv beherrschen können.
Was hat das Konsortium 2008 erreicht?
2008 hat die Alliance Anforderungen für die Prüfung der Interoperabilität von Produkten definiert. Bis Ende des Jahres hatten 28 Produkte von 12 Herstellern die Interoperabilitäts-Tests bestanden. Noch engagieren sich dabei hauptsächlich Großanbieter, doch es treten immer mehr kleinere Firmen in das Konsortium ein. In Deutschland beteiligte sich beispielsweise die Stollmann E+V GmbH aus Hamburg sehr früh und ist nun weltweit der einzige Anbieter, dessen Bluetooth-Modul alle Anforderungen der Initiative erfüllt.
Wie arbeitet die Continua Health Alliance?
In der Alliance gibt es eine Arbeitsgruppe, die die Technik beschreibt. Eine andere definiert Use Cases, also Fälle mit höchsten Anwendungswünschen. Die nächste Gruppe beschäftigt sich mit den Geschäftsmodellen und Markteinführungsstrategien. Eine der Fragen hier ist zum Beispiel: Wie ist diese Anwendung in Nordamerika, Asien oder Europa zu sehen? Dann gibt es eine Arbeitsgruppe, die Werkzeuge entwickelt, mit denen sich die Datenaustauschbarkeit erreichen lässt, und schließlich die Certification-and-Test-Gruppe, welche die Prüfungsstandards festschreibt.
Können Hersteller ihre Produkte in einem Continua-Umfeld testen?
Das können sie bei einer der vier Sitzungen der Alliance pro Jahr. Funktionieren die Produkte nach deren Kriterien in der ersten Phase zu 95 Prozent, dürfen sie das Continua-Logo tragen. Hersteller können bei diesen Treffen auch einen Use Case vorstellen und erhalten per Handabstimmung von den anderen Mitgliedern sofort eine Einschätzung, ob dieser marktrelevant ist oder nicht.
Wie können Entwickler Hilfe von der Alliance bekommen?
In Deutschland können sie sich dazu an die VDE-Initiative Mikromedizin wenden. Sie übersetzt die Marketingstrategien und Standards der Continua-Initiative für den deutschen Markt.
Monika Corban Freie Journalistin in Liestal/Schweiz
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