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Ausgezeichneter Blick in den Körper

Medizinisches Design: Bei der Entwicklung steht die Patientensicherheit im Vordergrund
Ausgezeichneter Blick in den Körper

Die Anforderungen an Medizinprodukte sind hoch. Daher benötigt der Designer neben speziellem Know-how über Anwendung, Ergonomie und Usability zunehmend auch regulatorische Kenntnisse. Erst dann darf sein Produkt in den OP.

Niemand legt sich gerne unters Messer. Aber wenn die OP schon sein muss, dann sollte sie wenigstens sicher sein. Dabei spielen nicht nur die ruhige Hand des Chirurgen und sein Fachwissen eine wichtige Rolle, sondern auch die Geräte und Instrumente, die ihm für den medizinischen Eingriff zur Verfügung stehen. Praktisch und handlich sollen sie sein, Fehlbedienungen ausschließen, sich sicher reinigen und sterilisieren lassen und nebenbei noch allen gängigen Richtlinien entsprechen.

Video-Laparoskope zur Übertragung des Bildes, das sich im Operationsfeld bietet, sind auf dem Weg klassische endoskopische Optiken in minimal-invasiven Operationen abzulösen. Die Hauptaufgabe der Produkte liegt darin, ein Bild aus dem Inneren des Körpers nach außen in Echtzeit auf einen OP Monitor zu übertragen. Das Videolaparoskop wird dabei nicht vom Chirurgen, sondern vom Assistenten geführt, der oftmals gegenüber dem operierenden Chirurgen aufgestellt ist. Dies bedeutet für ihn spiegelverkehrtes Arbeiten. Zudem muss das Instrument frei bewegt werden können, da das minimal-invasive operieren im Körper nicht mit dem Operieren an einer offenen Wunde vergleichbar ist. Es ist eher vergleichbar mit dem Arbeiten in einer Kugel, in der eine 360°-Umschau benötigt wird. Ein hochauflösender Videochip wurde so verkleinert, dass dieser seinen Platz in der Spitze des Endoskopes findet und volle HD Auflösung bietet. Neben gerader Blickrichtung mit 0° ist auch ein Blickwinkel von 30° erhältlich. Dabei läßt sich der Horizont stufenlos nachführen. Die Designaufgabe für das Produkt Endoeye der Olympus Surgical Technologies Europe übernahm Held+Team. Das Hamburger Designbüro hat sich auf Medizinprodukte spezialisiert und betreut weitere Hersteller wie B.Braun und Mettler Toledo, für die zum Beispiel ein Venenpunktionsbesteck oder auch ein handbetriebener Dosierer gestaltet wurden.
Die Olympus Corporation gehört im Bereich der optischen und digitalen Produkte weltweit zu den führenden Herstellern für Medizintechnik und Unterhaltungselektronik. Die Produktbrandbreite erstreckt sich von endoskopischen bis zu mikroskopischen Instrumenten für die Medizin und den industriellen Gebrauch, sowie Kameras und Audiogeräte. Seit 1994 kümmert sich Held + Team für den Produktbereich OP unter anderem um Corporate Product Design, Industriedesign, Verpackungsdesign, User Interface Design sowie Grafikdesign. Und das erfolgreich: Insgesamt holte Held+Team 59 Designpreise für Olympus.
Dazu gehört auch der Red Dot Award 2014 für das Video-Laparoskop Endoeye. Die Jury begründete die Preisvergabe mit der „hochwertigen Verarbeitung und der elegant fließenden Form“ des Präzisionsinstruments: Die Ergonomie von Endoeye wurde von Held+Team „universell“ angelegt, mit einer klaren Orientierung für „oben“, da nur mit fühlbaren, definierten Kanten und Konturen am Griff eine „Orientierungslosigkeit“ beim Blick auf den Monitor vermieden werden kann. „Wo ist oben“ – ist deshalb eine wesentliche und für den Assistenten immer eindeutig zu beantwortende Frage. Mit dem 30°-Endoeye kann über das Drehrad die Blickrichtung geändert werden – die Horizontnachführung erfolgt dann über den hinteren Griffteil. Auch hier ist wichtig, wohin das Drehrad zeigt – und wie das hintere Griffelement dazu ausgerichtet ist. Unterschiedlich lange Arme und ein Steg auf dem Griffelement helfen hierbei fühlbar. Auch ist der Griff eher Quader als Zylinder, um in der Bewegung der Hand immer maximalen Halt zu garantieren. Dazu gibt es drei Taster am distalen Ende, die frei programmierbar sind – beispielsweise um ein Foto zu erstellen oder den Weißabgleich manuell auszuführen. Zudem ist der Aufbau vollständig autoklavierbar bei Temperaturen bis 134 °C.
Design darf aber nie Selbstzweck sein, so das Credo der Hamburger Kreativen. In der Medizintechnik habe Funktionalität immer Vorrang vor formalen oder modischen „Spielereien“. Das Wiedererlangen oder Erhalten der Gesundheit des Patienten müsse unangefochten im Vordergrund stehen, womit die sichere und zuverlässige Bedienbarkeit medizintechnischer Geräte durch ein funktionsoptimierendes Design oberste Priorität besitzt. Dazu kommt, dass der Lebenszyklus von Produkten in der Medizintechnik leicht zehn oder mehr Jahre betragen kann. In einem solch langen Zeitraum ist zeitloses Design unabdingbar. Auch müssten Ergonomie und Gebrauchstauglichkeit heute dokumentiert und objektiv geprüft werden. Dazu werden von Held+Team Studien-Varianten entwickelt, die in Kooperation mit spezialisierten Usability-Test-Laboren und Anwendern auf ihre Qualität geprüft werden.
Der zunehmende Kostendruck verlangt von den Designern ein ausgeprägtes Wissen über Verfahrens- und Produktionstechnologien – für Kleinserien von Gangtrainern genauso wie für Massenprodukte wie Einmalartikel in der Infusionstherapie. Nur so lässt sich Design in der Medizintechnik nahtlos in Produktentwicklungen integrieren und trägt zu einer zügigen Marktreife bei. su

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