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Auch der Antrieb gehorcht dem Design

Lithotripsie-Tisch: Komponentenanbieter agiert als Systempartner
Auch der Antrieb gehorcht dem Design

Patienten mit unterschiedlichstem Gewicht, Beinfreiheit für den Arzt, einfache Bedienung und ansprechendes Design: Ein Lithotripsie-Tisch muss viele Anforderungen erfüllen. Statt einfach Antriebe zu liefern, wird der Komponentenanbieter hier zum Entwicklungspartner.

Beruhigende Farben. Elegante Formen. Mit kalter Nüchternheit hat moderne Technik in der Medizin nichts mehr zu tun. „Das Design medizinischer Geräte soll beim Patienten Angst abbauen“, sagt Michael Burkhardt, der als Projektleiter beim Knittlinger Medizingerätehersteller Richard Wolf GmbH an der Konstruktion eines neuen Lithotripsie- Tisches maßgeblich beteiligt war. Aus dem genannten Grund hatte das Design höchste Priorität in diesem Projekt – und Komponentenhersteller haben ihren Teil dazu beigetragen, die Gestaltung und die Technik unter einen Hut zu bringen.

An der Entwicklung beteiligt war auch die SKF Magnetic Germany aus Maulburg, die unter anderem Linearantriebe und Teleskophubsäulen für Industrie und Medizin anbietet und sich bislang auf das reine Komponentengeschäft konzentriert hat. Für Vertriebsingenieur Manfred Heiber war das Projekt Lithotripsie-Tisch, in dem die Maulburger die Rolle des Systemanbieters übernahmen, eine Herausforderung.
So ein Behandlungstisch muss sich auf die individuellen Gegebenheiten jedes Patienten einstellen lassen. Mit der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie lassen sich Nieren- und Gallensteine bis zu 2 cm Durchmesser entfernen. Das Verfahren pulverisiert die Steine mit Stoßwellen, so dass sie auf natürlichem Weg aus dem Körper ausgeschieden werden. Diese Wellen müssen fokussiert auf den Stein treffen und während der Behandlung auf ihm verbleiben, damit umliegendes Gewebe nicht verletzt wird. Das Positionieren des Patienten während der Behandlung übernimmt der Tisch mit zahlreichen Verstellfunktionen. Weder diese noch das gewählte Design dürfen aber die Arbeit des Arztes beeinträchtigen.
Um die Anforderungen im Produkt umzusetzen, war intensive Kommunikation zwischen Auftraggeber, Mitarbeitern, Zulieferern wie auch Konstruktions- und Designbüros gefordert. Im Hause Magnetic wurden dafür das Netzwerk und die interne Struktur aufgebaut. Hilfreich war, dass die Antriebstechniker im SKF-Konzern bereits Erfahrungen im Bereich Medizintechnik hatten. So war Wissen über Normen und Vorschriften vorhanden, und auch internationale Verbindungen brachten die Maulburger mit.
Obwohl sie im Lithotripsie-Tisch viele Standardprodukte einsetzten, haben sie diese mehr oder weniger stark modifiziert. Im Dienste einer einfachen Bedienung bekam beispielsweise der Fußschalter, mit dem der Arzt den Tisch verstellt, besondere Symbole. In diesen Anpassungen, mit denen ein System auch bei kleinen Stückzahlen den Anforderungen des Medizingeräteherstellers gerecht wird, sieht Heiber eine Stärke seines Unternehmens.
Für das Projekt haben aber nicht nur die SKF-Konzernbereiche Magnetic und Linearsysteme kooperiert, sondern auch externe Partner. Diese lieferten neben Mechanik und Komponenten wie Rädern und Bremshebeln auch „nützliche Tipps und Anregungen“ und begleiteten das Projekt durch anspruchsvolle Phasen.
Um beispielsweise die Bewegungsfreiheit des Arztes nicht einzuschränken, wurde selbst im fortgeschrittenen Stadium des Projektes der Grundrahmen deutlich korrigiert. „Im Hinblick auf die geforderte Stabilität war das eine echte Herausforderung“, gesteht Manfred Heiber. Für den amerikanischen Markt lautete die Vorgabe, dass der Tisch selbst Belastungen durch Patienten mit einem Gewicht von bis zu 180 kg standhalten müsse, und die Experten hatten eine bis hin zu den Rädern robuste Konstruktion gewählt. Der von Wolf-Teamleiter Michael Burkhardt formulierte Anspruch, die „Produkte ständig der Perfektion näher zu bringen“, ließ aber keine Kompromisslösungen zu.
Heute wird der stabile Tisch für endo-urologische Behandlungen eingesetzt und erfüllt internationale Vorschriften sowie Anforderungen des amerikanischen und asiatischen Marktes. Ihre Kompetenz als Systemanbieter wollen die Maulburger für weitere Projekte in der Medizintechnik einsetzen, etwa in der Peripherie von Röntgengeräten, die mit einem C-Bogen in Position gebracht werden.
Winfried Schmidt Fachjournalist in Neustadt b. Coburg

Präzise Position für die Behandlung
Zwei DC-Matrix-Linearantriebe verfahren den Tisch in der X- und Y-Ebene. Sie sind platzsparend, arbeiten wartungsfrei und geräuscharm. Als Führungen sind Profilschienen im Einsatz. Die Tischhöhe verstellen robuste Telemag- Teleskopsäulen, so dass der Patient in der für die Behandlung korrekten Position liegt.
Anders als bei industriellen Anwendungen, bei denen die Komponenten häufig viele Bewegungen ausführen müssen und daher nach ihrer Lebensdauer ausgewählt werden, müssen die Antriebe im Behandlungstisch nur gelegentlich aktiv werden – dann aber höchst präzise und sicher arbeiten. Entsprechend wurde die Steuerung programmiert, die die Positionierung, den Synchronlauf und die Kippstellungen regelt. Hierbei stand die Sicherheit im Vordergrund: Steuerung und Antriebe sind erstfehlersicher ausgelegt, so dass selbst beim Auftreten eines Fehlers Gefahren für den Patienten ausgeschlossen sind.
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