Eine Studie der Universität Zürich zeigt einen Zusammenhang zwischen Attraktivität und körperlicher Leistungsfähigkeit auf: Erfolgreiche Tour-de-France-Fahrer sind offenbar die attraktiveren Männer, wie ein Evolutionsbiologe zeigt.
Tierweibchen zeigen klare Präferenzen, wenn es um die Wahl ihrer Partner geht – sie schließen von äußeren Merkmalen wie etwa der Geweihgröße oder des Federkleids darauf, ob sich ein Männchen als Vater eignet oder ob seine Genqualität stimmt. Erik Postma, Evolutionsbiologe an der Universität Zürich zeigt nun, dass Frauen offenbar ähnliche Fähigkeiten besitzen. Sie können nämlich anhand des Gesichtes die körperliche Leistungsfähigkeit eines Mannes abschätzen.
In der menschlichen Entwicklungsgeschichte hingen Jagderfolg und damit die Ernährung der Familie von der Fähigkeit ab, Jagdwild über Stunden und Tage verfolgen zu können. „Ausdauer und physische Leistungsfähigkeit waren deshalb bei Männern von Anfang an evolutionäre Schlüsselfaktoren“, meint Postma. Der Forscher entwickelte deshalb die These, dass sich Merkmale, welche Männergesichter für andere attraktiv machen, im Zusammenhang mit der körperlichen Leistungsfähigkeit der Männer entwickelt hatten. Sollte die These zutreffen, müssten die von Frauen als attraktiv empfundenen Männer körperlich besonders leistungsfähig sein.
Für die Überprüfung dieser Annahme fand der Wissenschaftler in den Teilnehmern der Tour de France 2012 eine ideale Kohorte. „Die Tour de France ist der ultimative Härtetest in punkto Ausdauer und Leistungsfähigkeit“, erklärt Postma. Es gebe aber immer noch beachtliche Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Sportler. Über 800 Personen, sowohl Frauen als auch Männer, beurteilten die Portraits von 80 ihnen nicht bekannten Fahrern bezüglich Attraktivität ihrer Gesichter. Die körperliche Leistungsfähigkeit des einzelnen Fahrers bestimmte der Evolutionsbiologe anhand der Resultate von drei Zeitfahren und des Gesamtrennens. Anschließend stellte er die gefahrenen Zeiten den Einschätzungen der Testpersonen gegenüber und fand, dass Fahrer, die als attraktiver eingestuft wurden, auch im Rennen besser abschnitten.
Der Zusammenhang zwischen Attraktivität und körperlicher Leistungsfähigkeit zeigte sich am deutlichsten bei Frauen, die keine hormonelle Empfängnisverhütung betrieben. Die Präferenz für schnelle Fahrer hingegen war weniger stark ausgeprägt bei Frauen, die die Pille einnahmen – und bei Männern. „Diese Resultate stützen die These, dass bei der Einschätzung potenzieller Sexualpartner die Hormone eine maßgebliche Rolle spielen“, so Erik Postma.
Weitere Informationen: Pressemeldung der Universität Zürich Link zur Publikation in Biology Letters
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