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8000 km weit gerollt

Kunststoffkomponenten: Lösungen ohne Wartung und Schmierung
8000 km weit gerollt

Ein Rollstuhl kann ein echtes Hightech-Produkt sein. Wenn der Nutzer ihm alles abverlangt, muss die Technik bis ins Detail stimmen. Wartungsfreie Lager tragen dazu bei – und können auch andernorts in der Medizintechnik eingesetzt werden.

Roll-stuhl? Was heute diesen Namen trägt, ist mitunter weit mehr als ein beweglicher Sitzplatz. Sein Benutzer verfügt über ein Hightech-Gerät mit iPad- und iPhone-Anschluss oder integriertem Hausnotruf. Solche Zusatzfunktionen sollen, ebenso wie die konstruktiven Verbesserungen am Rollstuhl, die Mobilität der Menschen im Alltag verbessern und körperliche Defizite ausgleichen.

„Der überschaubare Markt für Spezial-Hilfsmittel verlangt jedoch nach hoher Qualität“, berichtet Niels Richter von der Richter Reha Technik Richter R.M.S. GmbH im fränkischen Thurnau. „Und mit unseren Spezialrollstühlen bewegen wir uns dabei sogar in einer noch kleineren Nische.“ Das 2001 gegründete Familienunternehmen trägt in unterschiedlichen Bereichen dazu bei, behinderten Menschen in ihrem täglichen Leben Mobilität zu ermöglichen. So gibt es Spezialsteuerungen wie beispielsweise Kinn-, Saug-/Blas- oder Hinterhauptsteuerungen. Auch Schwerlastfunktionen bis zu 350 kg sind möglich. Zusammen mit Krankenhäusern, Sanitätshäusern und Endkunden stellen die Thurnauer solch maßgeschneiderte Lösungen her. „Dazu analysieren wir vor Ort die Einsatzbereiche und passen die Ausstattungsmerkmale daran an“, erläutert Richter.
Die neueste Entwicklung des Hauses ist der Elektrorollstuhl „Tango GT“. Er kann im Außen-, aber auch im Innenbereich eingesetzt werden. Die Transaxial-Allradlenkung ermöglicht ein stabiles Fahren enger Kurven, was den Rollstuhl selbst bei wenig Raum wendig macht. Niels Richter: „Dieser Rollstuhl ist derzeit der einzige am Markt mit einem so genannten Dreieckslenksystem.“ Die Besonderheit ist, dass die Lenkung nicht, wie sonst bei Rollstühlen üblich, lediglich federt, sondern sich in alle Richtungen bewegen kann.
An dem Drehpunkt der Dreieckslenkung werden schmier- und wartungsfreie Gelenklager eingesetzt, wie sie die Kölner Igus GmbH anbietet. Sie gehören zur Igubal Baureihe KGLM. Diese selbst einstellenden Lagerelemente bestehen aus tribologisch optimiertem Kunststoff und passen sich Winkelabweichungen an. Oft können sie sogar spezielle Gehäuse ersetzen und benötigen so weniger Bauraum. Da Wartungs- und Montagekosten entfallen, senken sie darüber hinaus die Kosten. Das komplette System umfasst Gelenk- und Gabelköpfe, Flansch-, Gelenk- und Stehlager sowie Winkelgelenke – wobei die Auswahl aus diesem gesamten Angebot die Beschaffung erleichtert.
Im Hightech-Elektrorollstuhl Tango GT fällt den Lagern vor allem die Aufgabe zu, Schwingungen zu dämpfen und Fluchtungsfehler sowie Kantenbelastungen auszugleichen. Dass die Rollstühle bei ihrem Einsatz auf beachtliche Strecken kommen, die in Räumen wie auch an der frischen Luft zurückgelegt werden, zeigt ein Beispiel, über das Geschäftsführer Richter berichtet: „Wir haben einen Kunden, der im Jahr um die 8000 Kilometer fährt.“ Vor allem im Außeneinsatz müssen die Rollstühle dann den Witterungsbedingungen trotzen – und das, obwohl Schmierstellen an den Hilfsmitteln tabu sind, da der sich sammelnde Schmutz im Innenbereich zwangsläufig auf den Boden fallen würde. „Das gilt es unbedingt zu vermeiden“, sagt Richter, weshalb in seinen Produkten grundsätzlich Polymerlager genutzt werden. An Bordsteinkanten wirken auf die verbauten Lager Kräfte, die im Moment des Überfahrens außerordentlich hoch sind. Ein Mountainbike-Federsystem und großvolumige Reifen mildern das im Tango GT ab, um übermäßigen Belastungen zu vermeiden. Dennoch ist auch das eine Herausforderung für die verwendeten Lager.
Neben den Gelenklagern sind in allen Stehvorrichtungen mit einer 45°-Schwerpunktsverlagerung Flanschlager aus dem Werkstoff Iglidur G verbaut. Das Allroundlager wird unter anderem für einfache Dreh- und Schwenkbewegungen eingesetzt. Es ist in den Wadenplatten verbaut und sorgt für Halt und damit Sicherheit beim Stehen. In den Fuß- und Beinverstellungen aller Elektrorollstühle der Thurnauer sind besonders flache DryLin-Profilführungen eingesetzt. Sie sind einfach zu montieren, und eine tribologisch optimierte Polymergleitfolie sorgt für sehr gute Reib- und Verschleißergebnisse. Auch hier macht der Verzicht auf Schmierung das Gesamtsystem schmutzunempfindlich.
Der Rollstuhl ist jedoch nur ein Anwendungsbeispiel für die antimagnetischen Komponenten des Anbieters Igus. Auch in MRT-Systemen oder besonders kompakten und hoch belastbaren Stellen in Prothesen werden die Lager eingesetzt, ebenso in der Labortechnik, in Trainingsgeräten, Armaturen oder auch Mobiliar. Die Philosophie der Kölner ist, in jedem Fall einen Kunststoff zu verwenden, der genau auf die jeweilige Anwendung zugeschnitten ist. Bei den Gleitlagerprodukten sind das die Werkstoffe der Iglidur-Familie, die in zahlreichen Standardformen ab Lager lieferbar sind und die Bedürfnisse der meisten Anwender abdecken. Darüber hinaus sind die Materialien auch als Halbzeuge erhältlich oder in vorgegebenen Sonderformen.
Da die inkorporierte Schmierung Wartungsfreiheit ermöglicht und den Schmutzeintrag verhindert, passen die High-Tech-Kunststoffe sehr gut zu medizintechnischen Anwendungen. Damit sinkt der Aufwand für die Reinigung medizinischer Geräte, und die Lebensdauer steigt. Außerdem können aufgrund der Chemikalienbeständigkeit die meisten gängigen Mittel bei der Reinigung bedenkenlos eingesetzt werden. Werkstoffe, die zur ISO 10993 Type A und zu den Vorgaben der FDA konform sind, gehören zum Standardprogramm. Darüber hinaus sind strahlenbeständige Werkstoffe verfügbar.
Ulf Hottung Branchenmanager Medizintechnik, Igus, Köln

Zum Hersteller
Die Kölner Igus GmbH hat sich auf Energie- und Leitungsführung sowie -schutz spezialisiert und bietet darüber hinaus hochflexible Leitungen sowie schmiermittel- und wartungsfreie Gleitlagerlösungen für alle Bewegungsarten. Die Produkte sind als Baukastensystem konzipiert. Mit mehr als 80 000 Produkten ab Lager können die Kölner so auch Lösungen für spezielle Anforderungen bieten – sei das zum Beispiel die Reinigung im Autoklaven oder die Frage nach besonders kleinen Funktionselementen für Laborgeräte. Auch das Einhalten branchenspezifischer gesetzlicher Bestimmungen und übergeordneter Regularien sei bei der Breite der Palette möglich, heißt es.

Ihr Stichwort
  • Wartungsfreie Gleitlager
  • Werkstoffe konform zur ISO 10993 Type A und zu FDA-Anforderungen
  • Strahlenbeständig
  • Antimagnetisch
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