Überall auf der Welt warten täglich Menschen auf ein Spenderorgan. Könnte das 3-D-Bioprinting von Organen zukünftig die Lösung sein? Aktuell befindet sich dieses knapp 15 Jahre junge Forschungsfeld noch in den Kinderschuhen, entwickelt sich derzeit aber sehr dynamisch. Der VDI hat nun zum Thema Bioprinting den neuem Richtlinienausschuss VDI 5708 gegründet. „Anlass für die Ausschussgründung im Fachbereich Medizintechnik der VDI-Gesellschaft Technologies of Life Sciences, kurz TLS, ist der zunehmende Bedarf an Best Practice und Produktionsrichtlinien für die Bioprinting-Technologien, ebenso wie für die Verarbeitung von Biomaterial-Tinten und die Herstellung von Bioprint-Produkten“, erläutert Dr. Andreas Hermann vom VDI.
Mit Hilfe des Bioprintings können mehrere Zelltypen mit geeigneten Materialien zu so genannten Biotinten kombiniert und entsprechend der am Computer erstellten Druckvorgabe dreidimensional im Raum positioniert werden. Forscher können damit beispielsweise In-vitro-Gewebemodelle generieren und so organtypische Prozesse untersuchen, was zum Beispiel für die Erforschung neuer Wirkstoffe von Nutzen sein kann.
Ziel der Arbeit des neuen Richtlinienausschusses VDI 5708 ist zum Einen die Klärung der grundlegenden Definitionen und Terminologien beim Bioprinting. Darüber hinaus sollen auch die Anforderungen an die verwendeten Geräte und Biotinten geprüft werden, ebenso wie wichtige physikochemische und biologische Grundvoraussetzungen.
Bioprinting soll reproduzierbar und sicher werden
Den Vorsitz des neuen VDI-Richtlinienausschusses übernehmen Dr. Hanna Hartmann vom NMI Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut in Reutlingen und Prof. Dr. Jürgen Groll vom Universitätsklinikum Würzburg. Beide beschäftigen sich bereits im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts SOP_Bioprint mit dem Erstellen von Protokollen für ein standardisiertes Bioprinting. „Wir erleben in den letzten Jahren eine Welle an Innovationen bezüglich neuer Biotinten, neuer Fabrikationsmethoden, sowie der Zusammenführung bestehender Technologien“, fasst Prof. Groll die Situation zusammen. „Es ist noch nicht klar, welcher Ansatz sich für welche Anwendung durchsetzen wird und der Bedarf an Grundlagenforschung ist noch hoch.“
Um den Prozess des Bioprintings reproduzierbar, anwendungsspezifisch und sicher zu gestalten und um zukünftige Entwicklungen in Richtung pharmazeutischer Produkte oder sogar einer Translation in die Klinik vorzubereiten, ist daher zunächst eine grundlegende Standardisierung erforderlich. „Standards und Normen helfen dabei, personen- und ortsunabhängig reproduzierbare Ergebnisse zu liefern“, erklärt Dr. Hartmann. „Außerdem ermöglichen Richtlinien die objektive Bewertung von Forschungsergebnissen.“
Erklärtes Ziel der beiden Vorsitzenden ist es, den Bedarf an Standardprüfmethoden und Qualitätskontrollen zu benennen und notwendige Standards zu definieren. Dabei soll die schlussendliche Anwendung des Druckprodukts – als Medizinprodukt, Arzneimittel für neuartige Therapien (Advanced Therapy Medicinal Products, kurz ATMP) oder In-vitro-
Diagnostikum – stets berücksichtigt werden. Der Richtlinienausschuss ist hierfür bewusst anwendungsorientiert ausgerichtet. So decken die interdisziplinären Mitglieder die Wertschöpfungskette von Forschungseinrichtungen und Herstellern bis zu Anwendern und der Prüfgesellschaft ab. (op)
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