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Keine Ausgetretenen Pfade

Allgemein Jubilaeumsausgabe
Keine Ausgetretenen Pfade

Medtech-Nachwuchs | Die letzten zehn Jahre haben neue Studiengänge im Bereich Medizintechnik hervorgebracht. Was erwarten die jungen Studierenden von ihrem Studium? Wo sehen sie sich in Zukunft? Hier ein kleiner Einblick in das, was in den Köpfen junger Ingenieure vorgeht.

Alison SmythFachjournalistin in Stuttgart

Warum habt ihr euch dazu entschlossen, Medizintechnik zu studieren?
Dominik Hillerkuss: Ich bin über mein Elektrotechnikstudium damit in Berührung gekommen. Ich finde es faszinierend, wie der Mensch funktioniert. Dieses komplexe System zu verstehen und dann technisch zu abstrahieren, macht die Medizintechnik für mich so spannend. Daher habe ich dann auf diesen Studiengang umgesattelt.
Christian Weihsbach: Bei mir war das ähnlich, ich habe zuerst Maschinenbau studiert und mich dann in dem Bereich spezialisiert. Das Faszinierende hieran ist, dass die Produkte einen sehr persönlichen Bezug zum Patienten haben.
Franz Jansen: Das habe ich früher als Kardiotechniker auf der Intensivstation im Krankenhaus auch so empfunden, was dann letztendlich mein Interesse für das Studium geweckt hat.
David Rosin: Und es gibt in dem Feld einfach noch vieles zu entdecken, man betritt keine ausgetretenen Pfade.
Patrick Lerge: Die Medizintechnik ist ja generell ein sehr großes, interdisziplinäres Gebiet. Das und die guten Aussichten am Arbeitsmarkt waren wichtige Faktoren.
Fabian Dücker: Gerade das Interdisziplinäre an dem Studium hat mich gereizt. Das hat bei mir den Zwiespalt zwischen Maschinenbau- und Medizinstudium gelöst.
Wie bewertet ihr die Präsenz der Medtech-Industrie an eurer Hochschule?
Patrick L.: Im Bereich Maschinenbau gibt es definitiv mehr Industriepräsenz, für meinen Geschmack sogar ein bisschen zu viel. Hersteller von Produkten werden häufiger mal vorgestellt. Gerade im Gebiet der Biorobotik! Da kommt ja außerdem auch viel aus dem Militär. Meinem Empfinden nach sind die kleineren Unternehmen im Allgemeinen eher unterrepräsentiert.
Gregor M.: Ich finde, die Industriepräsenz ist vor allem im Vergleich zu anderen Hochschulen eher schlecht. In Villingen-Schwenningen gibt es zum Beispiel einen Hochschul-Tag, an dem die Firmen ausstellen, Angebote für Bachelor- und Masterarbeiten vorstellen und gezielt Studenten anwerben.
Christian W.: Man merkt schon, dass die Industrie versucht, Input zu geben, was ja auch sehr interessant sein kann. An der Universität Stuttgart kommt davon aber nicht so viel an.
Carolin Gruber: In Tuttlingen passiert da viel mehr. Die Medizintechnik-Unternehmen suchen zum Teil aktiv nach Praktikanten, und die Industrie ist generell mehr mit dem Campus verknüpft.
Dominik H.: An unserer Hochschule liegt das vielleicht auch daran, dass wir kein eigenes Medizintechnik- oder Biotechnologie-Institut haben, das diese Koordination übernehmen würde. Wir sind ja eher bei den Maschinenbauern und Elektrotechnikern angesiedelt.
Franz J.: An Universitäten steht letztendlich eher die Forschung im Fokus und das Wahlprofil im Studiengang ist sehr frei nach Forschungsinteressen wählbar.
In welchem Medizintechnik-Sektor würdet ihr später gerne arbeiten?
Anja Kustermann: Mich zieht es in den Bereich F&E, im Allgemeinen habe ich da aber ein breit gefächertes Interesse. Gerade komplexere Produkte in Optik oder Prothetik finde ich spannend.
David R.: Ich könnte mir auch vorstellen, später im Fachgebiet Prothetik zu arbeiten. Gerne in der Forschung, aber idealerweise etwas anwendungsbezogener, sozusagen auf dem Mittelweg.
Patrick L.: In der Forschung sehe ich mich auch, speziell in der Biomechanik.
Carolin G.: Ich würde lieber im Produktmanagement arbeiten. Der Bereich hat den Vorteil, dass man sozusagen „überall dabei“ ist. Man hat einen Überblick über den ganzen Entwicklungsprozess, steht im Kontakt mit Ärzten und der Entwicklungsabteilung.
Gregor M.: Ich habe im Praktikum schon an der Entwicklung und Konstruktion von OP-Tischen mitgewirkt, das könnte ich mir auch für später gut vorstellen.
Fabian D.: Da finde ich Produkte wie Sportgeräte, biomechanische und bionische Prothesen schon deutlich interessanter. Mich würde es eher in diese Richtung ziehen.
Welchen medizintechnischen Bereich seht ihr in den nächsten Jahren als besonders innovationskräftig an?
David R.: Ich denke, dass sich in der Materialforschung in der nächsten Zeit viel tun wird. Aber auch in der Neurologie, Stichwort Brain-Machine-Interfaces mit verlässlichen Schnittstellen.
Anja K.: Gerade in Bezug auf neuronale Implantate – die Ethik-Diskussion ist da ja in vollem Gange.
Dominik H.: Definitiv im Bereich IT. In Softwaretechnik und App-Entwicklung wird da bestimmt einiges auf uns zukommen.
Fabian D.: Ich denke auch, dass der Bereich der Telemedizin noch stark wachsen wird. Die Digitalisierung zum Beispiel mit der Krankenkassenkarte, außerdem wird das Tracking von Patienten zunehmen. Und ganz klar der 3D-Druck.
Patrick L.: Nein, ich schätze eher, der Hype um den 3D-Druck wird etwas abebben. Aber in der Mikro-und Laserchirurgie sehe ich viel Potenzial.
Gregor M.: Oder in der minimal-invasiven Chirurgie, vor allem mit der Schlüsselloch-Technologie über natürliche Körperöffnungen. Da passiert jetzt schon unheimlich viel.
Was erwartet ihr als angehende Medizintechniker von eurem zukünftigen Arbeitgeber?
Carolin G.: Ich glaube, da gibt es ganz viele Ansprüche: Ich finde flexible Arbeitszeiten schon sehr wichtig, außerdem natürlich, dass das Unternehmen auch an neuen Projekten arbeitet, bei denen man sich einbringen und auch etwas erreichen kann, deswegen studiere ich ja auch Medizintechnik. Dann natürlich ein nettes Team und Arbeitsklima sowie die Möglichkeit, sich weiterzubilden.
Anja K.: Das könnte ich auch so unterschreiben – Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf, flexible Arbeitszeiten, gute Zusammenarbeit und Wertschätzung unter Kollegen.
David R.: Ja, das ist ein guter Punkt. Außerdem wäre mir Forschungsbereitschaft wichtig. Und vielleicht die Möglichkeit, eine Doktorthesis zu integrieren.
Dominik H.: Ich denke, es ist auch wichtig, in vollem Umfang in der Rolle als interdisziplinärer Mittler zwischen medizinischen und technischen Fragestellungen anerkannt zu werden.
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