Die deutsche Medizintechnikindustrie setzt ihren Wachstumskurs fort. Im Zeitraum Januar bis April dieses Jahres lag der Umsatz der rund 1140 Hersteller nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 4,7 % über dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Zuwächse wurden vor allem im Ausland erzielt. Hier stieg der Umsatz um 6,5 %. Das Inlandsgeschäft zeigte sich dagegen mit einem leichten Plus von 1,3 % eher schwach. Die Zahl der Beschäftigten lag mit 93 200 Mitarbeitern um 2,7 % über dem Vorjahresniveau. Grund für das magere Ergebnis auf dem Heimatmarkt sind die radikalen Einsparbemühungen im Gesundheitswesen, die den vorhandenen Investitionsstau insbesondere im stationären Bereich weiter verstärken. „Das Gesundheitswesen wird vielfach immer noch als reiner Kostentreiber gesehen. Dabei handelt es sich um einen innovativen Wirtschaftszweig, der einer der wichtigsten Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft ist“, so Jan Wolter, Leiter des Berliner Fachverbands Medizintechnik bei Spectaris.
Bisher konnte das schwache Inlandsgeschäft durch hohe Exportzuwächse mehr als ausgeglichen werden. Aufgrund der Finanzkrise zeigt sich aber auch international, speziell natürlich in einigen europäischen Ländern, eine zunehmende Investitionszurückhaltung, was zu abnehmenden Wachstumsraten beim Auslandsgeschäft führt. Zum Vergleich: In 2011 lag der Auslandsumsatz mit 14,2 Mrd. Euro noch um fast 11 % über dem Ergebnis des Vorjahres.
Mittelfristig sieht der Verband die Entwicklung in Deutschland und Europa kritisch. „Die in Europa diskutierten Verschärfungen für den Marktzugang bedrohen unsere mittelständischen Hochtechnologie-Unternehmen“, so Wolter. Während viele EU-Mitgliedstaaten kaum eine relevante Medizinprodukte-Industrie hätten, wären in anderen Ländern vor allem große Konzerne tätig. „Teurere Marktzugänge können für Konzerne eine willkommene Marktabschottung sein.“ Die Bundesregierung sei daher gefordert, auf mittelstandsfreundliche Regelungen beim Marktzugang zu drängen. Dies sei im Interesse aller Verbraucher in der EU.
Dennoch liege der Geschäftsklimaindex des Ifo-Konjunkturtests im Bereich Medizintechnik Stand Juni noch im positiven Bereich, erklärt Wolters. Auch die Erwartungen an die Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten seien laut Konjunkturtest mehrheitlich positiv.
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