Trotz der angespannten Situation im Inland investieren die Unternehmen verstärkt in ihre deutschen Produktionsstandorte. 26 % der befragten BVMed-Unternehmen erhöhen ihre Investitionen, 50 % halten das Investitionsniveau. Ähnlich ist die Situation bei den Forschungsausgaben. 29 % der befragten BVMed-Unternehmen erhöhen ihre Forschungsausgaben gegenüber dem Vorjahr, 45 % halten das Niveau. Derzeit investiert die Branche 9 % ihrer Umsätze in Forschung und Entwicklung.
MDR ist größtes Hemmnis für den Fortschritt
Als größtes Hemmnis für die künftige Entwicklung der Medizintechnologie-Branche sehen die Unternehmen die neue EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) an, die überaus kritisch beurteilt wird. 65 % der Medtech-Unternehmen bezeichnen die zusätzlichen Anforderungen durch die MDR als größtes Hemmnis. 63 % nennen die Pflicht zu umfassenden klinischen Daten durch die MDR als Hürde. Kritisch werden zudem die längeren Zulassungszeiten durch Ressourcendefizite bei den Benannten Stellen gesehen.
Als Folge der MDR-Implementierung befürchten 68 % der Unternehmen, dass Produkte aus ökonomischen Gründen vom Markt genommen oder nicht auf den Markt gebracht werden. Knapp zwei Drittel der Unternehmen erwarten, dass die Kosten und damit auch die Preise der Medizinprodukte durch die MDR-Folgen steigen werden. Der Druck werde dabei insbesondere auf kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) steigen, sagen 56 % der Befragten. Knapp die Hälfte der Unternehmen (47 %) erwartet, dass durch die MDR-Folgen künftig die Patientenversorgung leiden wird.
Als größte Hemmnisse der aktuellen nationalen Rahmenbedingungen werden von den Medtech-Unternehmen der Preisdruck durch Einkaufsgemeinschaften (62 %) sowie innovationsfeindliche Einstellungen von Krankenkassen (50 %) bezeichnet.
Gesundheitspolitische Forderungen der Medtech-Unternehmen
Bei den gesundheitspolitischen Forderungen wünschen sich die Medtech-Unternehmen vor allem eine „Fortschrittsbeschleunigung“. 49 % fordern eine Verkürzung der Dauer der Bewertungsverfahren, 42 % eine aktive Beteiligung der Industrie an G-BA-Prozessen.
Im Hilfsmittelbereich sprechen sich die Unternehmen für Verhandlungsverträge statt Open-House-Verträge oder Ausschreibungen aus. Die Verbandmittel-Unternehmen fordern zudem geschlossen eine Verbesserung der Versorgung chronischer Wunden.
Jobmotor Medtech stottert
Aufgrund der schwierig werdenden Rahmenbedingungen gerät der Jobmotor Medizintechnik in Deutschland ins Stottern. Nur noch 44 % der Unternehmen schaffen in diesem Jahr zusätzliche Jobs (Vorjahr: 66 %), 12 % müssen sogar Arbeitsplätze abbauen.
Die Berufsaussichten für Fachkräfte in der Medtech-Branche sind dabei nach wie vor glänzend. 91 % der Unternehmen halten die Berufsaussichten für unverändert gut oder besser. Gesucht werden vor allem Ingenieure (38 %), Medizintechniker (32 %) und Wirtschaftswissenschaftler (24 %).
88 % der Unternehmen geben an, offene Stellen zu haben. Das ist gegenüber dem Vorjahr (85 %) nochmals eine Steigerung. An der Spitze der offenen Stellen stehen Vertriebsmitarbeiter (61 %), gefolgt von Marketing und Kommunikation (36 %), Key Account Management (28 %), Regulatory Affairs (22 %) sowie Produktion (21 %). 76 % der Unternehmen haben dabei Probleme, die offenen Stellen zu besetzen (Vorjahr: 80 %). Das betrifft vor allem den Vertrieb (38 %), Regulatory Affairs (17 %), das Key Account Management (15 %), Führungskräfte im gehobenen Management sowie Marketing und Kommunikation (jeweils 14 %).
Digitalisierung noch kein großes Thema
Nur 39 % der Medtech-Unternehmen sehen sich derzeit von der Digitalisierung betroffen. Große Veränderungen erwarten sie durch elektronische Beschaffungsmaßnahmen, medizinische Apps und elektronische Rechnungen.
Zu den ausführlichen Ergebnisse der BVMed-Herbstumfrage sowie alle Vorträge und Materialien des BVMed-Medienseminars:
www.bvmed.de/medienseminar-2017