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Christopher Boss im Interview über die erste Medtec Live with T4M

Premiere Medtec Live with T4M
Medtec Live with T4M: Zufriedene Aussteller – aber neue Kennzahlen sind gefragt

Medtec Live with T4M: Zufriedene Aussteller – aber neue Kennzahlen sind gefragt
Christopher Boss ist als Executive Director Exhibitions der Nürnberg Messe GmbH für die neue Medtec Live with T4M verantwortlich. Sie findet jährlich statt und wechselt zwischen den Standorten Stuttgart und Nürnberg (Bild: Nürnberg Messe)
Nach dem Zusammenführen der Medtec Live und der T4M fand Anfang Mai 2022 in Stuttgart erstmals die Medtec Live with T4M statt. Christopher Boss, der als Executive Director Exhibitions der Nürnberg Messe GmbH die Veranstaltung verantwortet, ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Allerdings sieht er nach der Pandemie Bedarf für neue Maßstabe, um den Erfolg einer Messe zu beschreiben.

Dr. Birgit Oppermann
birgit.oppermann@konradin.de

Herr Boss, die Messe Medtec Live with T4M ist als Fusion aus zwei Veranstaltungen entstanden. Hat sich die Messe 2022 für Sie angefühlt wie eine Premiere?

Für mich persönlich war es auf jeden Fall eine Premiere, denn ich habe zwar schon zwei Medtec-Live-Veranstaltungen verantwortet, allerdings in der virtuellen Version. Jetzt viele Akteure persönlich zu treffen, war ein neuer Eindruck – und das gilt in gewisser Weise für uns alle, denn nach drei Jahren pandemiebedingter Pause ist der Kontakt von Angesicht zu Angesicht ja nichts Alltägliches mehr. In der neuen Konstellation, in der die Medtec Live with T4M als Gastveranstaltung in Stuttgart läuft, ist für uns ebenfalls eine neue Erfahrung gewesen. Von daher passt der Begriff „Premiere“ aus einer Reihe von Gründen.

Wie war Ihr Gesamteindruck: Was waren die Erwartungen der Branche, und hat die erste Medtec Live with T4M diese Erwartungen erfüllt?

So, wie ich das im Vorfeld der Messe wahrgenommen habe, war bei den Unternehmen eine Vorfreude darauf zu spüren, sich wieder persönlich zu treffen und sich zu zeigen. Die Besucher wie auch die Aussteller wollten Kunden und auch Lieferanten treffen, konkrete Projekte besprechen. Es hat sich angefühlt wie ein Neustart nach einer langen Phase, die von den Regeln der Pandemie geprägt war. Diese Möglichkeit haben wir mit der Medtec Live with T4M geboten und auf jeden Fall die Erwartung erfüllt: Die Qualität der Kontakte und auch die Organisation der Messe haben viele Aussteller mit deutlichen Worten gelobt. Und unsere Erwartungen als Veranstalter wurden sogar übertroffen, denn wir hatten mit der kleineren Halle 9 geplant und brauchten dann doch das Mehr an Platz, das die Halle 10 bietet.

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Woran messen Sie den Erfolg dieses Neustarts?

Der klassische Weg, um eine Veranstaltung einzuordnen, sind natürlich Messekennzahlen wie Ausstellerzahl, belegte Fläche, Zahl der Besucher. Aber ich denke, wir dürfen uns nicht auf die Vergleichswerte verlassen, die wir aus der Zeit vor der Pandemie kannten. Unternehmen haben immer noch strengere Reiserichtlinien, Besucher aus dem Ausland reisen noch nicht wieder in gewohntem Ausmaß an. Ob eine Veranstaltung erfolgreich ist oder nicht, möchte ich lieber an den Feedbacks der Aussteller und Besucher festmachen. Und eben diese Rückmeldungen waren positiv: Es kamen mehr Entscheider, um die Messe zu besuchen, und es gab Zeit für längere konkrete und projektbezogene Gespräche und auch Abschlüsse. Daher bewerte ich die Premiere als erfolgreich. Eine geeignete Kennzahl, die all das widerspiegelt, lässt sich natürlich schwieriger ermitteln beziehungsweise muss noch definiert werden.

Wie sehen denn die konkreten Aussteller- und Besucherzahlen zur ersten Medtec Live with T4M aus?

Mehr 430 Aussteller haben sich in Stuttgart präsentiert, und die Messe zählte knapp 3200 Fachbesucher. Diese kamen vor allem aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, Frankreich und den Niederlanden. Das sind zwar weniger als in den Jahren vor der Pandemie. Bei der Bewertung dieser Zahl muss man allerdings berücksichtigen, dass es in Stuttgart den Medtec Summit nicht gab, der in Nürnberg parallel zur Messe läuft und natürlich ebenfalls Besucher anzieht. Dies sowie die veränderten Reisemöglichkeiten und zum Teil bestehenden Reiserestriktionen erschweren den Abgleich mit Vorgängerveranstaltungen. Dennoch kamen Besucher aus insgesamt 39 Ländern. Andererseits haben wir inzwischen digitale Begleitangebote, die angemeldete Teilnehmer über die drei Messetage hinaus nutzen können. Über 800 Teilnehmer haben auch digital teilgenommen und 84 Prozent davon waren an mindestens einem Tag persönlich auf der Messe.

Was möchten Sie im kommenden Jahr in Nürnberg für Aussteller und Besucher beibehalten, was verändern?

Wir hatten vorhin von „Premiere“ gesprochen: Es gibt sicherlich noch Themen, die wir marginal justieren müssen. Aber der inhaltliche Schwerpunkt auf Themen der Herstellung von Medizinprodukten wird bleiben. Es wird wieder Messeforen geben, der Medtec Summit ist 2023 mit dabei. Die Produktionsstraße, die wir in Stuttgart hatten, kam bei den Besuchern wirklich gut an, wir planen neue Ansätze für die Beteiligung von Start-ups… die Richtung behalten wir also bei und ergänzen Details. Auch das digitale Angebot setzen wir voraussichtlich fort. Denn wir gehen davon aus, dass im Moment nach der langen Pause der persönliche Austausch allen besonders wichtig ist. Mittelfristig wird sich aber ein neues Gleichgewicht einpendeln, in dem auch der digitale Kontakt seinen Platz haben wird.

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Wie groß ist das Interesse von Ausstellern an einer Teilnahme im kommenden Jahr?

Wir haben bereits mehr als die Hälfte der Flächen, die dieses Jahr belegt waren, für 2023 schon vergeben. Dabei vergrößern manche Aussteller ihre Stände. Aber es kommen auch neue hinzu, die sich die Premiere anschauen wollten und sich zu dem, was es zu sehen gab, positiv geäußert haben. Insgesamt rechne ich also mit mehr belegter Fläche für das nächste Jahr.

Welche Erwartungen haben Sie an die kommende Veranstaltung?

Die Freude an persönlichen Treffen soll uns gern erhalten bleiben – und natürlich hoffe ich, dass es sich herumspricht, wie gut unser Format in die Branche passt. Und wenn dann die Aussteller und die Besucher mit einem Lächeln aus der Halle gehen, haben wir einen guten Job gemacht.

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