Ein System für die industrielle Bildverarbeitung unterstützt die Arbeit im Krankenhaus und schafft Sicherheit beim Erkennen von Chirurgieinstrumenten: Verwechslungen schließt es aus. Bei Zuwachs soll es sich einfach erweitern lassen.
Einsparungen, Transparenz in der Lagerhaltung und insbesondere Qualitäts- und Rechtssicherheit: Das brachte effizientes Qualitätsmanagement in der Flugzeugindustrie. Die detaillierte und fälschungssichere Ersatzteillagerverwaltung und lückenlose Reparatur-Dokumentation sind dort zur Selbstverständlichkeit geworden.
An solchen industriellen Maßstäben könnte man die Verwaltung chirurgischer Instrumente im Krankenhaus messen. Diesen Weg geht die Ulrich Swiss AG aus dem schweizerischen St. Gallen mit ihrem System Kenus. Damit lässt sich jedes einzelne Instrument in der Klinik identifizieren und verwalten.
Die Arbeitsweise des Systems ist so strukturiert, dass menschliche Fehlerquellen – wie momentane Unachtsamkeit und in Folge davon eine Verwechslung beim Befüllen der Instrumentensiebe – ausgeschlossen werden. Die Basis dafür sind dauerhafte und fälschungssichere Identifizierungscodes. Mit der Direct-Part-Mark-Methode (DPM-Methode) wird der Matrix-Code dauerhaft und wirtschaftlich direkt auf das Instrument aufgebracht. Die Punke des Matrix-Codes werden mit dem patentierten Verfahren auf die Instrumente in einer extra vertieften Fläche mit einem speziellen Bohrer eingearbeitet. So sind sie geschützt vor der Beschädigung, dem Verschmutzen, der Abnutzung oder sonstiger qualitativer Verschlechterung.
Der im Kenus-System verwendete Matrix-Code mit etwa 140 bis 150 Punkten benötigt eine Fläche von nur 0,8mm x 1,6 mm. Nach Angaben der Schweizer können damit rund 99 % der in den Kliniken verwendeten chirurgischen Instrumente zuverlässig codiert werden – selbst die kleinsten.
Um solche Codes zu erfassen, ist industrielle Bildverarbeitung auf hohem Niveau gefragt. Sie muss über sicher und präzise arbeitende Bildverarbeitungsalgorithmen verfügen. Zu Anfang setzte Ulrich das Kenus-System noch mit speziellen Kameras ein und nutzte einen PC mit Codelese-Software. Neue Komponenten sollten das System leistungsfähiger und in der Handhabung flexibler machen. So fiel die Entscheidung, Kenus mit dem Vision-System In-Sight 5400S zu kombinieren, das die Karlsruher Cognex Germany Inc. anbietet. Das kompakte Bildverarbeitungssystem arbeitet autark, kann aber Aufgaben übernehmen, die bislang PC-basierten Systemen vorbehalten waren. Da das Gehäuse aus Edelstahl besteht und mit abgedichteten runden M12 Ethernetsteckern ausgestattet ist, kann das Vision-System auch in aggressiven Umgebungen eingesetzt werden. Gerade dort, wo hohe Ansprüche an die Hygieneansprüche gestellt werden, ermöglicht die Schutzklasse IP68 (NEMA 6P) eine sichere Arbeitsweise.
Da die Kamera eine hohe Auflösung bietet, werden die Codes sicher gelesen. Für schnelle Taktraten sorgt die hohe integrierte Rechnerleistung. Bildverarbeitungswerkzeuge mit sehr sicheren Algorithmen ermöglichen es, das System für unterschiedliche Aufgaben einzusetzen. IDMax beispielsweise erlaubt das Lesen verschiedener Codes und soll die Lesezuverlässigkeit und Einsatzflexibilität massiv steigern. Die integrierte Ethernet-Schnittstelle soll Vorteile für die Systemsicherheit bringen: Jeder Arbeitsplatz erhält eine IP-Adresse, und die Gestaltung von mehreren Arbeitsplätzen mit jeweils einem Codeleser ist möglich.
Mit Hilfe der Softwaretools In-Sight Explorer Version 3.3 lassen sich Zeit sparende und anwendungsspezifische Lösungen für komplexe Vision-Aufgaben entwickeln, die sich laut Hersteller einfach in bestehende Programme des Qualitätsmanagements einbinden lassen. Auch Netzwerke von In-Sight- Vision-Systemen sollen sich damit effizient verwalten lassen und kommunizieren untereinander.
Dazu bemerkt Lukas Giovanettoni von der Geschäftsleitung der Ulrich Swiss AG: „Was uns überzeugt hat, ist die Genauigkeit und Zuverlässigkeit des In-Sight. Mich fasziniert, dass man mit einem einfachem Aufbau des Arbeitsplatzes und simplem Handling unterschiedliche Codes sehr schnell und sicher lesen kann.“
- Kamillo Weiß Fachjournalist in Stuttgart
- Weitere Informationen Ulrich Swiss: www.ulrich-swiss.ch Cognex: www.cognex.net
- Industrielle Bildverarbeitung im Krankenhaus
- Instrumentenüberwachung
- Ethernet-Schnittstelle
- Systemerweiterung
Ihr Stichwort
System für verschiedene Bedürfnisse
Das Schweizer Unternehmen Ulrich Swiss versteht sich als Systemanbieter und Partner beim Aufbau eines Qualitätsmanagements. Sein modular gegliedertes Kenus-System umfasst Codemarkierung, Codelesen sowie die komplette Verwaltung chirurgischer Instrumente und kann die Kostenrechnung einschließen. So lässt sich die Instrumentenverwaltung auf eine Klinik anpassen.
Jedes Sieb ist mit einem Barcode ausgestattet, der mit einem Handheld-Codeleser gelesen wird. Der Klinikmitarbeiter bekommt an seinem Arbeitsplatz-Monitor ein Bild des Siebes und sieht, wie und mit welchen registrierten chirurgischen Instrumenten es gepackt werden darf. Das schließt Fehler durch menschliche Unachtsamkeit aus. Es können nur Instrumente gelesen werden, die für dieses definierte Sieb vorgesehen sind. Jede korrekte Lesung wird im Monitor angezeigt. Eine nicht vorgesehene Doppelbelegung von Instrumenten wird zuverlässig ausgeschlossen, weil sich beispielsweise der Codeleser In-Sight 5400S weigert, den zweiten identischen Lesevorgang zu registrieren. Die Datenverwaltung hält auch fest, wie oft ein Instrument sterilisiert und tatsächlich eingesetzt wurde.
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