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Weniger Atemnot trotz gelähmter Stimmbänder

Kehlkopfschrittmacher: Endoskopische Operationstechnik ist für neues Gerät geeignet
Weniger Atemnot trotz gelähmter Stimmbänder

Weniger Atemnot trotz gelähmter Stimmbänder
Durch den Impuls des Kehlkopfschrittmachers wird einer der Öffnermuskeln aktiviert. Sobald eines der beiden Stimmbänder (hell) zu Seite gleitet, kann der Atemstrom (blaue Linie) die Stelle passieren Bild: Med-El – Medical Electronics
Patienten, die zum Beispiel nach einer Schilddrüsen-OP an Atemnot leiden, kann mit einem neuen Kehlkopfschrittmacher geholfen werden. Für die Implantation des Systems nutzt der Würzburger HNO-Experte Prof. Rudolf Hagen ein Endoskop.

Ein neuer Kehlkopfschrittmacher ist in einer Kooperation zwischen den Unikliniken Würzburg, Innsbruck, dem SRH Wald-Klinikum Gera sowie dem Medizintechnik-Unternehmen Med-El Elektromedizinische Geräte Gesellschaft m.b.H. in Innsbruck entwickelt worden. Er kann Muskeln am Kehlkopf dazu bringen, die Stimmritze weiter zu öffnen – was Patienten mit gelähmten Stimmbändern das Luftholen erleichtert – und soll in den nächsten Jahren auf den Markt kommen.

Der Schrittmacher besteht aus einem Implantat, das direkt unter der Haut am Brustbein eingesetzt wird, und einer Elektrode, die vom Implantat im Körper bis zum Kehlkopf führt. Dort wird sie millimetergenau an den feinen Nervenast platziert, der den Öffnermuskel am Kehlkopf versorgt. Ein programmierbarer medaillonartiger Prozessor, der das System steuert, haftet per Magnet am Implantat, befindet sich also über der geschlossenen Haut auf Höhe des Brustbeins.
Der Prozessor gibt ein individuell einstellbares, regelmäßiges Steuersignal an das Implantat. Das Implantat sendet in diesem Takt über die Elektrode einen Impuls zum Öffnermuskel, der sich kurz kontrahiert, damit das Stimmband bewegt und den Atemweg frei macht. Das Sprechen wird durch die getaktete Stimmbandbewegung nicht behindert.
Um die Schrittmacherelektrode am Nervenast zu platzieren, hat Prof. Rudolf Hagen, Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, plastische und ästhetische Operationen des Würzburger Uniklinikums, eine neue endoskopische Methode entwickelt. Dabei wird das Ende der Elektrode, mit einer Sonde über den Mund- und Rachenraum kommend, endoskopisch am Öffnermuskel fixiert.
Dieses Verfahren hat Hagen im Oktober in Würzburg genutzt, um eine Patientin mit Stimmbandlähmung mit dem System zu versorgen. Die im Jahr 1968 geborene Frau musste im Jahr 2009 wegen eines bösartigen Tumors an der Schilddrüse operiert werden. „Bei dieser Diagnose ist eine Schädigung des Stimmbandnervs wegen der erforderlichen Radikalität zur Entfernung des Tumor oft nicht zu vermeiden“, beschreibt Prof. Hagen. Wegen der beidseitig gelähmten Stimmbänder bekam die Patientin so wenig Luft, dass der Mediziner auf ihren Wunsch hin bereits 2010 einen Teil eines ihrer Stimmbänder chirurgisch entfernte. Dieser Eingriff verbessert zwar die Luftversorgung, führt aber zu einer heiser klingenden Stimme.
Da der Patientin bei größeren Belastungen nach wie vor „die Luft wegblieb“, nutzte sie im Rahmen der Pilotstudie die Chance auf einen Kehlkopfschrittmacher. Weitere erfolgreiche Implantationen – ohne die endoskopische Varianten aus Würzburg – fanden bereits in Gera und Innsbruck statt, und in allen Kliniken wurde die Leitung zum Implantat am Brustbein minimal-invasiv eingebracht. op

Probleme am Kehlkopf
Atmen, Schlucken, Sprechen – die zwei im Kehlkopf untergebrachten Stimmbänder sind an essenziellen Körperfunktionen beteiligt. Werden die sie versorgenden Nerven – die so genannten Rekurrenznerven – geschädigt, kann es zu einer Lähmung der Stimmbänder kommen. Hervorgerufen werden solche Nervenschäden zum Beispiel durch Virusinfektionen, Hals- und Brustraumverletzungen oder durch Tumore. Aber auch bei Eingriffen an der Schilddrüse, die weltweit jährlich zu Tausenden durchgeführt werden, kann es zu einer Schädigung des Stimmbandnerven kommen, da der Nerv in unmittelbarer Nachbarschaft zur Drüse verläuft. Sind beide Stimmbänder gelähmt, können die Betroffenen durch die dann fast geschlossene Stimmritze meist nur noch schwer atmen.
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