Wie sieht die Arbeitswelt im Jahr 2030 aus? Das wollten Masterstudierende der Hochschule Niederrhein wissen und haben dazu 601 Berufstätige befragt. Dazu entwickelten sie unter der Leitung von Prof. Alexander Cisik 30 Thesen, die beschrieben, wie sich Arbeitswelt, Unternehmen und Personalmanagement bis zum Jahr 2030 voraussichtlich entwickeln werden. Die Teilnehmer der Umfrage sollen darüber abstimmen, für wie wahrscheinlich sie diese Szenarien halten und wie sie sie bewerten.
Die Ergebnisse liegen jetzt vor: 2030, das glauben die Befragten, ist alles digital, die Konstante heißt Veränderung, Arbeits- und Privatleben sind nicht mehr zu trennen, nur die Ergebnisse zählen und Selbststeuerung ersetzt Führung. Dabei sind die meisten überzeugt, dass die Unternehmen im Jahr 2030 erfolgreicher sein werden als heute. Dass die Mitarbeiter zufriedener sein werden, glaubt hingegen die Mehrzahl der Befragten nicht.
Rollenänderung nötig
„Führungskräfte, Mitarbeiter und Personaler werden ihre Rollen ändern müssen, um die Arbeitswelt der Zukunft erfolgreich zu gestalten“, sagt Prof. Alexander Cisik, der die Studie leitete. „Sie müssen zu komplementären Partnern werden: Führungskräfte müssen vom Vorgesetzten zum Managing Partner werden, Mitarbeiter vom Arbeitnehmer zum Operating Partner und Personaler vom Administrator zum Creating Partner.“
Das hört sich zunächst gut an, ist aber ein zweischneidiges Schwert, wie Cisik betont: „Profitieren werden künftig vor allem diejenigen, die in der Lage sind, schnell und sicher die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Wer in alten Strukturen beharre, sich lieber führen lasse als selbst Verantwortung zu zeigen, der bekomme dagegen ungleich größere Probleme.
Absolute Flexibilität gefällt nicht unbedingt
Überhaupt ist die Mitarbeiterzufriedenheit für die Autoren der Studie eine offene Frage. Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass sich die Menschen im Jahr 2030 mit ihrer gesamten Lebenssituation nicht wohler fühlen werden als heute. Insbesondere die Arbeitsmotivation werde nicht höher sein.
Besonders negativ reagieren die Befragten auf die Hypothese, dass es keine persönlichen Büros mehr gäbe und die Räumlichkeiten in den Unternehmen eher funktionell als schick wären. Auch die Aussicht, dass es künftig mehr Freiberufler und Selbständige als Angestellte geben würde und man seine Arbeit- und Auftraggeber häufiger als heute wechseln wird, gefällt den Befragten mehrheitlich nicht.
Arbeit gesucht, die einem entspricht
Was sich die Befragten dagegen wünschen, wäre eine wachsende Bedeutung der qualitativen Aspekte ihrer Arbeitstätigkeit wie zum Beispiel Eigenverantwortung, Selbstverwirklichung oder auch Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Ebenso positiv fänden die Befragten eine Arbeitstätigkeit, die ihren persönlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht – dieser Wunsch rangiert sogar vor Einkommen und Status.