Auf einem überdimensionalen Bildschirm bekommt der Chirurg alle vorhandenen Patientendaten in einem Modell präsentiert. So muss er diese nicht mehr intellektuell zusammenführen, sondern kann sich voll auf die Operation konzentrieren.
Am Innovationszentrum für computerassistierte Chirurgie (ICCAS) der Uniklinik Leipzig wurde im Februar 2010 eine 70 m² große chirurgische Planungseinheit (SPU) installiert. Die SPU ist als Operationsvorbereitungsraum zu verstehen, mit dessen Hilfe sich komplizierte Operationen an einem digitalen Patientenmodell durchplanen lassen. Sämtliche Daten aus den Diagnoseverfahren – wie die CT, Labormessungen oder Gewebeproben – werden im Computer zusammengeführt und im Modell gezeigt.
Die Navigation im 3D-Modell ermöglicht es, verschiedene Perspektiven des Tumor- Areals genau herauszustellen. So können die Mitglieder einer interdisziplinären medizinischen Expertenrunde an diesem Modell die verschiedenen Operationsvarianten diskutieren, um den optimalen Zugangsweg zur Beseitigung des bösartigen Gewebes zu finden. In sehr guter 3D-Bildtechnik lässt sich etwa in der Simulation der Patientenkopf schichtweise abtragen. Bei Bedarf verschwinden Haut und Muskeln im Bild, das Gehirn kann herausgestellt und somit der Tumor von oben betrachtet werden. Damit können die Anwender sehr gut erkennen, in welcher Beziehung die Gefäße und Nerven zum Tumor stehen.
Diese Technik ist eine deutliche Verbesserung zu herkömmlichen Operationsstrategien, die ihre Informationen aus MRT- und CT-Aufnahmen beziehen und nur Schnittbilder aus dem Inneren des Kopfes liefern. So sammeln die behandelnden Ärzte nicht nur medizinische Informationen des Patienten, betrachten diese und diskutieren theoretisch darüber – mit den technischen Möglichkeiten der SPU können sie nun agieren. Die SPU beweist damit ihr großes Potential in der sogenannten chirurgischen Automa- tion. Der Chirurgie-Arbeitsplatz erhält ein intelligentes Assistenzsystem.
Ergänzt werden die eben genannten technisch-medizinischen Möglichkeiten durch einen Ausdruck des 3D-Bildes in Form eines 1:1-Gipsmodells eines Patientenkopfes, in dem der Tumor in seiner genauen Form farblich gekennzeichnet ist. An diesem Gipsmodell kann der Operateur mit seinen Instrumenten praxisnah testen, wie er am besten an den Tumor herankommt.
Für Tumoren im Kopfbereich – der Herausforderung schlechthin für Neurochirurgen, HNO-Ärzte und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen – sollen die Möglichkeiten der chirurgischen Planungseinheit Standard werden. Die SPU entstand in enger Kooperation zwischen dem ICCAS und der MedPlan Engineering AG, Schaffhausen, der Karl Storz GmbH & Co. KG in Tuttlingen sowie der How-to-organize GmbH, Berlin, und weiteren Partnern. Die Planungseinheit ist vom Land Sachsen mit 700 000 Euro gefördert worden. Das Konzept und die bauliche Überwachung lagen bei MedPlan Engineering. Beiträge zur Visualisierung, der virtuellen Endoskopie und der Navigation wurden von Karl Storz beigesteuert.
Weitere Informationen www.iccas.de
STAND DER TECHNIK
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Teilen: