Häufig treten nach herzchirurgischen Operationen Herzrhythmusstörungen auf. Diese werden klassisch mit externen Schrittmachern und vorübergehend auf der Herzoberfläche aufgenähten (epikardialen) Schrittmachersonden behandelt. Das birgt per se mehrere Gefahren: Durch das manuelle Herausziehen von modernen Edelstahl-Sonden können Komplikationen auftreten, da die Leitungen mitunter mit dem umliegenden Gewebe verwachsen. Werden die Sonden gekappt und bleiben im Körper, kommt es ebenfalls zu Infektionsrisiken. Auch können die Reste im Körper wandern, was weitere Operationen erforderlich machen kann.
Selbstauflösende Schrittmachersonden: Molybdän fürs Herz
Im Projekt „Resorbable Molybdenum Temporary Cardiac Electrodes“, kurz „Remote Care“ verfolgen die Forschenden deshalb ein völlig neues Konzept. Sie arbeiten an bioresorbierbaren Schrittmachersonden. Diese verbleiben im Körper und lösen sich innerhalb einer bestimmten Zeit auf. Solche Lösunge sollen künftig die herkömmlichen Sonden ersetzen. Das Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Digitale Gesundheit in Dresden fördert das Projekt.
Als Basis dient das Metall Molybdän, das mehrere Vorteile mit sich bringt. „Molybdän degradiert gleichmäßig im Körper, es ist biokompatibel und hat eine hohe mechanische Festigkeit und elektrische Leitfähigkeit“, sagt Dr. Georg Pöhle. Er ist Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Dresden. Um das umgebende Gewebe elektrisch zu isolieren, beschichten die Forscher das Molybdän mit sich ebenfalls zersetzenden Biopolymeren.
Komplikationen nach Herz-Operation vermeiden
Die Experten am Fraunhofer IFAM untersuchen und optimieren die verwendeten Materialien hinsichtlich ihrer mechanischen, elektrischen und Degradationseigenschaften. Hier entstehen die Demonstratoren: Litzen aus feinen Metalldrähten, die mit den Biopolymeren beschichtet werden. Geplant ist, sie noch in diesem Jahr in präklinischen Studien an der medizinischen Fakultät der TU Dresden zu erproben.
Ziel ist es, die Komplikationen, die bislang mit epikardialen Herzdrähten verbunden sind, zu vermeiden. Damit erfahren nicht nur Patienten eine große Erleichterung, sondern auch Gesundheitspersonal und Gesundheitssystem könnten erheblich entlastet werden.