Im Teilprojekt Neurorobotik des Human Brain Project entsteht eine Hard- und Software-Infrastruktur, mit der sich Gehirnmodelle mit Robotern verbinden lassen, um sie in virtuellen Welten zu erproben. Die Roboter sollen künftig, so die Vision, über Sensoren eine ähnliche Wahrnehmung und Informationsverarbeitung wie ihre biologischen Vorbilder erreichen.
Gepulste neuronale Netze
Für das Projekt haben Neurowissenschaftler ein Hirnmodell der Maus mit 75 Mio. Neuronen entwickelt. Die Informatiker des Forschungsinstituts des Freistaats Bayern für softwareintensive Systeme und Services, kurz: Fortiss, integrieren es nun in einer vereinfachten Version in ihrem Roboter-Simulator.
Das Besondere am neuartigen Simulator ist, dass das Roboterhirn mit gepulsten neuronalen Netzen arbeitet. Diese bilden das Verhalten von biologischen Nervenzellen nach, die ihre Signale als kurze elektrische Impulse von Zellen zu Zelle übertragen – vergleichbar einem digitalen Code. Neurowissenschaftler können so die Aktivität von Neuronen studieren, während der Roboter sich in der virtuellen Welt bewegt.
Verbesserte Mensch-Maschine-Interaktion
„Mit Hilfe des neuen Simulators können die Kollegen die komplexe Verarbeitung von Bewegungen im Gehirn erforschen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können wir in zukünftige Roboter- oder Rechnerarchitekturen einbringen“, erläutert Fortiss-Gruppenleiter Axel von Arnim. Vorstellbar sind zahlreiche Anwendungen. Eine naheliegende Umsetzung liegt in der Mensch-Maschine-Interaktion und hier im Bereich der Prothetik. „Für uns ist es ein großer Fortschritt, dass wir künftig die Schnittstelle zwischen Körper und Prothese simulieren können. Dank der gepulsten neuronalen Netze sprechen Prothese und Nerven ,dieselbe Sprache‘. So könnten wir die künstlichen Extremitäten schneller optimieren als bisher“, führt der Computerexperte aus.
Über das Human Brain Project
Das menschliche Gehirn zu entschlüsseln und zu simulieren, ist das große Ziel des Human Brain Project (HBP) der Europäischen Kommission. Dabei sollen auch technologische Werkzeuge entstehen, um das Gehirn sowie das Denken und Verhalten von Menschen und Tieren besser zu verstehen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen den Bereichen Biologie, Medizin und Informatik zugutekommen: Die Wissenschaftler in diesen Disziplinen erhalten neue Instrumente, um neuartige Therapien für Hirnkrankheiten zu erforschen und neue Computer- und Robotertechnologien zu entwickeln. Informations- und Kommunikationstechnologien spielen eine entscheidende Rolle beim HBP, das in verschiedene Sektionen unterteilt ist.
www.youtube.com/watch?v=rvw9Siblrw4&list=PLFfa5EHopIFosLhZa3HxGQzo1JyM-MhUq&index=3
www.youtube.com/watch?v=rn5PmXQyrjU
www.fortiss.org/forschung/projekte/human_brain_project/
www.humanbrainproject.eu/en/robots/