Mobile Endgeräte, wie die neue Version der „Apple Watch“, werden für eine Vielzahl von Aktivitäten genutzt. Doch diese Mini-Computer haben ein Manko: „Bei Mobilgeräten wie etwa der Smartwatch sind die interaktiven Bildschirme so klein, dass man mit der einzelnen Berührung nur wenige Steuerungsbefehle auslösen kann“, erklärt Jürgen Steimle, Professor für Mensch-Maschine-Interaktion an der Universität des Saarlandes. Mit seiner Forschungsgruppe sucht er nach neuen Wegen, um kleine Mobilgeräte am Körper möglichst unauffällig und schnell zu bedienen. In einem früheren Forschungsprojekt hat Steimle gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Martin Weigel bereits nachgewiesen, dass sich auch die menschliche Haut für die Eingabe eignet. Während dieser Studie kam ihnen die Idee zum aktuellen Projekt. „Wir fanden heraus, dass unsere Studienteilnehmer nicht nur die bereits bekannten Smartphone-Gesten auf der Haut ausführten, sondern die Haut auch verschoben oder gar mit zwei Fingern zusammendrückten, um so Mobilgeräte zu bedienen“, berichtet Martin Weigel.
Verformbarer Sensor aus der Robotik
Weitere Recherchen führten sie zu einem Sensor, der eigentlich Roboterhände feinfühliger machen soll. Der im Durchmesser nur 10 mm große Sensor hat die Größe einer Erbse und ist wie ein Luftballon verformbar. Von innen strahlt eine Infrarot-Leuchtdiode die veränderbare Membran an. Das Licht wird reflektiert und von vier Fotodioden gemessen. Aus diesem Messwert lässt sich berechnen, wie der Sensor gerade verformt wird.
Um ihre Idee zu testen, integrierten die Forscher diesen Sensor in einen Ring, einen Armreif und ein Amulett, das kaum größer als ein 50-Cent-Stück ist. Die Herausforderung bestand nun darin, Gesten zu entwickeln, um damit Mobilgeräte zu steuern. Die Forscher taten dies für eine Smartwatch und für eine Brille, mit der man in die Virtuelle Realität eintauchen kann. Sie definierten auch Bewegungsabfolgen, um einen Fernseher zu steuern und Musik ohne Hinzuschauen abzuspielen.
Diese Konzepte ließen die Saarbrücker Informatiker von 24 Personen testen, insgesamt 18141 Mal. Ihre Ergebnisse sind eindeutig. „Trotz der winzigen Oberfläche sind die Interaktionen präzise und ausdrucksstark, da sie die genaue Motorik der Fingerspitze ausnutzen und dabei die drei Grundformen Drücken, Schieben und Kneifen verwenden“, so Weigel. Der „Deform Wear“ genannte Steuerungsschalter lässt sich in alle Richtungen bewegen, hinein- und zusammendrücken und zusätzlich nach rechts, links, oben und unten schieben.
Noch kleinere Steuergeräte in Sicht
Prof. Jürgen Steimle ist überzeugt: „Wenn für die Eingaben nur ein winziger Sensor verformt werden muss, können Geräte an Körperstellen getragen werden, über die eine schnelle und unauffällige Bedienung möglich ist. Dies wird der Industrie dabei helfen, noch kleinere Steuergeräte auf den Markt zu bringen.“
https://hci.cs.uni-saarland.de/research/deformwear/