Es gibt für sehr viele, auch energieintensive Prozesse bereits Lösungen, die erheblich Energie sparen helfen. Das Problem ist, dass sie nicht ausreichend bekannt sind – oder es bisher nicht für notwendig erachtet wurde, sie einzuführen. Das dürfte sich mit der Energiekrise ändern“, sagt Prof. Jens P. Wulfsberg, Präsident der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP). Daher hat die WGP im Sommer 2022 ihre Effizienzinitiative gestartet und berichtet in ihrem Linkedin-Kanal über konkrete Beispiele. Die Zahlen seien beeindruckend: 45 Prozent Einsparung in der Produktion sind demnach möglich. Das zeige unter anderem die Demofabrik ETA an der TU Darmstadt.
Beispiel für Energieeffizienz – nicht nur aus der ETA-Demofabrik
Die Maßnahmen, die dort greifen, wurden bereits von mehreren Unternehmen umgesetzt, darunter das Ditzinger Maschinenbauunternehmen Trumpf. Aber es gebe noch viel mehr zum Teil einfach und schnell umsetzbare Maßnahmen mit großem Effekt.
So zeige ein Beispiel, dass das optimierte Regeln raumlufttechnischer Anlagen in Trockenräumen gut 35 % Energie einsparen kann. Minimalmengenschmierung wiederum kann die benötigte Leistung um 28 % senken.
„Die dramatisch veränderte politische, wirtschaftliche und ökologische Lage zwingt uns, die Evolution hin zu umweltverträglicher und krisenfester Produktion zu einer Revolution zu machen“, mahnt Wulfsberg, der auch das Laboratorium Fertigungstechnik (LaFT) der Universität der Bundeswehr in Hamburg leitet. „Unsere Initiative zeigt Wege auf, wie wir uns kurzfristig aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern befreien und gesellschaftliche Verwerfungen verhindern können.“
Wissenschaftler unterstützen Unternehmen, die ihre Energieeffizienz verbessern wollen
Schon heute hätten Unternehmen aufgrund der drastisch gestiegenen Energiepreise ihre Produktion gedrosselt oder sogar eingestellt. Wem Gas- und Ölpreise über den Kopf wachsen – oder wer aus Prinzip etwas gegen die Abhängigkeit von politisch schwierigen Ländern tun möchte –, der finde praktische Unterstützung bei den renommierten 42 Universitäts- und Fraunhofer-Instituten der WGP.
Der Zusammenschluss der 70 führenden Professorinnen und Professoren der Produktionstechnik in Deutschland arbeitet seit vielen Jahren an innovativen Technologien, die die hiesige Produktion effizienter, resilienter und nachhaltiger machen sollen. Interessierte Unternehmen können in den Maßnahmenpaketen recherchieren, und WGP-Mitarbeitende passen sie auf Wunsch an die jeweiligen Bedingungen in einem spezifischen Unternehmen an – kostenfrei und gegebenenfalls vor Ort.
Energieeffizienz in der Industrie trägt auch zum Klimaschutz bei
Der WGP-Präsident ergänzt: „Wir haben einen mächtigen Hebel, der mit Blick auf bisherige Klimaschutzmaßnahmen nicht genügend genutzt wurde: das Sparen von Energie mittels Energieeffizienz.“ Dieser Ansatzpunkt vermindere nicht nur den Geldtransfer in problematische Volkswirtschaften. „Darin steckt auch die Möglichkeit, Wertschöpfung in Deutschland zu schaffen“, weiß Wulfsberg. Die konsequente Umsetzung von Effizienzmaßnahmen sei nicht zuletzt „eine riesige Chance für unser Land“.
Jeder investierte Euro käme somit doppelt zurück. „Das Hilfsprogramm für energieintensive Industrie mit einem Umfang von 5 Milliarden Euro könnte auch in die flächendeckende Umsetzung der Sparmaßnahmen gesteckt werden.“ Dann würden die Energiepreise die produzierenden Unternehmen erst gar nicht in dem Maße beeinträchtigen, wie sie es jetzt täten. „Und gleichzeitig hätten wir nach Autos einen neuen Exportschlager für unsere Industrie geschaffen.“ Die Frage sei nicht, ob das zu schaffen sei. „Die Frage ist, ob wir es wirklich schaffen wollen. Und diese Frage geht an Unternehmer genauso wie an Politiker.“
Weitere Informationen:
http://www.linkedin.com/company/wissenschaftliche-gesellschaft-fuer-produktionstechnik
Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP)
c/o VDW Corneliusstraße 4
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www.wgp.de/