Neue Technologien, Nachhaltigkeit, fehlende Fachkräfte – es gibt viele Themen, die die Medizintechnik-Branche aktuell beschäftigen. Sie alle spielten bei der Konzeption des „Transferhafens“ eine Rolle. Dieser soll künftig den Medizintechnik-Standort Magdeburg stärken. Angedacht ist ein „urbanes medizintechnisches Hightech-Zentrum“, das Wissenschaft, Wirtschaft, Wohnen und Wohlfühlen – also 4W – miteinander verbindet.
Initiiert wurde der Transferhafen, der im Magdeburger Wissenschaftshafen entstehen wird, vom Forschungscampus Stimulate an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Im so genannten Trans-Port sollen Forschungserkenntnisse aus der Wissenschaft schnell Eingang in die regionale Wirtschaft finden. Vernetzung und die Nähe zu Start-ups und Ausgründungen sollen dazu beitragen. Abgesehen von der Industrie wird aber auch die Gesellschaft mit den Innovationen wie auch den medizintechnischen Herausforderungen in Kontakt kommen.
Über wissenschaftliche und wirtschaftliche Aktivitäten hinaus sollen Wohn- und Gewerbeinfrastrukturen geschaffen werden, um eine zusätzliche Sogwirkung entfalten. Beim Planen der Mietflächen sollen die Bedürfnisse sich ansiedelnder Firmenpartner berücksichtigt werden. Freizeit- und Kulturangebote kommt die Aufgabe zu, die Attraktivität des Standorts stärken.
Gegen den Fachkräftemangel und die Abwanderung
Mit der Verzahnung der 4W wollen die Initiatoren auch dem Fachkräftemangel und der Abwanderung entgegenwirken und bisherige erfolgreiche Ansiedlungsstrategien des Forschungscampus sowie neue Wege der Firmengründung ergänzen. Hochqualifizierte Nachwuchskräfte können dann am Standort Magdeburg langfristig und über die Ausbildung hinaus eine berufliche Perspektive haben. Menschen, die innovative Medizintechnik entwickeln und auf den Markt bringen, möchten sich vielleicht gern in der Natur erholen – seien kulturinteressiert, „möchten modern wohnen und aktiv ihre Freizeit gestalten“ sagt PD Dr. Phillip Berg, der am Forschungscampus Stimulate die Gruppe „Medical Flows“ leitet.
Doch es geht nicht nur um das direkte Umfeld, die Gedanken der Initiatoren reichen weiter. „Der Wissenschaftshafen Magdeburg, der Transferraum der Zukunft, braucht im 21. Jahrhundert neben den bewährten auch ganz neue Transferinstrumente“, sagt Prof. Georg Rose, Sprecher des Forschungscampus und Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Telematik und Medizintechnik der Uni Magdeburg. Für den Wissenschaftshafen kündigt er auch einen digitalen Zwilling als Begegnungsort an: „Von jedem Ort der Welt aus werden virtuelle Besuche im Trans-Port möglich sein“, so der Medizintechniker. „Es wird selbstverständlich sein, bei einer Firma schnell digital anzuklopfen, um die Kolleginnen und Kollegen zu besuchen, ein Labor zu besichtigen oder ein Produkt zu testen.“
Nachhaltigkeit in der Medizintechnik eröffnet neue Forschungs- und Geschäftsfelder
Auch Themen wie Nachhaltigkeit in der Medizintechnik sollen den Magdeburger Transferhafen für junge Fachkräfte attraktiv machen, ihnen neue Forschungs- und Geschäftsfelder eröffnen. „In der Medizin werden mittlerweile viel zu viele Einmalprodukte verwendet und dann in den Müll entsorgt“, so Philipp Berg. Es müssten innovative Wiederaufbereitungstechnologien entstehen, um eine Mehrfachverwendung von medizinischen Produkten zu ermöglichen.
Nach der erfolgreichen Bewerbung im Rahmen des Bundesförderprogramms „T!Raum – Transferräume für die Zukunft der Region“ stehen den Initiatoren für die Umsetzung der Pläne in maximal neun Jahren bis zu 2 Mio. Euro pro Jahr aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Verfügung. (op)
Trans-Port: https://trans-port.net
Digitaler Zwilling des Trans-Port: https://3d.visualimpression.de/wissenschaftshafen/
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. rer. nat. Georg Rose
Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Universität Magdeburg
Tel.: +49 (0)391-67–58862
E-Mail: georg.rose@ovgu.de
Medizintechnik in Magdeburg
Die Otto-von-Guericke-Universität hat insgesamt über 13 000 Studierende. DieFakultäten Ingenieurwissenschaften und Informatik sowie Medizin sind hier vertreten. Die Uni bietet unter anderem den Bachelor-Studiengang Medizintechnik und den Master-Studiengang Medical Systems Engineering an.
Auch außeruniversitäre Einrichtungen wie das Leibniz-Institut für Neurobiologie oder das Fraunhofer Institut fürFabrikbetrieb und -automatisierung IFF forschen im Bereich Medizintechnik. Am Fraunhofer IFF beispielsweise beschäftigt sich eine Gruppe mit der Robotik in der Medizin.
Aus der Zusammenarbeit der Fachleute entstand unter anderem der Forschungscampus Solution Centre for Image Guided Local Therapies, kurz Stimulate. Unter dem gemeinsamen Dach des Campus untersuchen Wissenschaftler, wie sich künftig bildgeführte minimal-invasive Operationen durchführen lassen. Dafür sind miniaturisierte chirurgische Werkzeuge im Einsatz, in Kombination mit Bildgebungsverfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT). Das Zusammenspiel soll in Zukunft die medizinischen Behandlungsmethoden erweitern.
Trans-Port-Partner
Die Akteure des Forschungscampus Stimulate und der Universität Magdeburg kooperieren unter anderem mit
- dem MRT-Entwickler Neoscan Solutions GmbH,
- der Visualimpression GmbH, die Augmented Reality- und Virtual Reality-Anwendungen entwickelt,
- dem Immobilienunternehmen Getec-PM Magdeburg GmbH,
- der Berliner Agromex GmbH, einem weiteren Spezialisten für Immobilien, sowie mit
- dem Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF
- und der Landeshauptstadt Magdeburg.