Bevor Unternehmen neue Methoden in ihre laufende Produktion übernehmen und damit riskieren, dass Bänder stillstehen, müssen sie Verfahren ausgiebig testen – und das am besten vor Ort. Wenn Künstliche Intelligenz, KI, sowie sensible Daten für deren Training im Spiel sind, ist die Ortsnähe besonders wichtig – denn diese möchten Unternehmen lieber im eigenen Haus wissen als in der Cloud.
Laborautomatisierung: Mit mobilem Labor direkt in die Werkhalle
Forschende vom Fraunhofer Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT, Sulzbach, haben hierfür eine Lösung entwickelt. „Mit unserer mobilen Arbeitsplattform Biosensolab können wir neue Technologien, etwa aus dem Bereich der Stammzellproduktion, direkt beim Kunden vorführen und sie gemeinsam anwenden“, erläutert Dr. Thomas Velten, Arbeitsgruppenleiter am Fraunhofer IBMT. Das Labor lässt sich beispielsweise in einer Werkshalle auf dem Firmengelände aufstellen, so dass Daten das Unternehmen nicht verlassen müssen.
Mit einer Länge von 7,8 m, einer Breite von 2,5 m und einer Höhe von 3 m bietet es genügend Platz für biologische und andere Untersuchungen. Konzipiert ist es als S2-Labor und damit für biologische Fragestellungen nutzbar. Die Sicherheitsstufe 2 umfasst die Arbeit mit Mikroorganismen, die eine mögliche Gefahr für Laborpersonal und die Umgebung miteinbeziehen. Beispiele dafür Salmonellen, Herpes-Erreger oder Grippeviren. S2-Labore verfügen meist über eine Zugangskontrolle und haben Einrichtungen, mit denen sich infektiöse Gase und Flüssigkeiten eindämmen lassen.
Auch ist die digitale Infrastruktur des Biosensolab so ausgelegt, dass sie sich in vorhandene EDV-Systeme und Produktionsanlagen integrieren lässt. Die modulare Inneneinrichtung lässt sich flexibel dem Bedarf anpassen, sie ist sowohl verschiebbar als auch einfach ein- und ausbaubar. Für einen Standortwechsel kann das Labor mittels integrierter Hubeinrichtung und LKW transportiert werden.
Mit KI zu besserer Produktqualität
Beim Bau des mobilen Labors hatten die Forschenden des Fraunhofer IBMT bereits konkrete Anwendungen im Kopf, die sie derzeit entwickeln. Mit Hilfe von KI wollen sie die Datenflut analysieren, die intelligente Sensoren liefern. Anhand der Ergebnisse lassen sich dann Entscheidungen treffen, nahezu in Echtzeit. Diese sollen den Verschleiß sowie den Ausschuss minimieren und die Qualität der erzeugten Produkte verbessern. „Unser Ziel sind Sensor-Intelligence-Devices: intelligente Sensoren, deren Daten von Künstlicher Intelligenz ausgewertet und für zielführendere Entscheidungen genutzt werden“, sagt Velten.