Das Institut für Systemdynamik und Mechatronik (ISyM) der Fachhochschule Bielefeld und das Unternehmen Stiegelmeyer aus Herford schließen einen dreijährigen Kooperationsvertrag: Dabei unterstützt Stiegelmeyer die Forschungen des Instituts mit einem sechsstelligen Betrag, beteiligt sich aktiv an der Beantwortung zentraler Forschungsfragen rund um neuartige Technologien im Bereich Pflegebetten und ermöglicht die gemeinsame Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten der Studierenden in diesem Bereich.
Gemeinsame Forschungsinteressen bündeln
Die Stiegelmeyer-Gruppe ist ein deutscher Hersteller von Betten für Krankenhäuser, Senioreneinrichtungen und die häusliche Pflege. Angesichts der Herausforderungen in der Pflege werden auch die Anforderungen an die Betten weiter steigen. Betten sollen möglichst selbstständig zu einer optimalen Lagerung und Mobilisierung der Patienten beitragen, um die anstrengende Arbeit des Personals zu erleichtern. Zugleich bietet die Digitalisierung neue Chancen, um die Betten einfacher zu verwalten.
Das ISyM ist wiederum mit seinem Forschungsschwerpunkt „Humanmechatronik“ für diese Aufgaben ein idealer Partner. Das Institut befasst sich mit der Frage, wie moderne Technologie unterstützend mit dem menschlichen Körper interagieren kann.
Zusammen mit Stiegelmeyer hat das ISyM nun Themen in mehreren Arbeitspaketen ausgearbeitet, die als Grundlage für gemeinsame Forschungsaktivitäten dienen. Die Kooperationspartner gehen davon aus, dass diese Themen auch für Bachelor- und Masterstudierende attraktiv sind.
Erfassung der Liegeflächendruckverteilung
Bereits im Vorfeld der Kooperation wurde eine Masterarbeit erfolgreich abgeschlossen: Tobias Ehlentrup entwickelte bei Stiegelmeyer und im ISyM ein Messsystem, mit dem sich die Liegeflächendruckverteilung und weitere Daten erfassen lassen. Prof. Axel Schneider, Mitglied des ISyM, betont die Synergiepotenziale der Partnerschaft: „Der adressierte Themenkomplex Humanmechatronik ist für beide Partner inhaltlich wie strategisch äußerst nutzbringend und reicht von der Einbindung studentischer Arbeiten über die Beantragung von Fördermitteln zur gemeinsamen Durchführung von Forschungsprojekten bis hin zu wissenschaftlichen Publikationen.“
Lernende Betten
In den kommenden drei Jahren könnte es um Themen wie das Ermitteln angenehmer Liegepositionen für Patienten gehen. Medizinische Betten haben in der Regel viergeteilte Liegeflächen und bieten viele Verstellmöglichkeiten. Dabei können kleine Unterschiede in den Anstellwinkeln zu großen Verbesserungen führen. Ein Vorschlag von Stiegelmeyer lautet daher, die Bewegungen von Patienten mithilfe digitaler Daten und Messungen der Druckverteilung genau auszuwerten.
In welcher Position verharrt der Patient gern länger, welche wird schnell gewechselt? Die Ergebnisse würden dabei helfen, ideale Positionen am Bett voreinzustellen. Die Pflegekraft könnte sie dann mit nur einem Druck auf dem Handschalter direkt anwählen. Zukünftige Betten könnten sogar lernen, welche Lagerungspositionen für individuelle Patienten in der jeweiligen Situation sinnvoll sind und diese vorschlagen oder sogar selbständig einnehmen.