Hörhilfen können Schwerhörigen helfen, indem sie deren Hörvermögen verbessern und den Alltag der betroffenen Menschen erleichtern. Bei gängigen Hörgeräten sitzt der Lautsprecher im Gehörgang des Trägers, und akustische Verzerrungen können die Klangqualität beeinträchtigen. Da sich das Mikrofon hinter dem Ohr befindet, ist es anfällig für Störgeräusche wie etwa Wind. Mit einer innovativen Hörhilfe will das Mannheimer Start-up Vibrosonic GmbH diesen Nachteilen entgegenwirken: der Lautsprecher befindet sich nicht im Gehörgang, sondern auf dem Trommelfell. Schwingungen überträgt er ohne Luftschall direkt auf die Gehörknöchelchen. Die Klangübertragung erfolgt also durch direkte mechanische Stimulation des Gehörs. Dadurch kann das natürliche Hören weitgehend nachempfunden werden.
Diese CE-zertifizierte Hörlösung namens Vibrosonic Alpha besteht aus insgesamt drei Komponenten: der so genannten Hörkontaktlinse und einem Gehörgangsmodul, die fest im Gehörgang verbleiben, und einem Hinter-dem-Ohr-Modul. Letzteres kann flexibel abgenommen werden.
Schwerhörigkeit: Hörhilfe hat direkten Kontakt zum Trommelfell
Den Begriff der Kontaktlinse haben die Entwickler verwendet, da das Lautsprecher-Bauteil auf dem Trommelfell aufliegt wie eine Kontaktlinse auf dem Augapfel. Die so genannte Hörkontaktlinse kann Klänge im gesamten hörbaren Frequenzbereich von unter 80 Hz bis deutlich über 12 kHz verstärken. Durch den direkten Kontakt mit dem Trommelfell „können sehr tiefe und besonders hohe Töne sehr gut verstärkt und störende Geräusche durch Rückkopplungen prinzipbedingt weitgehend vermieden werden“, erläutert Vibrosonic CEO Dr. Dominik Kaltenbacher. „Die tiefen Töne sind beispielsweise beim Genuss von Musik entscheidend, weil der Klang dadurch satter wird. Hohe Töne gut hören zu können, ist für das Sprachverstehen wichtig, denn die codierten Obertöne machen den Charakter einer Stimme aus.“
Dr. Dominik Kaltenbacher und Dr. Jonathan Schächtele, ehemals Wissenschaftler der Fraunhofer-Projektgruppe PAMB, sowie Dr. Ernst Dalhoff von der Uni-HNO-Klinik Tübingen haben das Unternehmen Vibrosonic im Jahr 2016 ausgegründet. Heute, fünf Jahre später, zählt es 27 Mitarbeitende.
Piezoelektrischer Mikrolautsprecher: Mikrosystemtechnik konsequent genutzt
Da die Trommelfellform individuell variiert, wird die Hörkontaktlinse für jeden Patienten angepasst. Dazu wird der Vibrosonic-Aktor, ein piezoelektrischer Mikrolautsprecher, in eine Silikonform eingegossen. „Der Vibrosonic Aktor ist der weltweit erste Hörgerätelautsprecher, der konsequent mit den Methoden der Mikrosystemtechnik entwickelt und realisiert wurde“, sagt Kaltenbacher. Einzelne Strukturen des Vibrosonic-Aktors sind tausendmal kleiner als die Dicke eines menschlichen Haars. Aber, so Kaltenbacher weiter, „trotz kleinster Abmessungen verfügt er über überragende audiologische Eigenschaften“. Herkömmliche Hörgeräte hingegen stoßen bei hochgradiger Schwerhörigkeit oder extremer Miniaturisierung aufgrund von Rückkopplungs- und Verzerrungseffekten an ihre Grenzen – verursacht durch Leistungsgrenzen der verwendeten Spulen-Lautsprecher.
Erste Studien mit wenigen Probanden haben gezeigt, dass Vibrosonic Alpha das Klangerlebnis von Menschen mit leichter bis mittelgradiger Hörschädigung verbessern kann. Das System eignet sich für Patienten ab 18 Jahren und kann sowohl auf einem als auch auf beiden Ohren getragen werden, je nach individuellem Hörverlust. Geplant ist aber, alle derzeitigen Hörsystemkomponenten derart zu miniaturisieren, dass sie im Gehörgang verschwinden und unsichtbar sind.
Kontakt zum Hersteller:
Vibrosonic GmbH
Franz-Volhard-Straße 3
68167 Mannheim
Telefon: +49 621 1806269 1
Mail: info@vibrosonic.de