Ärzte verwenden Spatel als Werkzeug während einer Operation, um behinderndes Weichgewebe fernzuhalten oder zu fixieren. Bei neurochirurgischen Eingriffen am offenen Gehirn werden so genannte Hirnspatel eingesetzt. Die Realität im Operationssaal sieht häufig so aus, dass sich die Spateloberfläche auf dem Hirngewebe bereits nach wenigen Minuten deutlich abzeichnet. Unter ungünstigen Bedingungen kann es insbesondere an den Spatelkanten zu hohen lokalen Druckbelastungen kommen.
Sensorik macht Operation am Gehirn sicherer
Hier setzt das neue Forschungsprojekt der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) und ihrer Partner an. Gemeinsam wird ein Hirnspatel entwickelt, der dem Chirurg zurückmeldet, wieviel Druck der Spatel gerade auf das Gewebe ausübt, um gewebeschädigende Belastungen zu vermeiden. Eine im Hirnspatel integrierte Sensorik soll dafür die mechanische Krafteinwirkung auf das Hirngewebe erfassen.
Die von der Sensorik erhobenen Daten sollen dem operierenden Neurochirurgen sowohl während als auch nach der Operation zur Verfügung stehen. „Die Darstellung der Gewebebeanspruchung in Echtzeit unterstützt sowohl bei der Platzierung des Spatels, als auch bei der Beurteilung der Gesamtbelastung über den OP-Verlauf hinweg“, erklärt Prof. Markus Seidel von der Fakultät Physikalische Technik/Informatik der WHZ. Im Sinne der Qualitätssicherung und Risikominimierung sollen die ausgewerteten Daten für zukünftige neurochirurgische Eingriffe nutzbar gemacht werden.
Digitale Auswerteeinheit ist in Vorbereitung
Wissenschaftler der WHZ arbeiten bis Ende 2020 an der Entwicklung einer digitalen Auswerteeinheit für den Hirnspatel. Diese könnte großen Einfluss auf die Qualität und Patientensicherheit zukünftiger neurochirurgischer Eingriffe am Gehirn haben.
Zu den Projektpartnern gehören die Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie der Universität Leipzig und die Micro-Hybrid Electronic GmbH in Hermsdorf.
Kontakt:
Westsächsische Hochschule Zwickau (WHZ)
Dr.-Friedrichs-Ring 2A
08056 Zwickau
www.fh-zwickau.de