In der Fabrik der Zukunft sprechen Maschinen miteinander, Förderbänder denken mit und Produkte finden wie von selbst den besten Weg durch die Produktion. An diesem Ziel arbeiten die Ingenieure in einem neuen Forschungsprojekt.
Wenn heute eine einzige Maschine in einer Fabrik ausfällt, steht meist die ganze Produktion still. Schließlich ist genau festgelegt, auf welcher Route das Produkt die Fabrik durchläuft und in welcher Reihenfolge die einzelnen Produktionsschritte erledigt werden müssen. In der flexiblen Fabrik der Zukunft finden die Produkte hingegen wie von selbst den besten Weg. Ist eine Maschine durch einen anderen Auftrag belegt oder wird gerade gewartet, so bestimmt ein Verbund aus intelligenter Fördertechnik situationsabhängig eine neue Route zu einer alternativen Maschine. Staus und Produktionsausfälle könnten dadurch vermieden werden.
Voraussetzung ist allerdings, dass alle Maschinen, Förderbänder und Flurförderzeuge miteinander vernetzt werden – und dass sie miteinander kommunizieren können. Wenn beispielsweise der Gabelstapler ein Produkt an einen Gurtförderer übergibt, soll er ihm mitteilen, um welches Produkt es sich handelt und zu welcher Maschine es gebracht werden soll. Das Förderband bringt das Produkt dann dorthin und gibt die Informationen wiederum an die Maschine weiter.
Technologien zur intelligenten Vernetzung gibt es bereits, bisher fehlt jedoch eine einheitliche Kommunikationsschnittstelle. Maschinen, Förderbänder und Fahrzeuge sind in ganz unterschiedlichen Sprachen programmiert und können sich nicht direkt miteinander verständigen. Hier setzt das Forschungsprojekt an: Die Ingenieure des Instituts für Integrierte Produktion Hannover (IPH) wollen eine einheitliche Sprache entwickeln, eine Art Esperanto für die Fabrik. Die Gigatronik Technologies GmbH aus Ulm entwickelt parallel ein dezentrales Vernetzungsmodul, das in jede Maschine, jedes Flurförderzeug und jedes Förderband integriert werden kann und das die spezifische Maschinensprache in die Einheitssprache ProductionML übersetzt. So können alle Elemente des Produktionssystems miteinander kommunizieren und Informationen weitergeben.
Dass die Produkte am Ende wie von selbst die beste Route durch die Fabrik finden, daran arbeiten weitere Projektpartner unter Federführung der Lenze SE, einem Hersteller von Elektromotoren aus Aerzen. Ziel ist es, eine Fördermatrix zu entwickeln und zu konstruieren, die Produkte völlig flexibel verteilen kann.
Das Forschungsprojekt „Vernetzte, kognitive Produktionssysteme (netkoPs)“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Von den Forschungsergebnissen sollen produzierende Unternehmen aus allen Branchen profitieren: Mit dem Vernetzungsmodul und der Fördermatrix lassen sich nach dem Willen der Forscher sowohl bestehende Anlagen nachrüsten als auch neue Fabriken planen. Fabriken, die mitdenken.
Weitere Informationen: www.netkops.de www.iph-hannover.de Über Industrie 4.0 hat medizin&technik bereits ausführich berichtet.
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Teilen: