Sterilgüter wie OP-Bestecke werden in Krankenhäusern täglich gebraucht und sind ständig in einem Kreislauf aus Nutzung, Reinigung, Sterilisierung, Prüfung und Verteilung im Haus unterwegs. Komplette Sets für Eingriffe werden in Sieben zusammengestellt und transportiert. Studien haben ergeben, dass beim Zusammenstellen hohe Fehlerraten von bis zu 30 Prozent auftreten, sodass bei der Operation improvisiert werden muss, indem zum Beispiel Teile aus anderen Sieben herausgenommen werden, die dadurch wiederum lückenhaft sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Mit RFID-Chips den Sterilgutkreislauf verfolgen
2. Hohe Frequenzen – kleinere Transponder im Instrument
3. MDR-Anforderungen mit RFID ohne ein Vereinzeln erfüllen
Mit RFID-Chips den Sterilgutkreislauf verfolgen
Das Projektkonsortium „Digitales Abbild des Sterilgutkreislaufs mittels Transpondertechnik“, kurz Dast, will mit einer auf RFID-Chips basierenden technischen Lösung ermöglichen, den Sterilgutkreislauf in Echtzeit zu verfolgen, damit jederzeit sicher ist, wo sich jedes Instrument befindet. Auch das versehentliche Vergessen von Instrumenten im Körper von Patienten soll somit ausgeschlossen sein.
Sämtliche Besteckteile werden dafür mit RFID-Chips, also Funketiketten, ausgestattet, die berührungslos von Lesegeräten abgelesen werden können. Das funktioniert auch dann, wenn viele Teile kreuz und quer in einem Sieb liegen. „Die Auslesung für ein ganzes Sieb kann in einem Rutsch erfolgen“, sagt Prof. Dr. Nils Pohl von der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Das Projekt unter Federführung der Smartrac Speciality GmbH, Reichshof-Wehnrath, an der der Lehrstuhl für Integrierte Systeme der RUB beteiligt ist, wird seit November 2019 für drei Jahre gefördert: mit rund 2,3 Millionen Euro aus dem Fonds für regionale Entwicklung der Europäischen Union.
Hohe Frequenzen – kleinere Transponder im Instrument
Die Transponder müssen aus hygienischen Gründen in winzige Glasröhrchen von nur 1,4 Millimeter *acht Millimeter eingekapselt und dann in das jeweilige Instrument integriert werden. „Die Innovation besteht darin, dass wir den Transponder so klein und auch unter schwierigen Bedingungen auslesbar machen“, so Pohl. „Für beides ist es essenziell, eine hohe Frequenz von 5,8 Gigahertz zu verwenden, die deutlich kleinere Antennen ermöglicht als bisherige Transponder-Tags bei 13,56 oder 866 Megahertz.“
Im Projekt soll zu jedem Teil aus dem Sterilgut eine digitale Lebenszyklusakte angelegt und automatisch während des Kreislaufs gepflegt werden. So kann jedes Teil von den in der Klinik Zuständigen überwacht und in Echtzeit zurückverfolgt werden.
MDR-Anforderungen mit RFID ohne ein Vereinzeln erfüllen
Für die Anwender wird damit beispielsweise ersichtlich, wo sich bestimmte Instrumente gerade befinden, ob, wann und wofür sie genutzt und ob sie prozesskonform sterilisiert und gehandhabt wurden. Damit lassen sich die Anforderungen der EU-Medizinprodukteverordnung EU 2017/745, auch bekannt als Medical Device Regulation oder MDR, automatisiert erfüllen, ohne dass die Sterilgüter oder Siebe an den Lesepunkten vereinzelt werden müssen.
Am Projekt beteiligt sind neben Smartrac Speciality und der RUB die Unternehmen ID4us GmbH in Duisburg, die IT4process GmbH in Herzogenrath, die Tuttlinger Aesculap AG und die Instruclean GmbH in Essen. Des Weiteren arbeiten mit die Universitätskliniken Köln und Essen, das Helios-Universitätsklinikum Wuppertal, die Hochschule Krefeld, das Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme IMS in Duisburg, die Deutsche Gesellschaft für Sterilgutversorgung, die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene, die Wissenschaftliche Gesellschaft für Krankenhaustechnik und der Verband OP-Management. (op)
Das Projekt Dast wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.
Kontakt zu Smartrac Specialty:
Smartrac Specialty GmbH
Gewerbeparkstraße 10
51580 Reichshof-Wehnrath
Website: www.rfid.averydennison.com