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Mitarbeiter, die in der Katheterproduktion tätig sind, müssen über viele Fähigkeiten verfügen, um die hohen Qualitätsstandards zu erfüllen. Dafür setzt Freudenberg Medical – ein weltweit tätiger Hersteller medizinischer Fertigprodukte, Komponenten und minimal-invasiver Lösungen – seit kurzem ein VR-Schulungsprogramm ein.
Die Überlegung dahinter: Bei konventionellen Schulungen müssen die Produktionslinien unterbrochen werden, um neue Mitarbeiter richtig einzuarbeiten. „Die Einführung neuer Kollegen in den Betrieb ist eine anspruchsvolle Aufgabe“, sagt Séamus Maguire, VP der Abteilung Lean Systems bei Freudenberg Medical. „In unserem Unternehmen gibt es viele hochspezialisierte Aufgaben, die mithilfe von Vergrößerungen ausgeführt werden müssen.“ Früher sei die Ausbildung in 1:1-Betreuung erfolgt: Es gab also jeweils einen Ausbilder, der den neuen Mitarbeiter geschult hat. „Das war sehr teuer.“ Darüber hinaus entsteht beim Arbeiten von Einsteigern an der Fertigungslinie, die direkt mit Rohmaterialien lernen, eine Menge Ausschuss.
Mehr als 100 Wiederholungen – und jeder in seinem Tempo
Nach einer erfolgreichen Einführung in Irland absolvieren neue Mitarbeiter in der Fertigung nun als Schulungsteilnehmer mit einer Virtual-Reality-Lösung mehr als 100 Wiederholungen in einer virtuellen Umgebung, bevor sie an der Fertigungslinie arbeiten. Die Schulung durchlaufen sie in ihrem eigenen Tempo, um ihrem individuellen Schulungsbedarf gerecht zu werden. Die VR-Schulung baut dabei das Muskelgedächtnis der Schulungsteilnehmer auf und macht sie mit der Terminologie der Werkstoffe und Geräte vertraut.
Vor der Integration der VR-Schulung dauerte es drei bis vier Wochen, bis ein Bediener den Rhythmus der Produktionslinien gefunden und die Taktzeit erreicht hatte. Diese Taktzeit ist ein Kernkonzept der schlanken Produktion. Sie wird durch die Zeit bestimmt, die für das Fertigstellen eines Produkts erforderlich ist. Nach drei Tagen VR-Schulung sind die neuen Bediener nun in der Lage, die Taktzeit der erfahrenen Kollegen einzuhalten. Das erhöht die Effizienz der Fertigung nach den Erfahrungen bei Freudenberg Medical um ein Vielfaches.
Nachhaltiger, da Mitarbeiter ohne Material üben
Durch das Anlernen per VR können die Mitarbeiter auch ohne Einsatz von Rohmaterial üben, was den Ausschuss erheblich reduziert. „Das entspricht dem Engagement von Freudenberg für Nachhaltigkeit“, sagt Lars Gerding, Vice President GBU Silicone & Vice President of Technology bei Freudenberg Medical. „Vor dem Hintergrund der weltweiten Störungen der Lieferkette in den letzten Jahren hat sich die Durchführung der VR-Schulungen besonders bewährt.“
Nach dem Start in Irland setzt Freudenberg Medical das Programm derzeit in einer Produktionsstätte für Katheter in den USA um. Laut Lars Gerding ist geplant, die VR-Schulungen auch an weiteren Standorten, an denen hochpräzise Arbeitsschritte unter Vergrößerung durchgeführt werden, umzusetzen. Langfristig sollen die Schulungen unternehmensweit eingeführt werden. (op)