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Für das professionelle Reinigen von Wunden wenden Ärzte viele Methoden an: Abgestorbenes Gewebe wird chirurgisch mit dem Skalpell entfernt, Absorbierende Verbände gelegt oder Fliegenlarven eingesetzt. Jede Methode hat Vor- und Nachteile – wobei gerade mit dem Skalpell die Gefahr groß ist, dass zu viel Gewebe entfernt wird. Deshalb haben Medizintechniker neue Methoden für eine saubere und effiziente Wundreinigung erprobt. Abgestorbenes Gewebe zu entfernen, wird in der Fachwelt als Debridieren bezeichnet.
Wundbehandlung nach dem Prinzip des Hochdruckreinigers
Ein vielversprechender Ansatz ist die Wundreinigung mittels Mikrowasserstrahl-Technologie. Dabei erzeugt eine Pumpe hohen Druck und leitet sterile Flüssigkeit über eine Düse auf die Wunde. Das Prinzip ähnelt einer Mini-Version des Hochdruckreinigers, mit dem man zum Beispiel die Steinplatten im Garten von Moos befreit. Auf diese Metapher jedenfalls greift das Schweizer Unternehmen Medaxis aus Baar zurück, wenn die Funktionsweise seines Produkts erklärt wird.
Das Gerät Debritom+ ist seit Anfang 2018 auf dem Markt und soll bald weltweit in Wundambulatorien, Spitälern sowie Notfallstationen eingesetzt werden. Die Voraussetzungen scheinen gut. Die Medaxis AG hat bereits einen regionalen Innovationspreis für das Gerät erhalten.
Das Debritom+ löst ein Vorgängergerät ab, das seit gut 15 Jahren im Markt war. Adrian Zweifel, der bei Medaxis für den Bereich Marketing zuständig ist, erläutert die Veränderungen: „Wir haben für das neue Gerät eine Medientrennung eingeführt, die den Einsatz bei der Wundbehandlung vereinfacht: Mit der Spülflüssigkeit kommen nur noch Einwegelemente in Kontakt.“ Damit entfällt das Spülen des Gerätes und Resterilisieren des Handstücks.
Elektrischer Antrieb brachte Vorteile gegenüber Vorgänger
Im Dienste einer einfachen Handhabung sollte auch das Antriebssystem überarbeitet werden. Die Vorgängerversion erzeugte den Druck über ein pneumatisches System, das an das Druckluftsystem im Krankenhaus angeschlossen wurde. Auch die Kombination mit einem Kompressor im Stahlgehäuse war für den mobilen Einsatz möglich. „Damit war das Gerät aber schwer, und seitens der Anwender gab es Vorbehalte wegen der Handhabung und wegen der Geräusche beim Betrieb.“
Für die Weiterentwicklung des Wundreinigungsgeräts hat das Start-up-Unternehmen Medaxis das Ingenieurbüro Carag herangezogen, das auf Medizintechnik spezialisiert ist. Dessen Experten standen vor der Herausforderung, beim Modernisieren alle Medizinnormen zu erfüllen. Als Ersatz für das pneumatische Antriebssystem wählten sie den bürstenlosen Flachmotor EC Flat 90, den die Maxon Motor AG aus Sachseln anbietet. Dieser liefert ein hohes Drehmoment bei einer kompakten Bauweise. Er treibt über einen Zahnriemen eine Kurbelwelle mit zwei Zylindern an. Damit wird eine leichte Pulsation des Wasserstrahls generiert.
„Für den Antrieb haben wir Komponenten gewählt, auf deren Qualität wir uns verlassen können“, sagt Zweifel. Um den EC Flat 90 einzusetzen, waren nur wenige Anpassungen an einem Standard- Antrieb nötig. Der Druck des Wasserstrahls lässt sich nun abhängig von der Motordrehzahl regulieren. Der Antrieb könnte den Strahl weit kräftiger machen als es bisher genutzt wird. „Die Drehzahl haben wir in unserem Gerät begrenzt, um nicht einen Druck zu erzeugen, der anstelle des geplanten Spülens eher in ein Schneiden übergeht.“
Das gesamte Gerät wiegt jetzt noch 5,6 kg und kann überall eingesetzt werden, wo eine Steckdose ist. Erstes Feedback zum Debritom+ haben Anwender aus Spitälern bereits gegeben. Es ist positiv, wie Melanie Süess, Kommunikationsverantwortliche bei Medaxis, sagt: „Zu Beginn ist eine Hemmschwelle vorhanden. Aber sobald die Wundspezialisten die Mikrowasserstrahl-Technologie eingesetzt haben, sind sie davon begeistert.“
Bild: Medaxis
Wasserstrahl an der Wunde
Das Mikrowasserstrahlgerät soll vor allem Patienten zu Gute kommen, die mit chronischen und schlecht heilenden Wunden zu kämpfen haben. Solche Wunden beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich und müssen regelmäßig behandelt werden. Um die Heilung wieder richtig in Gang zu bringen, sind eine gründliche und schonende Reinigung und das Abtragen störender Wundbeläge nötig.
Mit der Mikrowasserstrahl-Technologie lässt sich infiziertes und beschädigtes Gewebe sauber und präzise entfernen. Gleichzeitig wird durch den gebündelten Wasserstrahl eine Mikroblutung ausgelöst, was ebenfalls zu verbesserten Resultaten führt. Zu diesem Schluss ist auch eine Studie gekommen, bei der während drei Jahren 90 Patienten mit der Mikrowasserstrahl-Technologie behandelt worden sind. Die Heilungszeit bei ihren Wunden hat sich im Vergleich zu anderen Methoden um rund 30 % reduziert.