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Autoinjektoren sind Einweggeräte, die von Patientinnen und Patienten zur Selbstbehandlung von chronischen Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis verwendet werden. Sie bestehen aus einer vorgefüllten Spritze, einem Injektionsmechanismus und einer Schutzkappe. Trotz ihrer nützlichen Funktion haben Autoinjektoren, wie auch viele andere Home Use Devices, einen kurzen Lebenszyklus, da sie nach Gebrauch auf Mülldeponien landen oder verbrannt werden, wodurch wertvolle Materialien verloren gehen. Die zunehmende Verbreitung dieser Produkte in der häuslichen Pflege verschärft dieses Problem. Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat Erdmann Solutions eine partnerschaftliche Zusammenarbeit im Circulab, der Circular Economy Innovationsplattform, initiiert. Das gemeinsame Ziel: die Etablierung eines nachhaltigen Standards zur Kreislaufwirtschaft für medizinische Produkte zur Verabreichung eines vordosierten Medikaments. Diese umfasst den gesamten Prozess von der Nutzung über die Sammlung und Sortierung bis hin zur Wiederverwertung und Produktion neuer Produkte.
Die Umsetzung eines solchen kreislauffähigen Systems im stark regulierten Pharma- und Medizintechnikmarkt stellte die Partner von Anfang an vor zahlreiche Hürden. So erfordern unterschiedliche Systeme in verschiedenen Ländern, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften für den Transport gefährlicher Güter oder falsch deklarierter Abfall stetige Anpassungen und Optimierungen.
Herausforderungen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
Raimund Erdmann, Mitgründer der Designagentur Erdmann Solutions AG, blickt auf eine lange Tradition nachhaltiger Produktentwicklung zurück. Seit den sechziger Jahren arbeitet das Unternehmen daran, lange Lebenszyklen für Medizinprodukte mit Schweizer Präzision zu erreichen. Internationale Vorschriften zur Risikominimierung helfen dabei, erfolgreiche Geschäftsmodelle zu erkennen und umzusetzen. Ein Rücknahmeangebot beschleunigt die EU-Marktzulassung und den Weg zum zirkulären Produkt.
Zusammenarbeit ermöglicht nachhaltige Lösungen
In den letzten Jahren hat Erdmann Solutions kontinuierlich in medizinische Forschung, Ausbildung und Innovationsprojekte investiert und ein Kompetenzzentrum aufgebaut. Gemeinsam mit Partnern wurde ein Roboter entwickelt, der ein erster Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft ist. Dazu gehören Systemüberlegungen für Abholung und Anlieferung an die Pilot-Anlage, die Sortierung und Bilderkennung der Produkte für die automatische Demontage sowie eine Logistikkette für die Wiederherstellung. Die Transformation zur Kreislaufwirtschaft in der Pharma- und Medizintechnik-Branche ist komplex. Doch die Kooperation mit verschiedenen Partnern zeigt, dass nachhaltige Lösungen möglich sind.
Michèle Stöcklin, Human Centerd Designerin bei Erdmann Solutions betont, dass die nachhaltige Entwicklung und Umsetzung solcher Systeme ein wichtiger Schritt in eine umwelt- und ressourcenschonende Zukunft ist, denn Medizinprodukte der neuen Generation müssen vermehrt die Kundenbedürfnisse nach höherer Nachhaltigkeit berücksichtigen. „Wir freuen uns auf weitere Herausforderungen und Chancen auf diesem Weg“, so Stöcklin. Um diese Herausforderungen zu meistern, sind Branchenlösungen gefragt.
Pilotprojekt Hospicycle setzt auf effektives Kunststoffrecycling
Erfahrungen der Nutzer führen zu funktionaleren Produkten
Ein zentraler Ansatzpunkt dafür sind Human-Centered-Design-Prozesse, die nicht nur den Mensch, sondern auch die Natur und die Umwelt ins Zentrum stellen. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen werden Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzer direkt in die Entwicklung mit einbezogen. Dies führt nicht nur zu funktionaleren Produkten, sondern fördert auch die Akzeptanz und den langfristigen Erfolg der eingeführten Lösungen.
Angebote zu Circular Economy sind in der Medizintechnik-Branche überfällig
Wichtig für die nachhaltige Produktentwicklung ist auch das Design für Disassembly. Hierbei werden Pharma- und Medizinsysteme so konzipiert, dass sie nach Gebrauch leicht zerlegt und recycelt werden können. Der Einsatz von Monomaterialien oder die Reduktion von Materialmixen spielt dabei eine entscheidende Rolle. Dies erleichtert die Wiederverwertung und verringert den ökologischen Fußabdruck der Produkte erheblich.
Ein weiterer innovativer Ansatz ist das Re-Engineering von Medikamentenapplikationen mit dem Ziel der Wiederverwendung. Durch die Entwicklung von Systemen, die mehrfach benutzt werden können, wird nicht nur Abfall reduziert, sondern es werden auch Ressourcen geschont. Ergänzend dazu bieten viele Unternehmen mittlerweile Take-Back-Programme an, die es den Nutzern ermöglichen, gebrauchte Produkte zurückzugeben, um sie fachgerecht recyceln oder wiederverwenden zu lassen. (su)
Weitere Informationen zu Circulab
Das Circulab wurde als Circular Economy Innovationsplattform zum Austausch unter den Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen sowie die Infrastruktur für die Zusammenarbeit von Erdmann Solutions mit den akademischen Partnern Stanford University, ETH Zürich und FH Winterthur gegründet.