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PPWR: Wie Südpack Verpackungen nachhaltiger macht

Verpackungsentwicklung
PPWR: Wie Südpack Verpackungen nachhaltiger macht

Die EU bereitet mit der Packaging & Packaging Waste Regulation PPWR eine Verordnung vor, die Verpackungen nachhaltiger machen soll. Das wird mittelfristig auch die Pharma- und Medizintechnik-Branche betreffen. Südpack Medica richtet seine Verpackungsentwicklung schon jetzt daran aus. Auch Kunden können Varianten mittels Software-Tool bewerten.

Vera Sebastian
Fachjournalistin in München

Die bisherige Richtlinie wird durch eine EU-weit gültige Verordnung ersetzt: So ist es im Bereich Verpackung geplant. Mit der Packaging & Packaging Waste Regulation, kurz PPWR, werden sich die Anforderungen an Verpackungen in der EU enorm verschärfen. Nach heutigem Kenntnisstand sollen die Regelungen ab 2035 greifen. Damit werden Änderungen erforderlich, unter anderem in Bezug auf Verpackungsdesign, Recyclingfähigkeit und auch auf die Rezyklateinsatzquoten bei Kunststoffverpackungen.

PPWR: Angekündigte Verordnung jetzt schon einplanen

„Zwar gilt die Verordnung, die auf EU-Ebene voraussichtlich ab 2025 verpflichtend wird, zunächst nicht für die Verpackung von Medizingütern und Pharmazeutika“, erklärt Thomas Freis. Er ist Geschäftsführer der Südpack Medica AG, einem Anbieter von Hochleistungsfolien in Baar in der Schweiz. „Aber die PPWR wird zu einem späteren Zeitpunkt auch in diesen Märkten greifen.“

Verpackungen vermeiden, reduzieren, wiederverwenden

Unabhängig von den Vorgaben ist die Produktverpackung aber schon heute ein Bereich, in dem Potenzial zur Verbesserung der Ökobilanz schlummert. Mit dieser Herausforderung beschäftigt sich Südpack Medica bereits seit längerem. Die Entwickler wollen Produktschutz und Nachhaltigkeit in einer Lösung vereinen, um so materialeffiziente und nachhaltige Lösungen anbieten zu können.

Südpack hat gemäß PPWR eine neue Blisterverpackung vorgestellt

Ein Beispiel dafür ist die Pharmaguard-Lösung: Sie kann eine konventionelle, auf PVC/PVdC und Aluminium basierende Blisterverpackung ersetzen, ohne Abstriche bei der Produkt- und Packungssicherheit. Das ressourcenschonende, recyclingfähige Konzept hat Südpack Anfang 2023 vorgestellt. Eingesetzt wird nur ein Material: Aus PP werden in einem speziell ausgelegten Coextrusionsverfahren Ober- und Unterfolien hergestellt. „Aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften wie etwa seiner hervorragenden Wasserdampfbarriere ist PP in puncto Produktschutz im Vergleich zu PVC mindestens als gleichwertig anzusehen“, betont Jürgen Bodenmüller, der den Bereich Business Development bei Südpack Mdedica verantwortet. Am Ende der Nutzungsphase lassen sich die Folien den bereits etablierten Wertstoffströmen zuordnen.

PP-Folie hat bessere Ökobilanz als das Pendant aus PVC

Interessant ist die Lösung aber auch wegen ihrer sehr günstigen Ökobilanz. PP hat eine geringe Dichte und ist zudem sehr ergiebig. Das zeigt sich im direkten Vergleich. Ein Quadratmeter einer 250 µm starken PP-Folie wiegt etwa 225 g. Das gleichstarke Pendant in PVC bringt hingegen 337 g auf die Waage. Damit liefert ein Kilo PP fast 50 % mehr Fläche und zugleich auch mehr Verpackungseinheiten.

Im Vergleich zu konventionellen Blisterlösungen weist Pharmaguard insgesamt eine deutlich reduzierte Klimawirkung, gemessen in CO2-Äquivalenten, auf, sowie einen geringeren Energie- und Wasserverbrauch. Gemäß interner Berechnungen ist beispielsweise der CO2-Fußabdruck eines Pharmaguard-Blisters aus PP um fast 50 % niedriger als der eines herkömmlichen PVC/PVdC-Blisters.

Kreislaufwirtschaft: Was für Medizinprodukte machbar ist

Diese Zahlen lieferte ein Screening Life-Cylce-Assessment von Sphera. Dabei werden die Umweltwirkungen grob abgeschätzt, in dem man die relevantesten Materialien betrachtet und mit Durchschnittsdaten arbeitet – was mit weniger Aufwand zu Erkenntnissen führt als eine vollständige Ökobilanz.

PP-Blister-Verpackungskonzept mit breiterem Prozessfenster

Dass das neue Verpackungskonzept den Nerv trifft, zeigt die steigende Nachfrage. Aktuell stellt Südpack Medica bereits eine weitere Variante zur Verfügung, die im Bereich Tiefziehen und Siegeln ein breiteres Prozessfenster aufweist. Das bietet Vorteile gegenüber marktüblichen PP-Folien: Für Unternehmen mit unterschiedlichen Blisteranlagen, wie beispielsweise Contract Development and Manufacturing Organization (CDMO), erleichtert es die Verarbeitung der PP-Blister.

Inzwischen hat Südpack sein eigenes LCA-Software-Tool entwickelt. Damit lassen sich die tatsächlichen Umweltauswirkungen von Verpackungslösungen wie auch deren Kreislauffähigkeit ganzheitlich bewerten. Das ermöglicht es Südpack, entlang der Prozesskette auf Fakten zurückzugreifen und sich für Verpackungskonzepte zu entscheiden, die die technischen Anforderungen erfüllen und zugleich ökologisch sinnvoll sind. Dabei modellieren die Fachleute im Unternehmen auch unterschiedliche End-of-Life-Szenarien, denn bei flexiblen Folien gehen rund 15 % des CO2-Fußabdrucks auf die Phase nach ihrer Nutzung zurück.

Nachhaltige Verpackung: Folien für Medizinprodukte in den Kreislauf führen

Eigenes LCA-Software-Tool bei Südpack im Einsatz

Das Instrument wird im Entwicklungsprozess für eigene Produkte eingesetzt, es steht aber auch für Kundenprojekte zur Verfügung. Diese können damit bestehende Verpackungslösungen auf den Prüfstand stellen lassen und auch nachhaltigere Alternativen vergleichen.

Enthalten Verpackungsabfälle beispielsweise unterschiedliche Materialien oder erweisen sich als kontaminiert, lassen sie sich bis dato mechanisch nicht recyceln. In solchen Fällen ist das chemische Recycling eine interessante Verwertungsoption. „Wir gewinnen dadurch die wichtige Ressource Kohlenwasserstoff in Neuwarequalität zurück und können diese erneut in den Kreislauf einbringen“, betont Dirk Hardow, der die Business Unit FF&C bei Südpack leitet. Er ist auch für die Implementierung von Kreislaufmodellen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Südpack verantwortlich. In seiner Rolle als Geschäftsführer der Carboliq GmbH treibt Hardow zudem die Technologie des chemischen Recyclingverfahrens für Südpack voran. Das Remscheider Unternehmen nutzt eine eigene Depolymerisationstechnologie, die zu einer hochwertigen flüssigen Ressource führt, aus der sich neue Polymere herstellen lassen.

Südpack übernimmt Mehrheitsanteile an Carboliq

Laut Südpack PPWR nur umsetzbar mit chemischem Recycling

Das zusätzliche Verfahren ist wichtig, denn nach heutigem Stand der Technik sind die in der PPWR geforderten Rezyklateinsatzquoten nur zu erreichen, wenn auch chemisches Recycling durchgeführt wird. „Im europäischen Binnenmarkt jedenfalls stehen derzeit keine ausreichenden Rezyklatmengen zur Verfügung, die auch für den Kontakt mit Lebensmitteln sowie Pharma- und Medizinprodukten zugelassen sind“, sagt Hardow.

Trotz aller Anstrengungen steht aber die Gesundheitsbranche erst am Anfang in Fragen der Nachhaltigkeit. Doch ganz gleich, ob es sich um eine Produktverpackung mit weniger schädlichen Auswirkungen oder eine ökologisch wie ökonomisch sinnvolle Verwertungsoption handelt: Jeder Schritt zählt – darin sind sich die Fachleute bei Südpack einig.
Auf den „Zauberstoff“ Kunststoff könne man auf absehbare Zeit aus unterschiedlichen Gründen nicht verzichten, insbesondere in der Medizingüter- und Pharmaindustrie.

www.suedpack-medica.com


Mehr über die PPWR

Den ersten Entwurf für die Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR) gab es in der EU im November 2022. Die Verordnung soll die Verschmutzung durch Verpackungen senken und eine Kreislaufwirtschaft für Verpackungen fördern.

Dafür werden Anforderungen an das Design von Verpackungen definiert: Diese sollen recyclingfähig gestaltet sein und Recyclingmaterialien enthalten. Unternehmen, die in der EU produzieren oder Verpackungen in die EU liefern, sind von den Regelungen betroffen.

Fachleute rechnen damit, dass eine endgültige Version der Verordnung bis 2024 vorliegen könnte. Die Umsetzung könnte dann 2025 beginnen. Allerdings sind dafür Fristen vorgesehen.

Bis zum Jahr 2030 zum Beispiel müssten dann alle Verpackungen auf dem EU-Markt recycelbar sein – und einen Mindestanteil an Post-Consumer-Recyclingmaterial (PCR) enthalten. Als PCR wird Material bezeichnet, das aus den Abfällen der Endverbraucher hergestellt wird. Der vorgeschriebene Anteil an PCR ist unterschiedlich und hängt vom Material selbst ab sowie von der Art der Verpackung. Weitere fünf Jahre später, also 2035, müssten Hersteller auch nachweisen, dass ihre Verpackungen recycelt werden können.

Um Recycling-Material in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung zu haben, sind Investitionen in moderne Recyclingtechnologien erforderlich. Auch müssen Abfälle effizient gesammelt und sortiert werden. Wer Verpackungen herstellt oder in Verkehr bringt, soll dafür in finanzieller Hinsicht Verantwortung übernehmen und einen Teil der Kosten für Sammlung, Sortierung und Recycling mittragen. Bestimmte Verpackungen sollen ganz verboten werden, zum Beispiel solche für frisches Obst und Gemüse oder Hotelverpackungen für Kosmetika.

Bisher gilt die EU-Verpackungsrichtlinie, der zu Folge jedes EU-Land eigene Maßnahmen definiert, um Verpackungsabfälle zu reduzieren.

https://hier.pro/eGlZJ

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