Kunststoff ist aus der Medizintechnik nicht mehr wegzudenken. Doch angesichts stetig wachsender Plastikmüllmengen in einem Krankenhaus stellt sich die Frage, wie diese Kunststoffabfälle bestmöglich im Kreislauf geführt werden können. Im Projekt „Hospicycle“ hat die Oberösterreichische Gesundheitsholding (OÖG), Linz, gemeinsam mit dem TCKT Transfercenter für Kunststofftechnik GmbH, Wels, der Walter Kunststoffe GmbH, Wels und Gunskirchen, sowie der Greiner Packaging GmbH, Kremsmünster, ein Abfallkonzept entwickelt, um künftig krankenhausspezifische Kunststoffabfälle zu trennen und zu recyceln. Die Altstoff Recycling Austria (ARA), der Kunststoff- und der Medizintechnik-Cluster haben das Projekt begleitet.
6000 t Abfall pro Jahr verarbeiten
An den Standorten der OÖG-Regionalkliniken und am Kepler Universitätsklinikum in Linz fallen jährlich mehr als 6000 Tonnen Abfall an. Davon sind allein in den Regionalkliniken 90 Tonnen Kunststoffverpackungen. „Aus Hygienegründen ist es im Klinikalltag nicht möglich, komplett auf Kunststoff zu verzichten oder diesen durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. Jedoch können wir den Kampf gegen Kunststoffabfälle mit Recycling vorantreiben, um unseren Beitrag zu einem klimaneutralen Spitalsbetrieb zu leisten“, betont OÖG-Geschäftsführer Karl Lehner.
Projekt Hospicycle: 150 Müllsäcke durchforstet
Zu Beginn des Projekts wurden am Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck, am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr und am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums als größte Standorte Abfallanalysen durchgeführt. Vier Tage lang wurden insgesamt 150 Müllsäcke mit Kunststoffabfällen geprüft. Es wurden rund 120 kg Abfall dokumentiert, untersucht und bewertet. Dabei wurden 6000 Artikel in 160 Gruppen aufgeteilt. Es konnten fünf Artikelgruppen identifiziert werden, die in großen Mengen anfallen. Verunreinigter Abfall – etwa durch Bakterien oder Körperflüssigkeiten – wurde von vornherein ausgeschlossen. Gesammelt wurden nur vollständig entleerte Verpackungen.
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Potenzielle Artikel identifiziert und separiert
Der zweite Schritt war eine Mustersammlung eben dieser potenziell interessanten Artikel über 14 Tage. Dabei ging es vor allem auch darum, einen möglichen Sammelprozess für diese Abfallartikel im Krankenhaus zu etablieren, separiert vom restlichen Kunststoffabfall. Deshalb war es auch Teil des Projekts zu analysieren, wo die Abfälle anfallen. Denn klar war: Die Abfälle sollen möglichst nah am Ort der Entstehung gesammelt werden, um Transportwege und das Kontaminationsrisiko von restlichen Kunststoffabfällen auf ein Minimum zu reduzieren.
Erfolgreiche Versuche für die Wiederverwertung
Die gesammelten Abfallartikel wurden am TCKT geschreddert, gewaschen und anschließend zu Granulaten verarbeitet. „Um die Kunststoffabfälle weiterverarbeiten zu können, müssen sie sortiert, gereinigt und zerkleinert werden. Durch anschließendes Aufschmelzen und Extrusion, Blasformen oder Spritzgießen wird aus den Artikeln ein Granulat hergestellt, das – je nach Qualität – entweder vollständig genutzt oder mit Neuware gemischt wieder zu allen möglichen Artikeln verarbeitet werden kann, zum Beispiel in Form von Flaschen, Kanistern und Folien“, erklärt Christoph Burgstaller, Geschäftsführer von TCKT.
Becher und Müllsäcke aus Abfällen
Eine Prüfung zeigte schließlich, dass durch die sortenreine Sammlung eine hohe Qualität erreicht wird, was wiederum eine Wiederverwendung zur Herstellung von Verpackungsmaterial und damit Haltung im Kreislauf ermöglicht. Zu Testzwecken wurde dafür auch ein Verpackungsbecher aus 100 % Recyclingmaterial hergestellt. „Mit den vorhandenen Verpackungsfolienabfällen konnten zudem Müllsäcke in verschiedenen Größen hergestellt werden, die dann wieder in Spitälern genutzt werden können“, erläutert Hannes Meier von Walter Kunststoffe (M2 Consulting).
Kreislaufwirtschaft verlangt nach Zusammenarbeit
„Dieses Projekt zeigt, wie ganzheitlich Kreislaufwirtschaft gesehen werden muss, um erfolgreich zu sein. Erst die Zusammenarbeit aller Stakeholder machte dies möglich. Kreislaufwirtschaft muss von allen definiert, getragen und umgesetzt werden“, sagt Stephan Laske, Global Director R&D von Greiner Packaging International.
Umsetzung an jeder OÖG-Klinik möglich
Nach Ende des gemeinsamen Projekts wurde noch innerhalb der OÖG konkret an jedem Standort geprüft, welche Maßnahmen dort nötig sind, um das neue Sammelkonzept umzusetzen. Dabei hat sich gezeigt: Grundsätzlich ist die Sammlung an jedem Standort der Regionalkliniken möglich, jedoch mit unterschiedlichem Aufwand. „Wir sind stolz, dass es uns gelungen ist, mit dem Projekt Hospicycle aufzuzeigen, dass auch im Spitalsbereich ein nachhaltiger Umgang mit Kunststoffabfällen möglich ist – auch ohne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich zu belasten“, sagt OÖG-Geschäftsführer Karl Lehner.
Vom Pilotprojekt in die Breite: Es braucht mehr Partner
„Hospicycle hat gezeigt, dass es möglich ist, Kunststoffe aus Krankenhausabfall zu recyceln. Damit aus dem Pilotprojekt etwas Nachhaltiges entsteht, braucht es wesentlich mehr Mengen, die recycelt werden. Wir sind deswegen auf der Suche nach weiteren Partnern/Spitälern, die eins tun: Mitmachen!“, sagt Stephan Laske von Greiner Packaging International. Christoph Burgstaller, Geschäftsführer von TCKT ergänzt: „Ich hoffe, dass dieses Projekt als Initiator dient, und dass unser Konzept auf viele Spitäler umgelegt werden kann, da damit eine große Menge an Kunststoff recycelt und somit auch eine erhebliche Menge an neuen Rohstoffen und damit auch CO2 eingespart werden kann“.
Mehr zum Pilotprojekt Hospicycle: www.tckt.at