„Pfft, pfft, pfft.“ Die Messung des Blutdrucks ist weltweit die am häufigsten durchgeführte Untersuchung in Krankenhäusern und Arztpraxen. Druck am Arm, kaltes Stethoskop in der Armbeuge, irgendwann die Ansage „120 zu 75“ – bei diesen Werten darf man sich freuen.
Blutdruck messen: Erste blutige Versuche
Auch über die heute verfügbaren Messemethoden können wir uns nicht mehr beschweren. Denn die erste Blutdruckmessung war blutig – durchgeführt 1713 vom englischen Physiologen Stephan Hales. Er führte dazu ein Glasrohr in die Halsschlagader eines Pferds ein. Das Blut stieg im Rohr auf etwa 2,5 m. Das Tier überlebte die Prozedur allerdings nicht.
Erste so genannte Spyrographen oder Spyrometer zur indirekten Blutdruckmessung wurden vom deutschen Physiologen Karl von Vierordt (1818 – 1884) und dem österreichischen Pathologen Samuel Siegfried Karl Ritter von Basch (1837 – 1905) erfunden. Doch erst die einfache Methode des Italieners Scipione Riva-Rocci, 1896 veröffentlicht, setzte sich durch: Als Manschette verwendete er zunächst einen Fahrradschlauch, später Gummimanschetten.
Manschette hilft beim Messen des Blutdrucks
Praktiziert wird diese Grundtechnik der Blutdruckmessung seit über 100 Jahren. Ihr Prinzip ist so genial wie einfach: Die Manschette am Oberarm wird so lange aufgepumpt, bis sie die dortige Arterie derart abdrückt, dass unterhalb der Manschette kein Puls mehr hörbar ist oder am Handgelenk kein Puls mehr fühlbar ist. Danach wird der Druck langsam aus der Manschette gelassen. Mit Blick auf deren Druckanzeige lauscht der Untersucher per Stethoskop, ab welchem Druck der Puls überhaupt wieder zu hören ist – das entspricht dem systolischen, also dem maximalen Druck, mit dem das Herz das Blut in den Kreislauf pumpt. Und zweitens, ab welchem Druck die mit dem Puls auftretenden Verwirbelungsgeräusche nicht mehr zu hören sind – das entspricht dem diastolischen, also dem niedrigsten Druck, wenn das Herz sich wieder mit Blut füllt.
Die größten Fehler beim Messen des Blutdrucks sind falsche Manschettengröße und falsche Messposition: zu schmale Manschetten messen zu hohe Werte, zu breite zu niedrige; die Manschette sollte auf Herzhöhe liegen – auch bei den automatischen Messungen mit einem Gerät am Handgelenk. Die Messung erfolgt am Besten im Sitzen und in Ruhe. Sprechen, Stuhl- oder Harndrang sowie der so genannte Weißkitteleffekt beeinflussen den gemessenen Wert: die Aufregung beim Arztbesuch um bis zu 22 mm Hg. Selbst das Überkreuzen der Beine hat einen Effekt. Und zwischen dem rechten und dem linken Arm kann es zu Abweichungen von bis zu 10 mm Hg kommen.
Wie der gemessene Blutdruck angegeben wird
Die mm Hg sind nur eine der Einheiten, in denen der Blutdruck angegeben wird. Unabhängig davon, wie man misst, zeigen Blutdruckwerte zwar immer den Überdruck gegenüber dem Druck der Atmosphäre an. Nach dem Internationalen Einheitensystem gibt man diese in Pascal an. Aufgrund der historischen Entwicklung der Messgeräte, die zunächst vorwiegend Quecksilbermanometer verwendeten, ist bei Ärzten in der EU und der Schweiz jedoch die Einheit Millimeter Quecksilbersäule gängig, kurz mmHg. Die USA nutzen wiederum die Einheit Torr – benannt nach Evangelista Torricelli, der das Quecksilberbarometer erfand.
Und woher kommt der messbare Druck? Pro Minute zieht sich das menschliche Herz 60 bis 80 Mal zusammen und dehnt sich wieder aus. Dabei pumpt es ungefähr 5 l Blut durch den menschlichen Körper. Doch der Blutdruck ist keine statische Größe. So reagiert das Herz auf körperliche Anstrengung mit mehr Leistung. Die Blutdurchflussmenge kann so bis auf das Fünffache steigen – und der Blutdruck dementsprechend in die Höhe schießen. Daher sollte er am Besten immer in Ruhe gemessen werden.
Blutdruck am besten häufig messen
Eine einmalige Blutdruckmessung ist aber nur ein Schlaglicht auf den sich über den Tag verändernden Blutdruck. Wer es genauer wissen will, sollte also häufiger messen, am Besten immer zur gleichen Zeit und unter den gleichen Bedingungen. Und wer von Bluthochdruck betroffen sein könnte, sollte es ganz genau wissen und eine Langzeitblutdruckmessung (ABDM) machen, bei der er rund 24 h eine Blutdruckmanschette trägt, die sich in festgelegten Intervallen automatisch aufpumpt und misst. Ein angeschlossenes Gerät oder eine App auf dem Handy speichert die Daten. Die ABDM gilt als Goldstandard, um den Schweregrad einer arteriellen Hypertonie zu beurteilen.
Ein tragbares Sensorsystem in Form einer Armbanduhr, mit dem sich der Blutdruck kontinuierlich überwachen lässt, entwickelten 2018 Forscher des Tyndall National Institutes des University College Cork in Irland. Dabei misst die Smartwatch die so genannte Puls-Transit-Zeit: die Zeit, die eine mit dem Herzschlag erzeugte Pulswelle benötigt, um in einem peripheren Körperteil, in diesem Fall dem Handgelenk, anzukommen. Den Beginn der Pulswelle, die Herzkontraktion, ermittelt die Smartwatch per EKG über eingebaute kontaktlose Elektroden, so genannte Epic-Sensoren. Die Ankunft im Handgelenk zeigt die dortige Gefäßerweiterung, die mit grünem LED-Licht erkannt wird. Die Messwerte kombiniert die Smartwatch mit Puls, Aktivität, Umweltparameter und Lebensstil.
Bluthochdruck: „lautloser Mörder“
Und warum der ganze Aufwand? Weil zu hoher Blutdruck von den Betroffenen sonst meist nicht bemerkt wird, aber Folgeschäden verursacht: das Arterioskleroserisiko steigt, Herzmuskel, Augen oder Nieren können geschädigt werden. Herzinfarkt und Schlaganfall drohen. Kein Wunder also, dass dauerhafter Bluthochdruck auch als „lautloser Mörder“ bezeichnet wird.
Regelmäßige Kontrollen sind angesagt – und die Bandbreite an Geräten ist hoch. Wer gefährdet ist und über den Tag verteilt messen muss, kann zumindest das Protokollieren inzwischen mit Hilfe diverser Apps bewerkstelligen.
Weitere Informationen rund um den Blutdruck und wie man ihn misst:
www.hochdruckliga.de