Das natürliche Antibiotikum Thanatin soll als Ausgangsstoff für die Entwicklung neuer Antibiotika-Klassen dienen. Ein interdisziplinäres Team der UniversitätZürich und der ETH Zürich konnte erstmals zeigen, wie der aus der nordamerikanischen Baumwanze Podisus maculiventris gewonnene Wirkstoff gegen gramnegative Bakterien wirkt. Zu dieser Gruppe von Keimen gehören gefährliche Krankheitserreger wie Pseudomonas aeruginosa,
das lebensbedrohliche Lungeninfektionen verursacht, sowie pathogene Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli.
Alle gramnegativen Bakterien besitzen eine doppelte Zellmembran, wobei die äußere Membran das Eindringen potenziell giftiger Substanzen verhindert. Die Außenseite dieser Membran besteht aus Lipopolysacchariden. Ohne diesen Schutz sind die Bakterien nicht lebensfähig.
Es gelang der Nachweis, dass Thanatin den Transport der Lipopolysaccharid-Bausteine zur äußeren Membran unterbricht. Der Transportweg besteht aus einer Superstruktur von sieben Proteinen, die sich zusammenlagern. Entlang dieser Struktur wandern die Lipopolysaccharide zur Zelloberfläche. Thanatin blockiert die Wechselwirkung zwischen den Brückenproteinen: Die Lipopolysaccharide gelangen nicht an ihren Bestimmungsort, die äußere Membran kann nicht aufgebaut werden und die Bakterien sterben ab.