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Leitlinien-Update: Medizin mit Blick auf Nachhaltigkeit

Medizinische Versorgung
Leitlinien-Update: Medizin mit Blick auf Nachhaltigkeit

Leitlinien-Update: Medizin mit Blick auf Nachhaltigkeit
Wenn der Hausarzt die Übersicht behält, lässt sich nach Ansicht der Degam die medizinische Versorgung verbessern (Bild: Kzenon/stock.adobe.com)
Patienten nicht über-, aber auch nicht unterversorgen: Wie sich das erreichen lässt, darauf geht eine aktuelle Leitlinie der Degam ein. Auch im Blick der Mediziner: die nachhaltige Ausrichtung des Gesundheitssystems.

Über- und Unterversorgung von Patienten ist nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (Degam) in strukturelles Problem. Daher hat die Degam ihre Leitlinie „Schutz vor Über- und Unterversorgung – gemeinsam entscheiden“ überarbeitet.

Im Update werden konkrete Beispiele für Über- oder Unterversorgung genannt: Nicht alle MRT und CT, die durchgeführt werden, seien wirklich notwendig. Auch manche chirurgischen Eingriffe brauche es nicht unbedingt. „Bei den Medikamenten haben wir in den letzten Monaten erlebt, dass es im Sinne aller ist, wenn nur diejenigen, die ein Arzneimittel unbedingt brauchen, auch eines bekommen sollten. Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit“, sagt Prof. Martin Scherer, Präsident der Degam und federführender Autor der Leitlinie.

Zu viel Medizin könne schädlich sein, zudem fehlten durch Überversorgung und -diagnostik die Mittel für das, was wirklich wichtig ist. Mit der aktualisierten Leitlinie will die Degam mehr Aufmerksamkeit schaffen. Hausärztinnen und Hausärzten sollen auch konkrete und evidenzbasierte Empfehlungen gegen Über- und Unterversorgung an die Hand bekommen.

CO2-Emissionen im Gesundheitswesen sind zu hoch

In Zeiten der Klimakrise und immer noch zu hoher CO₂-Emissionen im Gesundheitswesen sei dieses Thema doppelt relevant, heißt es. Je mehr Leistungen erbracht werden, desto höher fallen die CO₂-Emissionen im Gesundheitswesen aus. Die Leitlinie zeige auf, welche Leistungen in der Medizin eingespart werden können.

Das große Potenzial der „grünen“ Dialyse

Die seit April 2023 vorliegende aktualisierte Leitlinie ist nach Angaben der Degam bisher die einzige in Deutschland, die auf konkrete Änderungen in der ärztlichen Praxis abzielt. Bereits 2019 hatte die Degam erstmalig eine Leitlinie „Schutz vor Über- und Unterversorgung – gemeinsam entscheiden“ vorgestellt.

„Vom Falschen zu viel und vom Richtigen zu wenig – auf dieses Problem in der Medizin haben wir als Fachgesellschaft schon 2019 mit unserer S2e-Leitlinie erstmals aufmerksam gemacht“, so Prof. Scherer.

Patientensicherheit fördern und Ressourcen verantwortlich nutzen

Für die neue Leitlinie wurden in einem aufwendigen Prozess Degam-Leitlinien und Nationale Versorgungsleitlinien in Hinblick auf Über- und Unterversorgung analysiert und als eigene Leitlinie mit evidenzbasierten Empfehlungen gegen Über- und Unterversorgung zusammengefasst. Sie soll die Patientensicherheit fördern und helfen, mit den Ressourcen verantwortlich umzugehen.

Das sei heute wichtiger denn je, da es nicht mehr „nur“ um finanzielle oder personelle Ressourcen geht, sondern auch um den Umgang mit der Umwelt: „Planetary Health“, sagt Scherer, „ist endlich auch in der Medizin angekommen. Wir werden die CO₂-Emissionen nur senken können, wenn wir kritischer hinschauen, was wirklich absolut notwendig ist – und was wir weglassen können.“

Forschung kann zu mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen verhelfen

Im Übrigen sei der beste Schutz gegen Über- und Unterversorgung die Stärkung der Hausarztmedizin: Über- und Unterversorgung entstehen vor allem dann, wenn es keine Hausarztpraxis gibt, die als zentrale Instanz den Überblick über die Leistungen, die von den fachärztlichen Kolleginnen und Kollegen erbracht werden, behält.

Zur Leitlinie „Schutz vor Über- und Unterversorgung – gemeinsam entscheiden

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